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Nico Schlotterbeck - gekommen, um zu bleiben

Thomas Klein Sinsheim
26. März 2022

Die DFB-Elf startet gegen Israel mit einem Sieg ins WM-Jahr. Innenverteidiger Nico Schlotterbeck feiert in Sinsheim sein Debüt im Trikot der Nationalmannschaft und macht trotz "Arroganz-Anfall" Werbung in eigener Sache.

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Spielszene Nico Schlotterbeck im Spiel Deutschland gegen Israel
Überzeugendes Debüt im DFB-Team: Freiburgs Nico Schlotterbeck sammelt gegen Israel PunkteBild: Frank Hoermann/Sven Simon/IMAGO

Nico Schlotterbeck ist stolz. Sein Blick ist geradeaus gerichtet, die Brust rausgestreckt und die blondierten Haare zur Seite gekämmt. Der 22-Jährige genießt sichtlich seine erste Nationalhymne auf dem grünen Rasen. Beim 2:0 (2:0)-Sieg im Testspiel gegen Israel kommt er zu seinem Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. Endlich, denn eigentlich gehört er schon seit Ende August zum Kreis der DFB-Auswahl. Sein erster geplanter Einsatz im November musste allerdings wegen muskulärer Probleme verschoben werden. "Jetzt bin ich schon zum vierten Mal dabei", sagte der Verteidiger vom SC Freiburg vor seinem ersten Länderspiel, "das macht mich unglaublich stolz und glücklich, für mein Land zu spielen".

TV-Experte Mertesacker: "Ein kleiner Arroganz-Anfall"

Nach einer guten halben Stunde dann das erste Highlight der bis dahin eher durchschnittlichen Partie: Schlotterbeck erkämpft im Mittelfeld den Ball, dribbelt ein paar Meter und legt dann perfekt für den einschussbereiten Kai Havertz auf. Doch der Offensivmann vergibt, ist aber kurze Zeit später mit dem Kopf zur Stelle - das 1:0. Auch wenn er zum ersten Mal dabei war, Schlotterbeck, der ab der U18 alle Nationalmannschaften des DFB durchlaufen hat, agierte in Defensive mit viel Ruhe, war aggressiv im Zweikampf und setzte mit einigen gut getimtem Pässen in die Offensive immer wieder gute Akzente.

Torwart Kevin Trapp und Nico Schlotterbeck gehen nach dem Länderspiel Deutschland gegen Israel Arm in Arm
Glück gehabt: Kevin Trapp (l.) hält den Strafstoß, den Nico Schlotterbeck (r.) verursacht hatBild: Weber/ Eibner-Pressefoto/picture alliance

Dass er kurz vor dem Schlusspfiff einen Elfmeter verursachte, dürfte seine insgesamt gute Leistung nicht schmälern. Schlotterbeck stoppte den Ball im eigenen Strafraum und dachte wohl, er hätte mehr Zeit. Doch als er den Pass dann spielen wollte, spitzelte Yonatan Cohen ihm das Leder weg und Schlotterbeck traf nur noch den Fuß des Israelis. Ein Foul aus der Kategorie "einmalige Aktion" oder "kleiner Arroganz-Anfall", wie es der Weltmeister von 2014 und heutige TV-Experte Per Mertesacker nannte. "So würde ich es nicht nennen", entgegnete Schlotterbeck im ZDF und gab offen zu: "Das war einfach schlecht von mir in der Situation. Es war eine Unkonzentriertheit und darf mir nicht passieren." 

Zahlen sprechen für Schlotterbeck 

Auf den Innenverteidiger ist Verlass, das wissen auch seine Mannschaftskollegen beim SC Freiburg zu schätzen. "Schlotti paart fußballerische Klasse mit großer Zweikampfstärke", sagt Freiburgs Mittelfeldspieler Nicolas Höfler über Schlotterbeck: "Das ist vor allem für uns wichtig, wenn du weißt, du kannst auch mal einen Innenverteidiger im Eins-gegen-eins stehen lassen." Die Freiburger haben die zweitbeste Abwehr in der Bundesliga. Nur Rekordmeister FC Bayern hat noch weniger Gegentore bekommen.

Torjubel Nico Schlotterbeck im Trikot des SC Freiburg
Hinten sicher und vorne gefährlich: Nico Schlotterbeck (l.) zeigt auch in der Bundesliga starke LeistungenBild: Blatterspiel/Jan Huebner/imago images

Ein Grund für die starken Abwehrleistung des Bundesligisten ist Schlotterbeck, der mit einer Zweikampfquote von 66,9 Prozent der drittbeste Verteidiger der Liga ist. Nur Bayerns Niklas Süle und der Leipziger Mohamed Simakan haben bessere Werte vorzuweisen. Neben seinen Abwehrqualitäten zeigte Schlotterbeck zuletzt immer wieder, dass er auch in der Offensive gefährlich sein kann - vier Toren konnte der Innenverteidiger bisher erzielen.

Flick: "Er hat sich enorm entwickelt"

"Er will immer den Ball haben, er agiert sehr selbstbewusst, das gefällt mir. Auch gegen den Ball verteidigt er sehr hoch", sagte Bundestrainer Flick bereits vor dem Testspiel gegen Israel und ergänzte: "Er hat sich enorm entwickelt." Und diese Entwicklung ist nicht zu Ende. Vor einem Jahr wurde Schlotterbeck mit der U21 Europameister. In diesem Jahr will er mit der DFB-Elf in Katar für Aufsehen sorgen.

Und dass nicht nur mit seinen weißblond gefärbten Haaren, sondern mit guten Leistungen auf dem Platz. "Ich habe im Spiel ein paar Dinge, die ich noch nicht so mache, wie der Trainer es will", zeigte sich Schlotterbeck selbstkritisch. "Ich arbeite mit Hansi Flick und in Freiburg mit Christian Streich daran. Ich habe es heute besser gemacht, aber muss weiter daran arbeiten." Sein Debüt gegen Israel war jedenfalls ein überzeugender erster Schritt, dem weitere folgen dürften.