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Nils D. beschreibt vor Gericht Weg zum IS

20. Januar 2016

Es gibt nur wenige Syrien-Rückkehrer, die bereit sind, vor Gericht über ihre Dschihadistenkarriere auszusagen. Nils D. aus Dinslaken gehört dazu. In Düsseldorf begann der Prozess gegen den mutmaßlichen IS-Milizionär.

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Der Angeklagte Nils D. im Prozess in Düsseldorf (Foto: dpa)
Der Angeklagte Nils D. im Prozess in DüsseldorfBild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini

Vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht hat Nils D. im Prozess wegen Mitgliedschaft in der Terrormiliz "Islamischer Staat" begonnen, ein ausführliches Geständnis abzulegen. Durch seinen Cousin sei er in seiner Heimatstadt Dinslaken mit dem fundamentalistischen Islam in Kontakt gekommen, sagte der Angeklagte im Düsseldorfer Hochsicherheitstrakt. Er sei dann in eine "radikale Schiene reingerutscht" und habe sich im August 2013 entschieden, nach Syrien zu reisen.

Die Bundesanwaltschaft warf dem 25-jährigen Konvertiten, der in einer evangelischen Familie aufwuchs, beim Prozessauftakt vor, in Syrien einer Spezialeinheit der Terrororganisation angehört zu haben. Als Mitglied eines "Sturmtrupps" habe er Spione und Deserteure mit Waffengewalt festgenommen und Gefängnissen des IS zugeführt. Nils D., der sich in Syrien nach Medienberichten Abu Ibrahim genannt haben soll, habe sich von Oktober 2013 bis November 2014 in Syrien dem "Islamischen Staat" angeschlossen, heißt es in der Anklage. Er sei im Umgang mit Waffen sowie im Bau von Sprengsätzen geschult worden.

Wachmann im IS-Gefängnis

In Syrien setzte ihn die Terrororganisation laut Anklage unter anderem als Wachmann eines Gefängnisses ein. "Der Angeklagte wusste, dass die Gefangenen der Folter bis zum Tod ausgesetzt waren. Er hatte Einblick in die Folterkammer. Er beerdigte einen vermutlich zu Tode gefolterten Gefangenen, in dem er die Leiche aus der Kühlkammer holte und auf einer Müllkippe in einem Erdloch vergrub", sagte die Vertreterin der Bundesanwaltschaft, Carola Bitter. Er habe eine Pistole und eine Kalaschnikow sowie zur Abschreckung einen Sprengstoffgürtel getragen.

Der Angeklagte ist als Kleinkrimineller mehrfach vorbestraft und saß sechs Monate wegen Einbruchs und Diebstahls im Gefängnis. Zuvor war er wegen Drogenhandels zu einer Jugendstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Nach seinem Hauptschulabschluss hatte er eine Berufsausbildung abgebrochen und sich 2011 dem Islam zugewandt. Nach seiner Haftentlassung im Sommer 2013 sammelte D. zunächst Spenden für syrische Kriegsopfer. In Dinslaken schloss er sich im Stadtteil Lohberg einer Salafistengruppe an, die später als "Lohberger Brigade" bekannt wurde. Im Oktober ging er dann selbst ins Kriegsgebiet.

Der Angeklagte hatte bereits in anderen Terrorprozessen als Zeuge ausgesagt. Er gab dabei zu, in der Spezialeinheit auch Zeuge von Folter und Hinrichtungen geworden zu sein. Mitgemacht habe er aber nicht. Der "Islamische Staat" sei für zahlreiche Kriegsverbrechen, Selbstmordattentate und Anschläge verantwortlich, hieß es in der Anklageschrift. Für den Prozess setzte der Düsseldorfer Staatsschutzsenat zunächst neun weitere Verhandlungstage an. Bei einem Schuldspruch droht D. eine Höchststrafe von zehn Jahren Haft.

kle/sti (afp, dpa, epd)