Nach Zyklon "Pam": Vanuatu räumt auf
16. März 2015Mehrere Frachtmaschinen mit Trinkwasser, Plastikplanen und Nahrung aus Australien und Neuseeland landeten auf dem beschädigten Flughafen der Hauptstadt Vanuatus, Port Vila. Einige Geschäfte seien bereits wieder geöffnet, berichtete der deutsche Honorarkonsul Jörg Michael Schwartze. Einige Stadtteile hätten wieder Trinkwasser aus der Leitung. Strom gab es nicht.
Kein Kontakt zu anderen Inseln
Das Schicksal von Zehntausenden Menschen ist weiter ungewiss. Zu den anderen Inseln des Staates besteht immer noch kein Kontakt. Viele sind nur in ein oder zwei Tagesreisen per Boot zu erreichen. Für viele Fracht- und Fährdienste gebe es nur kleine, 20 Meter lange Boote, sagte Schwartze.
"Es gibt Berichte über katastrophale Verwüstung auf den Inseln Erromango und Tanna im Süden, wo nicht aus Beton gebaute Gebäude komplett platt sind und die Betonbauten keine Dächer mehr haben", sagte Colin Collett van Rooyan, Leiter des Büros der Hilfsorganisation Oxfam in Port Vila. Auch benachbarte Inselstaaten wie die Salomoneninseln und Tuvalu meldeten Schäden.
Vereinzelte Plünderungen
"Pam" war in der Nacht zu Samstag über den Inselstaat nordöstlich von Australien gefegt. Er war einer der gewaltigsten Zyklone, die es in der Region bisher gegeben hat. In Port Vila wurden rund 90 Prozent der Häuser beschädigt. "Es hat uns böse erwischt", sagte Schwartze. Die 40 bis 50 Deutschen in Vanuatu waren nach seiner Einschätzung nicht in Gefahr. Die allermeisten lebten auf der Hauptinsel.
Nach Angaben Schwartzes gab es vereinzelt Plünderungen. Deshalb sei eine Ausgangssperre von sechs Uhr abends bis sechs Uhr morgens verhängt worden. Der Zyklon erreichte am Montag Neuseeland. 100 Bewohner von East Cape wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. Der Wetterdienst warnte vor Sturmfluten. Schäden wurden aber zunächst nicht gemeldet.
Vanuatus Präsident macht Klimawandel verantwortlich
Nach Einschätzung des Präsidenten von Vanuatu ist der Klimawandel für die verheerenden Zerstörungen auf dem Inselstaat mit verantwortlich. Baldwin Lonsdale sagte im japanischen Sendai, die Klimaveränderungen hätten zu dem "Desaster beigetragen". Der Zyklon, der sein Land heimgesucht habe, sei "sehr zerstörerisch" gewesen. Allein in der Hauptstadt Port Vila gebe es sechs bestätigte Todesopfer, 30 Menschen seien verletzt worden, sagte Lonsdale.
Die kleinen Inselstaaten im Pazifik sind vom steigenden Meeresspiegel im Zusammenhang mit der Erderwärmung besonders schwer betroffen. Lonsdale, der in Japan an einer UN-Konferenz teilgenommen hatte, sollte von dort ins australische Sydney und schließlich nach Vanuatu zurückfliegen. Den Zyklon bezeichnete er als "Monster". "Wir müssen von ganz vorn wieder anfangen."
cr/qu (dpa, afp)