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KonflikteNordkorea

Nordkorea testet weitreichende Interkontinentalrakete

31. Oktober 2024

Nordkorea hat testweise eine Interkontinentalrakete abgefeuert, die offenbar rund 1000 Kilometer in Richtung Japan geflogen ist. Das benachbarte Südkorea reagierte prompt auf das Drohmanöver.

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Ein TV-Monitor in Seoul zeigt den Start einer nordkoreanischen Rakete
Südkoreaner verfolgen in Seoul TV-Nachrichten über den Abschuss einer neuen Interkontinentalrakete durch Nordkorea Bild: YNA/dpa/picture alliance

Mit dem bislang längsten Testflug einer neuen Interkontinentalrakete hat Nordkorea die Spannungen mit seinen Nachbarländern und den USA weiter verschärft. Die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete, Machthaber Kim Jong Un habe einem "sehr entscheidenden" Test einer ballistischen Interkontinentalrakete beigewohnt. Das südkoreanische Militär erklärte, dass Pjöngjang nach ersten Erkenntnissen eine neue, feststoffangetriebene Rakete mit größerer Reichweite gestartet haben könnte. Das Geschoss habe eine Flugbahn von rund 1000 Kilometern zurückgelegt.

Das japanische Verteidigungsministerium bestätigte eine solche Reichweite. Demnach stieg die nahe der Hauptstadt Pjöngjang abgefeuerte Rakete in einer steilen Flugbahn bis in eine Höhe von etwa 7000 Kilometern. Sie sei 86 Minuten in der Luft gewesen und westlich der japanischen Insel Hokkaido ins offene Meer gestürzt. Verteidigungsminister Gen Nakatani sagte, das Geschoss sei länger geflogen als je eine zuvor von Nordkorea getestete Rakete.

Erneuter Verstoß gegen Sanktionen

Es handelt sich um den ersten Test einer nordkoreanischen Interkontinentalrakete seit Dezember 2023. Experten gehen davon aus, dass Nordkoreas Interkontinentalraketen bei flacherem Abschusswinkel potenziell das gesamte Festland der Vereinigten Staaten erreichen könnten. Die USA sind die wichtigste Schutzmacht Japans und Südkoreas und unterhalten in beiden Ländern große Militärstützpunkte.

Kim bezeichnete laut KCNA den jüngsten Raketenabschuss als "angemessene militärische Aktion". Der Test sei eine Reaktion auf Provokationen feindlicher Kräfte in der Region und belege den "Willen zur Gegenreaktion". Nordkorea werde "niemals seine Linie der Verstärkung seiner Nuklearkräfte ändern".

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un bei einer Ansprache
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (Archivbild)Bild: KCNA VIA KNS/AFP

Details nannte Kim nicht, allerdings betrachtet Pjöngjang die militärische Unterstützung der USA für Südkorea und die regelmäßigen Manöver ihrer Streitkräfte ebenso als Affront wie den Kurs der südkoreanischen Regierung im Dauerkonflikt der beiden Nachbarstaaten.

Südkorea bereitet Strafmaßnahmen vor

Das Präsidentenamt Südkoreas kündigte an, nach dem Raketenstart zusätzliche Sanktionen gegen Nordkorea zu verhängen. Konkrete Details dazu wurden zunächst nicht bekanntgegeben. Die südkoreanischen Generalstabschefs erklärten, sie hätten die Vorbereitungen für den Start in Echtzeit mit den Verbündeten in Tokio und den USA verfolgt. Als Antwort würden "gemeinsame Übungen unter Einbeziehung strategischer Mittel der USA" abgehalten. Solche Militärmanöver lösen bei Nordkorea stets Ärger aus.

Die USA verurteilten den Test einer ballistischen Interkontinentalrakete "aufs Schärfste". "Dieser Start ist ein eklatanter Verstoß gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrats", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats in Washington, Sean Savett.

Starts oder auch nur Tests von ballistischen Raketen, die je nach Bauart mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden können, sind dem international weithin isolierten Land durch UN-Beschlüsse verboten. Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen, die Kims Führung aber immer wieder missachtet.

Zwei Nachbarn im Kriegszustand

Süd- und Nordkorea sind seit dem Koreakrieg (1950-53) geteilt und werden durch eine vier Kilometer breite entmilitarisierte Zone getrennt. Bis heute haben die beiden Nachbarländer keinen gemeinsamen Friedensvertrag unterzeichnet. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern befinden sich derzeit auf einem Tiefpunkt.

Nordkorea hat seit Mai Tausende mit Abfall und Gülle gefüllte Ballons über die Grenze nach Südkorea geschickt. Südkorea nahm die Propaganda-Beschallung des abgeschotteten Nordens über Lautsprecheranlagen wieder auf. Zudem kam es zu verstärkten Militäraktivitäten im Grenzgebiet.

Kim ließ in diesem Jahr bereits mehrfach Raketentests vornehmen, zudem kündigte er an, die Entwicklung von Waffen auszuweiten - auch die taktischer Atomwaffen. Als Reaktion darauf verstärkten Südkorea und die USA ihre Verteidigungszusammenarbeit.

Umstrittene Kooperation mit Russland

Zuletzt baute Pjöngjang seine militärische Zusammenarbeit mit Moskau deutlich aus - und schickte allem Anschein nach Tausende Soldaten zum Trainieren nach Russland, die nach übereinstimmenden Angaben westlicher Regierungen wahrscheinlich im Angriffskrieg gegen die Ukraine eingesetzt werden sollen.

Ukraine: Nordkoreaner an der Front?

US-Angaben zufolge befinden sich bereits 10.000 nordkoreanische Soldaten auf russischem Boden, darunter "eine kleine Zahl" in der Region Kursk, die an die Ukraine angrenzt. Zudem unterstützt Nordkorea die russische Armee schon seit Monaten mit Waffenlieferungen im großen Stil, darunter insbesondere Artillerie- und Raketengeschosse.

Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol schickte diese Woche eine Delegation aus hochrangigen Vertretern des Verteidigungsministeriums und des Geheimdienstes in die Ukraine, um dort neue Kooperationsmöglichkeiten zu besprechen.

kle/wa (afp, dpa, rtr)