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GesellschaftDänemark

Nicht nur in Dänemark: Jeder fünfte Staat ist eine Monarchie

13. Januar 2024

Dänemark hat einen neuen König. In zwölf europäischen Staaten "regieren" Monarchen - gar nicht so selten also. Auch im Rest der Welt herrschen Könige, Kaiser, Emire und Sultane, teils mit absoluter Macht.

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Königin Margrethe II winkend mit Familienmitgliedern auf einem Balkon
Margrethe II. übergibt an Frederik (li.): Die weltweit derzeit einzige Königin geht in RenteBild: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix/AFP/Getty Images

Das dänische Königshaus folgt einem Trend. Außer in Großbritannien sterben die Monarchen neuerdings nicht mehr im Amt, sondern machen ihren Kindern noch zu Lebzeiten Platz. Frederik von Dänemark ist auch schon 55 Jahre alt und wurde ein Leben lang auf den Job vorbereitet, den er, so kolportiert es seine Biografin, lange Zeit nicht haben wollte. "Ich will kein König werden", soll er schon seinem Kindermädchen zugerufen haben. Die wilden Zeiten als rebellischer "Partyprinz" sind für Frederik lange vorbei. Er hat mit seiner australischen Frau Mary Thronfolger gezeugt und wird den Fortbestand des ältesten Königsgeschlechts in Europa garantieren. Die Dänen, seine Untertanen, finden das gut. 80 Prozent sind laut Umfragen mit ihren Regenten zufrieden.

In der Warteschlange für die Thronfolge sind jetzt noch in Schweden Prinzessin Victoria und in Norwegen Prinz Haakon. Victoria steht bereit, ihren Vater Carl XVI. Gustaf beerben, der seit 50 Jahren auf dem Thron sitzt. Haakon würde seinem 86 Jahre alten Vater König Harald V. nachfolgen, der wegen angeschlagener Gesundheit kaum noch in Erscheinung tritt.

Viktoria von Schweden mit ihrem Ehemann Daniel Westling
Victoria von Schweden wird irgendwann Königin: Sie wäre der nächste weibliche Monarch weltweitBild: AP

Europas Monarchen sind Demokraten, bis auf einen

Alle Königinnen und Könige in Europa haben als Staatsoberhäupter von Demokratien nur repräsentative Funktionen und kaum politische Macht. Das gilt auch für die Fürstenhäuser in Luxemburg und Liechtenstein. Eine relativ starke Stellung hat der regierende Fürst Albert im Zwergstaat Monaco, von Frankreich umschlossen am Mittelmeer gelegen. In Andorra, einem weiteren Zwergstaat in einem Hochtal zwischen Frankreich und Spanien, fungieren zwei Ko-Fürsten als Staatsoberhäupter. Der eine Fürst ist immer der spanische Bischof von Urgell. Der andere Fürst ist immer der Staatspräsident von Frankreich. Emmanuel Macron ist also nicht nur Präsident der Republik Frankreich, sondern auch Fürst in der parlamentarischen Demokratie Andorra.

Macron und der Bischof in einem Gruppenbild
Überwiegend demokratische Monarchien: Staatspräsident Macron (3. v. li.) ist Fürst von Andorra, zusammen mit Bischof Vives i Sicilia (4. v. li.)Bild: Batard Patrick/ABACA/picture alliance

Etwas aus dem Rahmen fällt die einzige Wahlmonarchie in Europa, in der der Thron nicht vererbt, sondern durch ein Wahlmännergremium vergeben wird. Die Rede ist vom Vatikan. Papst Franziskus ist nicht nur Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern auch absoluter Herrscher im kleinsten Staat der Welt, der Vatikanstadt.

Leben als Seifenoper

"Ich glaube, die meisten Bürger von Staaten mit monarchischer Ordnung haben eigentlich Spaß an ihrer Monarchie", meint die Historikerin und Adelsexpertin Monika Wienfort zu der Tatsache, dass es in Europa noch sieben souveräne Königshäuser und fünf Fürstentümer gibt. In keinem Land gebe es ernsthafte Bestrebungen, diese Staatsform abzuschaffen. Selbst Rücktritte und Thronwechsel führten nicht zu Krisen, von kleineren Protesten republikanisch gesinnter Gruppen abgesehen, sagte Monika Wienfort schon anlässlich des Thronwechsels in den Niederlanden.

Das Königtum hat sich überall dort in Europa gehalten, wo es keine bürgerlich-revolutionäre Umwälzungen gab, wie etwa in Frankreich, Italien, Österreich oder Deutschland. Da fast alle Königshäuser irgendwie miteinander und vor allem mit deutschem Adel verwandt sind, böte sich im Fall eines Falles immer noch die Möglichkeit, zur Verwandtschaft zu ziehen, meint die Geschichtsprofessorin Monika Wienfort von der Universität Potsdam ein wenig schmunzelnd.

Harry und Meghan küssen sich in einer Küche
TV-Doku, Bücher, Interviews: Prinz Harry und Ehefrau Meghan vermarkten ihren Streit mit der Königsfamilie (Ausschnitt aus einer Netflix-Dokumetation)Bild: Netflix/AP/picture alliance

Die Königshäuser leben von Tradition, vom Klatsch und Tratsch, von Skandalen und glücklichem Familienleben, das mehr oder weniger öffentlich, mal mit, mal ohne Pomp und Glitzer zur Schau gestellt wird. "Unser Leben ist eine einzige Seifenoper", hat der heutige König Charles III. von Großbritannien und Nordirland früher einmal über seine Familie gesagt. Sein Vater Philip nannte die Windsor-Familie eine Firma, die als Gegenleistung für Steuergelder schöne (Vor-) Bilder zu produzieren habe.

Ein Fünftel aller Staaten sind Monarchien

Das Modell Monarchie funktioniert immerhin in 22 Prozent aller Staaten auf der Welt. 43 von 194 anerkannten Staaten werden von souveränen Monarchen als Staatsoberhaupt vertreten. Von der Karibik über Europa, Afrika, den Nahen Osten bis nach Asien sind überall Monarchien zu finden. Viele gehen auf das britische Empire zurück. In 14 Staaten außerhalb Europas ist der englische König immer noch Staatsoberhaupt, zum Beispiel Kanada oder Australien. Japan ist das einzige Kaiserreich der Erde. Der Tenno hat rein zeremonielle Aufgaben in der japanischen Demokratie. In fünf Staaten ist der Monarch, Scheich oder Emir absoluter Herrscher ohne parlamentarische oder juristische Kontrolle: In Brunei, Oman, Katar, Saudi-Arabien, Eswatini (früher Swasiland) und der schon erwähnten Vatikanstadt. In einigen Staaten, wie Jordanien oder Marokko, hat der König eine von der Verfassung bestimmte politische Macht. In Asien gibt es in Malaysia die einzige größere Wahlmonarchie. Die Sultane der neun Provinzen bestimmten den König von Malaysia, derzeit Abdullah Shah. Auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten rotiert das Amt des Staatsoberhaupts unter den Emiren, den autoritären Anführern ihrer Fürstentümer.

Papst Franziskus und Bahrains König Hamad bin Isa Al Khalifa
Papst Franziskus (li.) und Bahrains König Hamad bin Isa Al Khalifa habe eines gemeinsam: Sie sind als Monarchen Oberhäupter ihrer StaatenBild: Alessandra Tarantino/AP/picture alliance

Ein gutes Geschäft mit der Tradition

Anders als in Europa gibt es im Nahen und Mittleren Osten keine Boulevardpresse, die die Dramen in den Monarchien öffentlich ausbreiten oder gar kritisieren könnte. In Europa gibt es dagegen ein großes Interesse an Adels- und Monarchenklatsch. Marktführer ist nach wie vor das britische Königshaus, auch ohne die Queen, die 70 Jahre regierte und 2022 starb. Das Interesse an den Dramen um Charles, Camilla, die Söhne William und Harry und ihre dysfunktionalen Familien ist ungebrochen. "Die Faszination rührt vom Spektakulärem im Alltäglichen her", glaubt Adelsexpertin und Historikerin Monika Wienfort. Die Monarchen täten ganz normale Dinge. Sie heiraten, ziehen Kinder groß und sterben. Ganz normale Biografien, die aber repräsentativ und im Luxus, geradezu pompös stattfinden. Kutschen, Uniformen, Kleider, Schlösser. Da schaue man eben hin, auch wenn man normalerweise nicht vor Ehrfurcht vor blauem Blut erstarre.

Thailands König Maha Vajiralongkorn im Ornat
Thailands König Maha Vajiralongkorn (Rama X) ist reich und sicher vor Kritik: Majestätsbeleidigung wird in Thailand schwer bestraftBild: Guillaume Payen/ZUMAPRESS/picture alliance

Monarch zu sein ist obendrein sehr einträglich, fast wie im Märchen. Der reichste König der Welt, Rama X in Thailand, besitzt 30 bis 43 Milliarden US-Dollar, geschätzt von amerikanischen Wirtschaftsmagazinen. Der reichste Fürst in Europa ist Adam II. von und zu Liechtenstein mit rund 3,5 Milliarden US-Dollar. König Charles III. von Großbritannien und Nordirland kommt auf 1,8 Milliarden US-Dollar an privatem Vermögen. Margarethe von Dänemark übergibt ihrem Sohn am kommenden Sonntag vergleichsweise magere 30 Millionen Dollar in der Schatulle der Krone; wahrscheinlich aber immer noch genug für eine veritable Hofhaltung. Der spanische König muss mit nur 10 Millionen Dollar Vermögen auskommen und liegt damit auf dem letzten Platz in Europa.

Porträt eines Mannes mit blauem Sakko und roter Krawatte
Bernd Riegert Korrespondent in Brüssel mit Blick auf Menschen, Geschichten und Politik in der Europäischen Union