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Politik

Nur wenige Syrer kehren in Heimat zurück

22. April 2019

Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge aus Syrien kann sich eine Rückkehr zurzeit nicht vorstellen. Auch die deutsche Regierung hält die Risiken für zu groß. Wer gehen will, erhält aber in Deutschland einen Zuschuss.

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Deutschland Symbolbild Flüchtlinge
Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

Von den nach Deutschland geflüchteten Syrern ist bisher nur ein verschwindend kleiner Teil in die Heimat zurückgekehrt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor. Danach stellten 2017 deutschlandweit 199 Menschen einen Antrag auf eine finanzielle Förderung ihrer "freiwilligen Ausreise" nach Syrien. 2018 bezuschusste der Bund die Rückkehr von 466 Menschen nach Syrien. Im ersten Quartal dieses Jahres nahmen 77 Flüchtlinge aus Syrien diese Hilfe in Anspruch.

Gründe für Rückkehr unbekannt

Was Syrer und vormals in Syrien ansässige Palästinenser zur Rückkehr bewegt, wird statistisch nicht erfasst. Häufig würden "Heimweh, Integrationsschwierigkeiten oder die Erkrankung von Familienangehörigen" als Gründe genannt, heißt es in der Antwort. Zu Berichten, wonach mindestens zwei aus Deutschland zurückgekehrte Menschen in Syrien in Haft genommen worden sein sollen, hat die Regierung keine eigenen Erkenntnisse.

Die meisten Anträge auf Förderung der Rückkehr kamen 2018 den Angaben zufolge von Menschen aus Syrien, die in den Bundesländern Niedersachsen, Bayern oder in Hessen gelebt hatten. In der Regel werden die Anträge von den Ausländerbehörden weitergeleitet, in seltenen Fällen auch von Vereinen und Wohlfahrtsverbänden. Seit 2015 erhielten den Angaben zufolge außerdem 165 Menschen aus Syrien Geld für ihre Ausreise in ein anderes Land, das bereit war, sie aufzunehmen.

"Sicherheit und Würde" nicht gewährleistet

Seit Beginn des Bürgerkrieges in Syrien 2011 haben etwa 5,7 Millionen Menschen das Land verlassen. Deutschland hat rund 780.000 von ihnen aufgenommen. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ist in Syrien inzwischen weitgehend besiegt. Die Truppen von Präsident Baschar al-Assad und ihre Verbündeten kontrollieren fast alle ehemaligen Rebellengebiete. Viele Syrer haben jedoch Angst, als vermeintliche Regimekritiker inhaftiert und misshandelt zu werden - oder weil sie ihren Militärdienst nicht angetreten haben.

Umstrittenes Plakat des Innenministeriums Freiwillige Rückkehr von Migranten
Umstrittenes Programm: Innenministerium wirbt Ende 2018 für die Rückkehr von Flüchtlingen (Archivbild)Bild: Imago/Zuma/O. Messinger

Die Bundesregierung teilt die Einschätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks, dass die Bedingungen für eine Rückkehr von Flüchtlingen nach Syrien "in Sicherheit und Würde" bislang nicht gegeben sind. Sie führt außerdem aus: "Der Bundesregierung sind Berichte über großflächige Abrisse sowie Enteignungen von Häusern und Wohnungen in ehemaligen Oppositionsgebieten bekannt." Nach Syrien wird daher aktuell niemand abgeschoben.

Anders als bei der Rückkehr in andere Staaten unterstützt auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) keine Programme zur freiwilligen Ausreise von Menschen nach Eritrea, Libyen, Syrien oder in den Jemen. Über diese Programme waren im vergangenen Jahr mehr als 1800 Iraker, über 1500 Albaner und 1371 russische Staatsbürger in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt.

Starthilfe und Reisezuschuss vom Staat

Erwachsene erhalten eine "Starthilfe" in Höhe von 1000 Euro. Die staatlichen Leistungen beinhalten außerdem einen Reisezuschuss und sind auf maximal 3500 Euro pro Familie begrenzt. Bei einer frühzeitigen Ausreise werden 500 Euro zusätzlich gezahlt. In der Regel organisieren die Behörden der Länder die Rückkehrberatung. Lediglich in Sachsen hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) an drei Standorten im vergangenen Januar die Beratung übernommen.

Franziska Brantner
Grünen-Politikerin Franziska BrantnerBild: picture-alliance/dpa/S.Stache

"Richtigerweise stellt die Bundesregierung fest, dass Syrien kein Land zum Rückkehren ist", sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner. Die Bundesregierung solle deshalb gegenüber den Bundesländern nicht nur auf eine gute Rückkehrberatung pochen, sondern auch die Gründe besser erfassen. Falls der Grund verzögerte Familienzusammenführungen seien, solle dort beschleunigt werden. "Anscheinend können jene zurückkehren, die von Assad nichts zu befürchten haben. Deswegen sollte bei freiwilligen Rückkehrern besonders überprüft werden, inwieweit sie Kriegsverbrechen in Syrien begangen haben", forderte Brantner.

pgr/sti (dpa)