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Wie ein Jäger, "der ein Reh jagt"

9. April 2015

Nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen unbewaffneten Schwarzen diskutieren die USA erneut über Polizeigewalt. Der Bürgermeister von North Charleston kündigte erste Konsequenzen an.

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Polizist beugt sich über Opfer (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Über 100 Körperkameras für die Polizei will die US-Stadt North Charleston im Bundesstaat South Carolina anschaffen. Das teilte Bürgermeister Keith Summey auf einer Pressekonferenz mit. Die Polizisten sollen demnach die Kameras in Zukunft an der Uniform tragen. Der wegen Mordes angeklagte Schütze sei aus dem Polizeidienst entlassen worden, sagte Summey weiter. Immer wieder wurde der Bürgermeister durch wütende Rufe von Bewohnern der Stadt unterbrochen.

Schüsse in den Rücken

Von dem tödlichen Vorfall am Wochenende waren am Dienstag Amateuraufnahmen veröffentlicht worden. Sie sorgten landesweit für Entsetzen, weil darauf zu sehen ist, wie der weiße Polizist nach einem Handgemenge den fliehenden Walter S. mehrmals in den Rücken schießt. Der 33-jährige Beamte legt dem am Boden liegenden sterbenden 50-Jährigen danach noch Handschellen an.

Laut Medienberichten war das Opfer ursprünglich von der Polizei gestoppt worden, weil eines der Rücklichter seines Autos nicht funktionierte. Sein Vater äußerte die Vermutung, dass sein Sohn vielleicht vor dem Polizisten weggelaufen sei, "weil er Unterhaltszahlungen für seine Kinder schuldete" und möglicherweise seine Festnahme befürchtet habe. S. hatte vier Kinder. Sein Vater zeigte sich erleichtert über die Videoaufnahmen. Das Vorgehen des Polizisten verglich er mit einem Jäger, der "ein Reh jagt, das durch den Wald läuft".

Handyfilmer meldet sich zu Wort

Der Passant, der das Handyvideo gedreht hatte, sagte, die Männer hätten vor dem tödlichen Vorfall Streit gehabt. "Sie lagen auf dem Boden und der Polizist hatte die Lage unter Kontrolle", sagte er dem Sender MSNBC über seine Beobachtungen, bevor er zu filmen begann. Nach seinen Angaben war auch eine Elektroschockpistole im Spiel, S. habe diese aber nicht gegen den Polizisten eingesetzt. Der Polizist habe S. einfach in den Rücken geschossen. Laut Medienberichten soll der Beamte zunächst behauptet haben, S. habe ihm den Elektroschocker entrissen. Er habe die Schüsse abgegeben, um sich selbst zu verteidigen.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP gab es bereits im September 2013 einen Vorfall, bei dem der mutmaßliche Mörder übertriebene Gewalt gegenüber gegen Schwarze angewendet haben soll. Dabei hätte der Beamte seine Elektroschockpistole benutzt.

Friedliche Proteste gegen Polizeigewalt

Vor dem Rathaus von North Charleston kamen am Mittwochabend spontan rund 50 Menschen zu einem friedlichen Gedenken an S. zusammen. Auf Schildern war unter anderem "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden" und "Stoppt rassistischen Polizeiterror" zu lesen. Viele zeigten sich zudem überzeugt, dass die rasche Festnahme des Beamten nach dem Bekanntwerden des Videos schärfere Proteste verhinderte.

In den vergangenen Monaten hatten mehrere Fälle von tödlichen Schüssen weißer Polizisten auf Schwarze eine Debatte über Rassismus und Polizeigewalt in den USA ausgelöst. Dem Schützen aus North Charleston droht nun bei einem Schuldspruch wegen Mordes die Todesstrafe.

cr/fab (afp, ap)