NSA will Super-Computer bauen
3. Januar 2014Um ihre Spähaktivitäten voranzutreiben, entwickelt die National Security Agency (NSA) der USA laut Presseinformationen einen sogenannten Quantencomputer. Dieser solle in der Lage sein, nahezu alle Verschlüsselungen zu knacken, berichtet die "Washington Post" in ihrer Online-Ausgabe - unter Berufung auf Dokumente des früheren US-Geheimdienstlers Edward Snowden.
Die NSA könnte sich damit - so heißt es - umfangreichen Zugriff auf Bank-, Gesundheits-, Regierungs- oder Wirtschaftsnetzwerke verschaffen. Die Entwicklung des Super-Computers sei Teil eines mit rund 80 Millionen Dollar (umgerechnet 58 Millionen Euro) finanzierten Forschungsprogramms namens "Penetration Hard Targets" - zu deutsch: "In harte Ziele eindringen". Einzelheiten - vor allem wie weit das Programm bereits fortgeschritten sei - sind nicht bekannt.
Ein Quantencomputer gilt als sehr viel leistungsstärker und schneller als normale Digital-Computer. Die NSA liefere sich bei der Entwicklung ein "Kopf-an-Kopf-Rennen" mit Forschungsprojekten, die von der Europäischen Union und der Schweiz unterstützt würden, heißt es in dem Bericht weiter.
Seit Juni vergangenen Jahres kamen durch Enthüllungen Snowdens bereits eine Reihe von Spähaktivitäten der NSA und verbündeter Geheimdienste ans Licht - sogar ein Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde wohl angezapft. Angesichts internationaler Kritik erwägt US-Präsident Barack Obama, die Befugnisse des Geheimdienstes zu begrenzen. Eine Expertengruppe legte vor einigen Tagen 46 entsprechende Vorschläge vor.
Gnade!
Die "New York Times" und der britische "Guardian" forderten derweil von der US-Regierung Gnade für den in Russland gestrandeten Snowden. In Leitartikeln appellierten sie an das Weiße Haus, dem Computerspezialisten eine sichere Heimkehr in die Vereinigten Staaten zu ermöglichen. Für seine "enorm wertvollen" Enthüllungen habe Snowden mehr verdient als ein dauerhaftes Leben im Exil. Beide Traditionsblätter waren an den Enthüllungen rund um die NSA maßgeblich beteiligt und vom Whistleblower mit immer neuen Informationen zu den Spionageprogrammen versorgt worden.
Snowdens Zukunft, der sich in Russland seit Juli 2013 aufhält, ist noch immer ungewiss. Sein Asyl-Jahr läuft im Sommer 2014 aus. Anfang November hatten die USA ein Gnadengesuch Snowdens abgelehnt. Er soll dort als Geheimnisverräter vor Gericht gestellt werden. Bei einer Verurteilung droht ihm eine lange Haftstrafe.
wa/det (dpa, afp)