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Der Einfluss der US-Präsidenten auf die Wirtschaft

Timothy Rooks | Rodrigo Menegat Schuinski
2. November 2024

In den vergangenen 15 Jahren hat sich die US-Wirtschaft im Vergleich zu anderen Ländern gut entwickelt, unabhängig davon, wer im Weißen Haus saß.

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US-Präsident Joe Biden steht an einem Rednerpult in einer GM-Fabrik und spricht, im Hintergrund ist eine us-amerikanische Flagge und ein PKW zu sehen.
Präsident Joe Biden redet in einer GM-Fabrik in Detroit, MichiganBild: Dominick Sokotoff/ZUMA Wire/IMAGO

In die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in den USA fließt viel Zeit, Mühe und Geld, und dieses Jahr bildet da keine Ausnahme. Ein Blick auf die Daten seit 2009 zeigt jedoch, dass die Wirtschaft unabhängig davon, wer an der Macht war, gleichermaßen von globalen Ereignissen, demografischen Entwicklungen und Entscheidungen im Weißen Haus beeinflusst wurde.

Der Zeitraum von 2009 bis 2024 umfasst die beiden Amtszeiten von Barack Obama sowie die einzelnen Amtszeiten von Donald Trump und Joe Biden, dessen Präsidentschaft nun zu Ende geht.

Rückblick auf Obama, Trump und Biden

In diesem Zeitraum gab es zwei starke Erschütterungen für die Wirtschaft. Die erste war die Globale Finanzkrise, die vor Obamas Amtsantritt im Januar 2009 begann, und die zweite war die Corona-Pandemie, die im letzten Jahr der Trump-Regierung im Jahr 2020 ausbrach.

Die Finanzkrise ließ manche den Zusammenbruch des gesamten Bankensystems befürchten. Kurz darauf meldeten GM und Chrysler, zwei der größten US-Autobauer, Konkurs an, um ihre Unternehmen zu sanieren, und der Immobilienmarkt, insbesondere der Hypothekenmarkt, geriet außer Kontrolle.

Die Corona-Pandemie hatte unmittelbarere Auswirkungen auf die US- und die Weltwirtschaft. Lockdowns, die Auswirkungen unterbrochener Lieferketten auf die Produktion und Grenzschließungen führten zu wirtschaftlichem Chaos und massiven Arbeitsplatzverlusten, viele Menschen starben. Dank umfangreicher Konjunkturprogramme gelang es den USA, den wirtschaftlichen Einbruch durch die Pandemie relativ schnell zu überwinden, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen und einen kräftigen Aufschwung einzuleiten.

BIP der USA im Vergleich

Ein Problem beim Vergleich der Bedeutung von Präsidenten und ihrer Politik auf die Wirtschaft ist die zeitliche Verzögerung, mit der sich ihre Entscheidungen auswirken. Investitionen in die Infrastruktur oder in Industriezweige wie die Chipherstellung sind notwendig, aber die Vorteile sind erst weit in der Zukunft zu spüren. Die Schließung der Grenze zu Mexiko mag einige Migranten abhalten, aber es dauert, bis sich fehlende Arbeitskräfte etwa auf Supermarktpreise auswirken.

Ein weiteres Problem besteht darin, die Rolle von Präsidenten getrennt von Entscheidungen zu beurteilen, die gemeinsam mit politischen Entscheidungsträgern im Kongress oder unabhängigen Institutionen wie der US-Notenbank Federal Reserve getroffen werden.

Seit 1990 ist das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf jedes Jahr mit Ausnahme von 2009 gestiegen, und das war eine weitere Auswirkung der Finanzkrise. Im vergangenen Jahr lag das Pro-Kopf-BIP des Landes bei mehr als 81.000 Dollar (74.700 Euro).

Was das jährliche Pro-Kopf-Wachstum anbelangt, so haben China und Indien ein stärkeres Wachstum zu verzeichnen. Trotz dieser höheren Wachstumsrate ist das Pro-Kopf-BIP in den USA aber immer noch dreimal so hoch wie das in China und achtmal so hoch wie das in Indien.

Im Jahr 2023 betrug das Gesamt-BIP der USA erstaunliche 27,36 Billionen Dollar und war damit die mit Abstand größte Volkswirtschaft der Welt. China liegt mit 17,66 Billionen Dollar weit abgeschlagen an zweiter Stelle, gefolgt von Deutschland und Japan.

Viele Jobs für viele Menschen

In den ersten Monaten von Obamas Präsidentschaft stieg die Arbeitslosigkeit aufgrund der Finanzkrise an. Von April 2009 bis September 2011 lag sie bei neun Prozent oder höher.

Danach ging die Arbeitslosenquote langsam zurück, bis sie den niedrigsten Stand seit den 1960er Jahren erreichte, bevor sie während der Corona-Pandemie, durch die viele Menschen arbeitslos wurden, kurzzeitig anstieg. Im laufenden Jahr liegt die Quote bei etwa vier Prozent.

Andererseits sind Arbeitnehmer in den USA dank Innovation, Ausgaben für Forschung und Entwicklung und ihrer Bereitschaft, den Arbeitsplatz zu wechseln oder umzuziehen, produktiver als Arbeitnehmer in anderen Ländern.

Lohnungleichheit am unteren Ende der Skala

Unterdessen hat die Lohnungleichheit zugenommen: Die USA sind das Land mit der größten Ungleichheit in der G7-Gruppe. Das oberste eine Prozent der Menschen in den Vereinigten Staaten besitzt einen gewaltigen Teil des Reichtums des Landes.

Um in den USA zum obersten einen Prozent der Verdiener zu gehören, ist ein jährliches Haushaltseinkommen von rund einer Million Dollar vor Steuern erforderlich. Im Vereinigten Königreich sind dafür nur rund 250.000 Dollar erforderlich.

Das Gehalt von Unternehmenschefs sei mehr als 250-mal so hoch wie das des durchschnittlichen Angestellten, schrieb Obama in einem offenen Brief an seinen Nachfolger im britischen Wirtschaftsblatt "Economist" im Oktober 2016.

Außerdem erhielt 1979 "das oberste eine Prozent der amerikanischen Familien sieben Prozent des gesamten Einkommens nach Steuern. Bis 2007 hatte sich dieser Anteil auf 17 Prozent mehr als verdoppelt", schrieb er. Positiv ist dagegen, dass der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, gesunken ist.

Zuwanderung verändert die USA

Die irreguläre Migration in die USA ist schwer zu messen, aber die dokumentierte Migration kann durchaus beziffert werden. Ein Maß dafür ist die Zahl der gewährten Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse, der Green Cards. Zwischen 2009 und 2022 erhielten mehr als 14 Millionen Menschen einen solchen Status.

Die im Ausland geborene Bevölkerung, die legal oder anderweitig in den USA lebt, hat in den vergangenen 50 Jahren erheblich zugenommen und hat heute einen höheren Anteil an der Bevölkerung, so ein Bericht des US Census Bureau vom April.

Im Jahr 1970 gab es 9,6 Millionen im Ausland geborene Einwohner. Im Jahr 2022 waren es mehr als 46 Millionen, was fast 14 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht.

Von der Gesamtbevölkerung kam fast ein Drittel der im Ausland geborenen Bevölkerung im Jahr 2010 oder später in die USA, und die Hälfte lebt in nur vier Bundesstaaten: Kalifornien, Texas, Florida und New York. Mehr als die Hälfte hat die US-Staatsbürgerschaft angenommen.

Hohe Inflation kommt nach Amerika

Seit Januar 2009 hat die Inflation, gemessen am Verbraucherpreisindex, eine wilde Fahrt hinter sich. Als Obama sein Amt antrat, lag die Inflation bei Null, ging dann in den negativen Bereich und kletterte schließlich auf einen Höchststand von 9,1 Prozent im Juni 2022. Im vergangenen September lag sie bei 2,4 Prozent, dem niedrigsten Stand seit Februar 2021.

Diese relativ kurze Periode höherer Inflation wirkt lange nach und hat zu einem starken Anstieg der Lebenshaltungskosten für viele US-Amerikaner geführt.

Die Verbraucherpreise sind gestiegen, und die Wähler sind deshalb sehr unzufrieden. Es ist eines der wichtigsten Themen in diesem Jahr und könnte die Wahl in den so genannten Swing States, wo ein sehr knapper Wahlausgang erwartet wird, entscheiden. Es ist aber auch ein Bereich, den ein Präsident nur schwer kontrollieren kann.

Timothy Rooks, Deutsche Welle
Timothy Rooks ist Reporter und Redakteur in Berlin.