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PolitikNordkorea

Nordkorea rollt roten Teppich für Putin aus

Julian Ryall aus Tokio
18. Juni 2024

Russlands Präsident Wladimir Putin besucht Nordkorea. International sind beide Länder weitgehend isoliert. Mit Kim Jong Un will Putin Schulterschluss gegen "westliche Dominanz" demonstrieren.

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Russischer Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un
(Archiv) Kim Jong Un besuchte Putin im Januar 2024 in RusslandBild: Vladimir Smirnov/AFP

Russland und Nordkorea wollen der Welt ihre Freundschaft und Partnerschaft demonstrieren - trotz internationaler Sanktionen. Es wird erwartet, dass Präsident Putin und Machthaber Kim Jong Un eine Reihe von neuen Initiativen für eine enge wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit ankündigen werden.

Und natürlich muss diese Begegnung pressewirksam inszeniert werden. Satellitenbilder von der nordkoreanischen Hauptstadt zeigen aufwendige Vorbereitungen auf dem Kim-Il-Sung-Platz im Zentrum. Das letzte Mal besuchte Putin das Land im Jahr 2000. Kim Jong Un will nun seinen Untertanen zeigen, dass er Anerkennung in der Welt genießt.

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"Sieg" für Kim

"Die Liste der Länder, die Putin empfangen wollen, ist kürzer denn je. Aber für Kim Jong Un ist dieser Besuch ein Sieg", sagt Leif-Eric Easley, Professor für internationale Studien an der Ewha Womans University in Seoul. "Der Gipfel wertet nicht nur Nordkorea international unter den Ländern auf, die sich gegen die von den USA geführte internationale Ordnung stellen, sondern trägt auch dazu bei, Kims innenpolitische Legitimität zu stärken."

Und Putin seinerseits möchte seine internationale Handlungsfähigkeit demonstrieren. Er will zeigen, dass er trotz internationalen Haftbefehls weiterhin Partner und Verbündete Russlands besuchen kann. Wegen der Deportation von Kindern aus der Ukraine hatte der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag Haftbefehl gegen Putin erlassen. Der Kreml bezeichnete den Haftbefehl als rechtlich nichtig. Russland sei, genau wie die Ukraine und die USA, kein Vertragsstaat des Weltstrafgerichts.

In einem Gastbeitrag hatte Wladimir Putin im nordkoreanischen Amtsblatt Rodong Sinmun vom Dienstag (18.06.) betont, dass die Beziehungen zwischen den beiden Ländern "auf den Grundsätzen der Gleichheit, des gegenseitigen Respekts und des Vertrauens" beruhten, und erinnerte an seinen letzten Besuch in Pjöngjang vor 24 Jahren.

Er bedankte sich auch für die Unterstützung Nordkoreas für die "besondere Militäroperation" in der Ukraine und fügte hinzu: "Die USA tun alles, was sie können, um der Welt die sogenannte 'regelbasierte Ordnung' aufzuzwingen, die im Grunde nichts anderes ist als eine globale neokoloniale Diktatur, die auf einem 'doppelten Standard' beruht."

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Putins Besuch "kalkulierte Bedrohung"

Yakov Zinberg, ein russischstämmiger Professor für internationale Beziehungen an der Kokushikan-Universität in Tokio, sagt, Putin wolle Stärke im eigenen Land demonstrieren, indem er zeige, dass er von vielen Ländern in der Welt unterstützt wird.

"Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass dies ein Besuch mit viel Drohpotenzial ist", sagte Zinberg der DW mit Blick auf die weltweite Sicherheitsarchitektur. "Das ist eine kalkulierte Bedrohung für das amerikanisch-südkoreanisch-japanische Sicherheitsbündnis in Ostasien und soll die Botschaft vermitteln, dass er nicht nur in Europa gegenüber der NATO stark ist, sondern auch in Fernost."

Zinberg geht davon aus, dass Kim Russland mehr Artilleriegeschosse zusagen werde, zusätzlich zu den nach Experteneinschätzungen bereits gelieferten fünf Millionen. Putin werde technologische Unterstützung für das Atom- und Raketenprogramm anbieten. Beobachter sind sich aber einig, dass weder Russland noch Nordkorea Details über solche Deals preisgeben werden.

Lim Eun-jung, Professorin für internationale Studien an der südkoreanischen Kongju National University, fügt hinzu, dass Kim schon zu Beginn des Ukraine-Kriegs die "strategische Entscheidung" getroffen habe, Russland zu unterstützen. So könne Kim seine Abhängigkeit von Chinas politischer Unterstützung auf der Weltbühne verringern.

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"Kim besuchte im September letzten Jahres das Kosmodrom Wostotschy im Fernen Osten Russlands. Es sah ganz so aus, als ob er sich dort weitere fortschrittliche russische Technologie sichern konnte", sagte sie der DW. "Ich denke, dass er bei diesem Treffen dasselbe anstreben wird. Aber er könnte Putin auch um eine feste militärische Zusage bitten. Und wenn er tatsächlich diese schriftlich bekäme, würde das Nordkorea in eine sehr starke Position bringen."

"Bruchlinien knapp unter der Oberfläche"

Putin wird wahrscheinlich auch bereit sein, Öl und Gas zu liefern, um mehr Arbeitskräfte aus Nordkorea für Russland zu gewinnen. Aufgrund des Kriegs ist auf dem russischen Arbeitsmarkt großer Bedarf an Fachkräften entstanden.

Und schon vor seiner Ankunft hatte Putin angekündigt. ein alternatives Abrechnungssystem für den internationalen Handel zu etablieren, das von dem Rest der Welt abgekoppelt sein soll. Seit dem Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 ist Russland faktisch vom Clearing-System ausgeschlossen, das die Transaktionen auf den internationalen Märkten regelt. Nordkorea hat infolge seiner Atom- und Raketenprogramme, die das Land trotz UN-Beschlüsse vorantreibt, ebenfalls keinen Zugang zu Banken und anderen Handelseinrichtungen.

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"Der Zusammenschluss solcher Staaten ist eine Bedrohung für den globalen Handel und den Frieden", sagt Easley. Er weist jedoch darauf hin, dass die Bruchlinien zwischen Moskau und Pjöngjang wahrscheinlich nur knapp unter der Oberfläche eines solchen Zweckbündnisses verliefen. "Diese Staaten teilen jedoch keine dauerhaften Bündnisinstitutionen und -werte. Deswegen sind sie nur schwach durch den Widerstand gegen die Durchsetzung internationaler Ordnungspolitik miteinander verbunden."

Neben den wohlhabenden Demokratien hätten „auch viele andere Regierungen ein bleibendes Interesse an einem regelbasierten Handel und einer regelbasierten Diplomatie", so Easley weiter. "Sie sollten dringend Sanktionen durchsetzen, damit die Putin-Kim-Vision der internationalen Beziehungen scheitert."

Aus dem Englischen adaptiert von Dang Yuan

 

Freiberufliche Mitarbeiter, Julian Ryall
Julian Ryall Korrespondent und Reporter in Tokio