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Nordkorea droht mit atomarem Erstschlag

22. August 2016

Das Verhältnis zwischen Nord- und Südkorea ist und bleibt äußerst angespannt. Wegen eines Militärmanövers hat Pjöngjang jetzt sogar wieder die Atom-Keule herausgeholt.

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USA Südkorea Militär Manöver auf See
Bild: picture-alliance/dpa/Yonhap

Wegen des Beginns eines alljährlichen Manövers der US-Streitkräfte mit Südkorea hat Nordkorea seinen Ton wieder verschärft und mit einem atomaren Erstschlag gedroht. Nordkoreas Volksarmee unterstellte den USA und Südkorea, einen Atomkrieg auf der Halbinsel vorzubereiten. Sollte es die geringsten Anzeichen einer Aggression geben, werde das Land "die Hochburg der Provokation durch einen Erstschlag in koreanischem Stil in einen Haufen Asche verwandeln", wurde ein Armeesprecher von den Staatsmedien zitiert.

Militärmanöver soll Stabilität auf koreanischer Halbinsel bewahren

Die USA und Südkorea bestreiten die üblichen Vorwürfe des wegen seines umstrittenen Atomprogramms international isolierten Landes, einen Angriff vorzubereiten. Nordkorea sei wie üblich über den Beginn des Manövers informiert worden, teilten die US-Streitkräfte Korea (USFK) mit. Zweck des zwölftägigen Manövers "Ulchi Freedom Guardian" (UFG) sei es, "die Bereitschaft der Alliierten zu verbessern, die Region zu schützen und die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel zu bewahren". Auf US-Seite nähmen etwa 25.000 Soldaten und auf südkoreanischer Seite etwa 50.000 Soldaten teil.

Im Zentrum des Manövers UFG stehen normalerweise computergestützte Simulationen eines Kriegs auf der koreanischen Halbinsel. Die Lage in der Region ist seit einem neuen nordkoreanischen Atomtest im Januar und einem umstrittenen Raketenstart sehr gespannt.

Archivbild Thae Yong Ho
Thae Yong Ho (Archivbild) war letzte Woche nach Südkorea übergelaufenBild: picture-alliance/AP Photo

Geflohener Diplomat sorgt für noch mehr Spannung

Erst vergangene Woche hatte sich ein ranghoher nordkoreanischer Diplomat nach Seoul abgesetzt. Der stellvertretende Botschafter Nordkoreas in London, Thae Yong Ho, sei zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn übergelaufen, hatte das Wiedervereinigungsministerium in Seoul mitgeteilt. Die Familie befinde sich unter dem Schutz der Regierung in der südkoreanischen Hauptstadt.

Nordkorea hat die Flucht umgehend als kriminell bezeichnet und den Diplomaten als "menschlichen Abschaum" beschimpft. Ohne ihn beim Namen zu nennen, warf Pjöngjang dem früheren Diplomaten in der Botschaft in London "Veruntreuung einer großer Menge staatlicher Gelder, Weitergabe von Staatsgeheimnissen und Vergewaltigung einer Minderjährigen" vor.

Südkorea will notfalls "zurückschlagen"

Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye wertete die Flucht als Beleg für innere Wirren in Nordkorea. Auf einer Kabinettssitzung warnte sie vor gewaltsamen Reaktionen des Nordens. "Es ist zunehmend wahrscheinlich, dass Nordkorea Terrorangriffe und Provokationen unternimmt, um interne Unruhen abzublocken, weitere Fahnenfluchten zu verhindern und Verwirrung bei uns zu stiften." Die südkoreanische Armee stehe bereit, um in einem solchen Fall "hart zurückzuschlagen", sagte Park.

Beobachter vermuten, der geflohene nordkoreanische Diplomat könnte wertvolle Informationen über das umstrittenen Atomprogramm Nordkoreas liefern. Berichte über die Flucht von hochrangigen nordkoreanischen Regierungsbeamten sind selten. Aus dem Land flüchten aber jedes Jahr zahlreiche Menschen vor Hunger und Unterdrückung, die meisten von ihnen über die Grenze nach China.

as/kle (dpa, afp, ape, rtre)