Norwegens Staatsfonds: Weg vom Öl
16. November 2017Mit einem Anlagevolumen von mehr als einer Billion US-Dollar ist der norwegische Pensionsfonds die weltweite Nummer Eins unter den Staatsfonds. Erst im September knackte der "Statens Pensjonsfond" diese prestigeträchtige Marke und liegt damit deutlich vor den staatlichen Anlagefonds aus dem Nahen Osten und Asien. Doch obwohl sich sein Vermögen aus dem Öl-Reichtum Norwegens speist, will das Land seine Milliarden künftig nicht mehr ins Ölgeschäft investieren.
Die norwegische Zentralbank, die den Fonds verwaltet, erklärte am Donnerstag, sie wolle so die Abhängigkeit des Fonds vom Ölpreis verrringern. "Diese Empfehlung beruht ausschließlich auf finanziellen Gründen und Analysen zur Abhängigkeit des Staates vom Öl", betonte Zentralbank-Vizechef Egil Matsen. Damit seien keinesfalls Prognosen über die Entwicklung des Ölpreises, über die künftige Rentabilität des Ölsektors oder dessen Nachhaltigkeit verbunden.
Seit den 1990er Jahren legt der Staatsfonds einen Teil von Norwegens Öl-Einnahmen für künftige Generationen an. Weltweit ist er an mehr als 9000 Firmen beteiligt und hält rund 1,3 Prozent der Anlagesumme an den weltweiten Börsen. In Europa sind es sogar 2,3 Prozent. Mit seinem Wert von einer Billion US-Dollar (umgerechnet rund 846 Milliarden Euro) besitzt rechnerisch jeder der rund 5,3 Millionen Einwohner Norwegens einen Anteil am Staatsfonds im Wert von 160.000 Euro.
Kohle- und Tabak-Firmen seit 2015 tabu
Nach einem Parlamentsbeschluss aus dem Jahr 2015 darf der Fonds nicht mehr in Energie- oder Bergbauunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes oder ihres Geschäfts mit Kohle machen. Die Leitlinien des Staatsfonds verbieten zudem Investitionen in Unternehmen, die schwere Menschenrechtsverletzungen begehen, Kinderarbeit ausnutzen, "besonders inhumane" Waffen fertigen oder Tabakprodukte herstellen.
Wann der norwegische Staatsfonds mit den Anteilsverkäufen beginnen soll, steht noch nicht fest. Der Antrag muss noch vom norwegischen Parlament genehmigt werden. "Die Richtung ist aber klar. Im Falle einer Annahme unseres Vorschlags wird es in der nächsten Zeit zu einer Reduzierung der Beteiligungen kommen", betonte Matsen. Die frei werdenden Gelder sollen dann in andere Branchen investiert werden.
tko/AR (afp, rtr)