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Suche nach NS-Raubkunst mit Israel

Ulrike Schleicher26. Februar 2014

Der Fall Gurlitt hat auch in Israel eine Diskussion um die Rückgabe von Raubkunst ausgelöst. Nun wollen Deutschland und Israel bei der Suche nach NS-Raubkunst enger zusammenarbeiten.

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Das Israel Museum in Jerusalem (Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress)
Das Israel Museum in JerusalemBild: picture alliance/Geisler-Fotopress

Der Fall Gurlitt und die Diskussion über Raubkunst zieht immer weitere Kreise. Nun haben Deutschland und Israel am Dienstag (25.02.2014) im Rahmen eines Regierungstreffens in Jerusalem vereinbart, bei der Suche nach Raubkunst künftig enger zusammenzuarbeiten. Demnach sollen israelische Experten bei der Suche nach Erben mithelfen und auch das Material in den Archiven Israels nutzen, teilte ein Sprecher des Kulturstaatsministeriums mit.

Alliierte schickten Kunstwerke nach Israel

Nicht nur Deutschland hat Probleme im Umgang mit Raubkunst: Wie Hashava, eine israelische Gesellschaft für Restitution von Vermögen der Holocaust-Opfer, vor wenigen Wochen gegenüber israelischen Medien mitteilte, hängen vermutlich Hunderte von Gemälden, von Judaika und anderen Kunstwerken auch in israelischen Museen. Der Grund: Viele Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und durch die alliierten Streitkräfte in deutschen Museen oder in Lagern entdeckt wurden, waren nach dem Zweiten Weltkrieg kurzerhand nach Israel geschickt worden. Dort lagern noch immer Teile davon in den Kellern der Museen, andere werden ausgestellt. Anstrengungen, die ursprünglichen Eigentümer oder deren Erben zu finden, seien bisher allerdings kaum unternommen worden, wirft Hashava den israelischen Kunsteinrichtungen vor und hat damit auch in Israel eine Diskussion über den Umgang mit Raubkunst ausgelöst.

Stadtansicht von Jerusalem (Foto: DW/K. Shuttleworth)
Auch in Israels Museen hängt NS-RaubkunstBild: DW/K. Shuttleworth

Die Gesellschaft hatte sich vor acht Jahren in Folge eines 2005 vom israelischen Parlament verabschiedeten Gesetzes gegründet. Dieses besagt, dass NS-Raubkunst verkauft werden kann, sollten die Erben der ursprünglichen Besitzer unauffindbar sein. Aus dem Erlös sollen verarmte Holocaust-Überlebende unterstützt sowie Holocaust-Bildungsprojekte finanziert werden.

Israel ist ebenfalls in der Pflicht

Bei einem Treffen mit Vertretern der Museen in Israel im Januar forderte Hashava diese auf, ihre Sammlungen nach Raubkunst zu durchforsten und nach den Erben zu suchen. Man könne dies nicht von anderen verlangen und selbst nichts unternehmen, hatte die Leiterin der Rechercheabteilung, Elinor Kroituru bei dem Treffen gesagt: "Auch wir haben internationale Abkommen unterzeichnet." Es gebe zwar bereits Anstrengungen bei der Provenienzforschung, unterstrich Elinor Kroituru und hob dabei ausdrücklich die Leistung des Israel-Museums in Jerusalem hervor - trotzdem reiche das nicht aus.

Israel-Museum hat bereits rund 20 Bilder zurückgegeben

Kroiturus Aufforderung löste Irritationen aus. Ihre Ermahnung sei überflüssig, meinte James Snyder, Direktor des Israel-Museums auf Anfrage der Zeitung "Times of Israel". Seit Ende der neunziger Jahre habe man gut 20 Bilder zurückgegeben. Im vergangenen Jahr erst hatte das Museum "Garten in Wannsee" von Max Liebermann restituiert. Es gehörte dem Berliner Kunstsammler Max Cassierer, dessen Erben es im Israel-Museum entdeckt hatten. Dort hängt es jetzt immer noch: Das Museum hat es schließlich gekauft.

Das Gemälde "Garten in Wannsee" von Max Liebermann (Foto: cc by sa dalbera)
Das Gemälde "Garten in Wannsee" von Max LiebermannBild: cc by sa dalbera

Anderen Einrichtungen, wie etwa dem Museum "Ein Harod" im Nordosten Israels, fehlt schlicht das Geld für Nachforschungen. Dies und weitere Hilfestellungen sollte die Regierung bereitstellen, fordert Kroituru. Hashava übe entsprechend Druck aus und habe Zugeständnisse seitens des Kultusministeriums erreicht. Ihr Argument habe wohl überzeugt: "Es ist peinlich, wenn jemand ausgerechnet in einem israelischen Museum ein Bild findet und sagt: 'Das gehört mir.'"

Für Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) ist die neue Vereinbarung, die sie mit ihrer israelischen Amtskollegin Limor Livnat getroffen hat "ein großer Vertrauensbeweis". Die 52-Jährige hat Restitution inzwischen zur Chefsache erklärt: "Nicht erst der Fall Gurlitt und die Reaktionen im In- und Ausland haben deutlich gemacht, dass wir unsere Anstrengungen in der Provenienzrecherche und Restitutionsfragen ausbauen müssen", heißt es in einer Vorlage ihres Ministeriums zur Stärkung von Initiativen zur Suche nach NS-Raubkunst an Länder und Kommunen.