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Norbu Sherpa: "Geld bringt sie nicht zurück"

Esther Felden25. April 2014

Am Mount Everest trauern die Sherpas um ihre durch eine Lawine getöteten Kollegen. Für viele stellt sich die Frage, ob sie selbst wieder aufsteigen. Eine schwierige Frage, erklärt Norbu Sherpa im Gespräch mit der DW.

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Norbu Sherpa mit tibetischen Gebetsfahnen (Foto: privat)
Bild: Norbu Sherpa

Deutsche Welle: Seit wann führen Sie Bergsteiger auf den Everest?

2004 begann ich als Küchenjunge, 2006 bestieg ich den Everest zum ersten Mal, bisher war ich noch sechs mal oben.

Kannten Sie die Sherpas, die bei dem Unglück vergangene Woche ums Leben gekommen sind?

Einer von ihnen war aus meinem Dorf, er war ein sehr aktiver Bergsteiger und Mitglied nationaler und lokaler Bergsteiger-Vereinigungen in Nepal. Wir waren sehr eng befreundet, auch mit einem anderen Mitglied des verunglückten Teams war ich eng befreundet. Insgesamt kannte ich fünf Mitglieder dieses Teams.

Immer wieder kommen Bergsteiger am Everest ums Leben. Haben Sie Angst beim Bergsteigen?

Wir sind normale Menschen, natürlich haben auch wir Angst. Aber wir müssen Geld verdienen, und unser Job fängt um zwei Uhr morgens an, er ist sicher einer der härtesten Jobs überhaupt. Aber wir können mit einer Expedition ein Jahr lang unsere Familien ernähren. Für die Sherpas ist das die einzige Möglichkeit, in Nepal gutes Geld zu verdienen, sonst gibt es für uns praktisch keine Möglichkeiten.

Wie beurteilen Sie die vom nepalesischen Staat angebotene Finanzhilfe für die Angehörigen von verunglückten Bergführern?

Man muss sehen, dass in unserer buddhistischen Kultur ein großer Teil dieses Geldes für Begräbnisriten verwendet wird. Die 400 US-Dollar Entschädigungssumme, die von der Regierung ursprünglich für die Familien von verunglückten Bergführern angeboten wurden, waren ein Schande. Jetzt ist die Rede von 10.000 Dollar Entschädigung für die Familien, das ist gutes Geld. Außerdem will die Regierung garantieren, dass die hinterbliebenen Kinder eine Schulausbildung bekommen. Im vergangenen Jahr kamen vier Sherpas am Everest ums Leben, zwei auf anderen Bergen, niemand hat sich darum gekümmert, zu allerletzt die die Regierung. Jetzt, da 16 Bergführer gestorben sind, tut sich endlich etwas und wir haben die Chance, Druck auf die Regierung für unsere Interessen auszuüben. Natürlich können wir auch mit dem Geld unsere Kameraden nicht zurückholen.

Dorjee Khatri und Norbu Sherpa Arm in Arm auf dem Everest (Foto: privat)
Norbu (l) mit seinem nun verstorbenen Freund Dorjee Khatri auf dem EverestBild: Norbu Sherpa

Viele Sherpas fordern, alle Everest-Besteigungen dieses Jahr abzusagen. Können sich die Sherpas einen solchen Boykott wirtschaftlich überhaupt leisten?

Derzeit sind alle Sherpas im Basis-Lager. Sobald sie zurück in Kathmandu sind, wird sich klären müssen, wie die Tourenveranstalter die Sache handhaben wollen. Gleichzeitig hat die Regierung festgelegt, dass jeder Sherpa das Recht hat, aus seiner Tour auszusteigen und dabei Anspruch auf eine gewisse Kompensationszahlung hat. Aber die Lage der Sherpas ist unterschiedlich. Manche sind wirklich auf den vollen Lohn angewiesen, um ihre Familien durchzubringen und Schulgebühren zu bezahlen, die werden weitermachen müssen, ob sie wollen oder nicht.

Norbu Sherpa ist Bergführer und mittlerweile selbst Veranstalter von Expeditionen auf den Mount Everest. Er leitet die Agentur "Wild Yak Expeditions".