Nordkorea will "Unterwasser-Atomwaffensystem" getestet haben
19. Januar 2024Nordkorea hat nach eigenen Angaben ein atomwaffenfähiges Unterwasser-System namens "Haeil-5-23" im Japanischen Meer getestet. Ein genauer Zeitpunkt wurde nicht mitgeteilt. Das nordkoreanische Verteidigungsministerium erklärte, es handele sich um eine Reaktion auf gemeinsame Marineübungen Südkoreas, Japans und der USA. Diese hätten die Sicherheit Nordkoreas "ernsthaft gefährdet".
Die Manöver, an denen auch der atombetriebene US-Flugzeugträger "USS Carl Vinson" teilnahm, hatten von Montag bis Mittwoch in internationalen Gewässern südlich der südkoreanischen Insel Jeju stattgefunden. Erklärtes Ziel war die Abschreckung des international weitgehend isolierten Regimes in Pjöngjang, das regelmäßig militärische Drohungen gegen Südkorea und dessen wichtigsten Verbündeten, die USA, ausstößt.
Erfolgsmeldung mit Fragezeichen
Eine unabhängige Bestätigung für die Existenz des Unterwasser-Drohnensystems "Haeil" (übersetzt: Tsunami) gibt es nicht. Laut Staatsmedien wurde erstmals im Frühjahr 2023 eine atomwaffenfähige Unterwasserdrohne getestet. Sie soll in feindlichen Gewässern Überraschungsangriffe auf Marine-Kampfverbände und Häfen erlauben. Analysten zogen damals jedoch in Zweifel, dass Nordkorea tatsächlich über derartige Waffen verfügt.
Die Beziehungen zwischen Südkorea und dem Norden der Halbinsel befinden sich auf einem Tiefpunkt. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un treibt die Entwicklung moderner Militärtechnik offensiv voran und strebt dabei auch den Aufbau eines Arsenals an taktischen Atombomben an. Als Reaktion haben Südkorea, Japan und die Vereinigten Staaten ihre Verteidigungszusammenarbeit verstärkt.
Theoretische Bedrohung der USA
Erst am Sonntag hatten Staatsmedien in Pjöngjang den Test einer feststoffgetriebenen Hyperschallrakete mittlerer bis längerer Reichweite vermeldet. Im Dezember hatte Nordkorea eine atomwaffenfähige Langstreckenrakete abgefeuert, die theoretisch das US-Festland erreichen könnte. Die ballistische Rakete flog dem südkoreanischen Generalstab zufolge rund 1000 Kilometer weit, ehe sie ins Japanische Meer fiel.
Wegen des Raketen- und Nuklearprogramms, das gegen mehrere UN-Resolutionen verstößt, unterliegt Pjöngjang seit 2006 UN-Sanktionen, die mehrfach verschärft wurden, zuletzt 2017. Danach kam im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen keine Einigung mehr zustande, weil die Veto-Mächte China und Russland neue Strafmaßnahmen gegen Nordkorea verhinderten.
jj/sti (dpa, afp, rtr)