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Nach Großbrand: Geisterstadt Roermond

17. Dezember 2014

Asbest-Alarm im niederländischen Roermond: Nachdem bei einem Feuer im Jachthafen größere Mengen des gefährlichen Stoffes freigesetzt wurden, ist das Zentrum der Stadt nahe der deutschen Grenze abgeriegelt.

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Feuerwehrleute vor den Überresten ausgebrannter Yachten (Foto: epa)
Bild: picture-alliance/epa/Marcel Van Hoorn

Das niederländische Roermond gleicht einer Geisterstadt. Es herrscht Asbest-Alarm, nachdem bei einem Brand größere Mengen des höchst gefährlichen Stoffs freigesetzt worden waren. Das Zentrum der 57.000-Einwohner-Stadt wurde zum großen Teil abgeriegelt. Der Bürgermeister verhängte eine Notverordnung. Unbefugten ist der Zutritt verboten. Der krebserregende Stoff hat sich möglicherweise in weiten Teilen des historischen Zentrums abgelagert.

"Es liegt überall", sagte Bürgermeister Peter Cammaert im niederländischen Fernsehen. "Auf Straßen, Dächern, in Gärten." Hilfskräfte und Spezialfirmen in Schutzanzügen suchen in der Sperrzone nach Asbest-Resten und begannen mit den Aufräumarbeiten. Bahnhof und Zufahrtsstraßen wurden gesperrt. Bewohner dürfen das Gebiet nur an speziellen Dekontaminationspunkten verlassen oder betreten. Dort spritzt die Feuerwehr ihre Autos und Fahrräder ab. Geschäfte und auch zwei Schulen blieben geschlossen. Das Zentrum von Roermond bleibt wegen der umfangreichen Aufräumungsarbeiten durch Spezialfirmen bis Samstag abgeriegelt, wie die Stadt unterdessen mitteilte. Die Notverordnung bleibe in kraft.

Dutzende Yachten abgefackelt

Auslöser des Asbest-Alarms war ein Großbrand im Jachthafen an der Maas in der Nacht zum Mittwoch. Dutzende Segeljachten wurden zerstört, verletzt wurde niemand. Doch aus den Dächern der alten Lagerhallen war Asbest freigekommen. Die Feuerwehr dachte zunächst, dass nur ein Gebiet um den Hafen betroffen war.

Doch bei Tageslicht zeigte sich dann das Ausmaß: "Es geht um ein ziemlich großes Gebiet», sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Wie lange die Aufräumarbeiten dauern werden, ist unklar. "Das kann man nicht in ein paar Stunden wegputzen", sagte Bürgermeister Cammaert. Auch an diesem Donnerstag sollten Hilfskräfte noch im Einsatz sein. Cammaert rief seine Mitbürger dringend auf, Vorsorge zu treffen: Sie sollen Wohnungen und Häuser ohne Schuhe betreten und Fenster und Türen geschlossen halten.

Roermond ist etwa 35 Kilometer von Mönchengladbach entfernt. Für Menschen in Deutschland besteht laut den Behörden keine Gefahr: Geplante Messungen der Luft seien wieder abgesagt worden, sagte eine Sprecherin der Feuerwehr in Viersen. Der Deutsche Wetterdienst in Essen erklärte, der starke Niederschlag in der Grenzregion wasche die Asbest-Partikel an Ort und Stelle aus der Atmosphäre nach unten.

Die Herstellung und Verwendung von Asbest ist seit 1993 in Deutschland verboten, seit 2005 auch in der ganzen EU. Doch in vielen älteren Gebäuden befindet sich der Stoff noch. Werden die Fasern des Mineralstoffes eingeatmet, kann das zu einer chronischen Entzündung in der Lunge und zu Krebs führen.

re/wl (dpa)