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Neuer Telekom-Chef

13. November 2006

Die Telekom hat einen Nachfolger für den zurückgetretenen Vorstandschef Kai-Uwe Ricke präsentiert: T-Mobile-Chef René Obermann wird die Führung des Gesamtkonzerns übernehmen. Die Börse freut sich.

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Der neue Vorstandsvorsitzende der Telekom AG René Obermann
Der neue Vorstandsvorsitzende der Telekom AG René ObermannBild: AP

Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel stellte den neuen Telekom-Chef René Obermann am Montagmittag (13.11.2006) nach einer Sitzung des Aufsichtsrates der Presse vor. "Er ist eine führungsstarke Unternehmerpersönlichkeit mit über 20-jähriger Erfahrung", sagte Zumwinkel über den neuen Vorstandschef, der auf diesen Posten mit sofortiger Wirkung für fünf Jahre berufen wurde. Obermann kündigte an, die Telekom wolle Marktführer im Bereich Service werden und müsse die Kosten senken: "Das ist schwierig, das ist ein Spagat."

Der 43-jährige Obermann gilt als Problemlöser im Telekom-Konzern, als jemand, der auch unpopuläre Entscheidungen treffen kann. So erkannte er schon früh die Abschwächung des deutschen Handy-Markts und leitete bei der Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile ein milliardenschweres Sparprogramm ein. Zwar mussten mehrere hundert Mitarbeiter gehen - ohne Obermanns frühes Eingreifen wären nach Einschätzung von Experten aber noch weiter reichende Einschnitte nötig gewesen.

Studienabbrecher an der Konzernspitze

Ricke und Obermann waren lange Zeit Weggefährten. Erst im September hatte Obermann auf Vorschlag von Ricke mehr Macht im Telekom-Vorstand erhalten. Bereits vor vier Jahren hatte Obermann Ricke das erste Mal in einem wichtigen Telekom-Amt abgelöst: Als Ricke in den Chefsessel des Gesamtkonzerns wechselte, wurde Obermann sein Nachfolger bei T-Mobile. Der gebürtige Düsseldorfer kam 1998 zur Deutschen Telekom. Davor hatte er bei BMW eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert, sein VWL-Studium abgebrochen, seine eigene Firma, die ABC Telekom, gegründet und diese schließlich an einen Hongkonger Konzern verkauft.

Obermanns wichtigste Aufgabe wird sein, die Wende im deutschen Festnetzgeschäft zu schaffen - seit Jahresbeginn wechselten 1,5 Millionen Kunden zur Konkurrenz. Den Abfluss wollte schon Ricke mit neuen Bündeltarifen unterbinden. Allerdings seien die neuen Tarife Jahre zu spät gekommen, meinen Experten. Im dritten Quartal ging die Kundenzahl weiter zurück.

Merkel gratuliert

Kai-Uwe Ricke
Seine Zeit ist um: Kai-Uwe RickeBild: AP

Anlegerschützer begrüßten deshalb die Ablösung von Kai-Uwe Ricke. Allerdings steht auch der künftige Telekom-Chef nach Einschätzung der Aktionärsschützerin Reinhild Keitel unter großem Zeitdruck. Sie habe ihre Zweifel, ob Obermann der richtige Mann auf dem Chefsessel der Telekom sei, sagte Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) dem Norddeutschen Rundfunk. Wenn es Obermann nicht gelinge, überzeugende neue Strategien vorzulegen, werde er schneller abgelöst werden als Ricke, der vier Jahre den Kurs der Telekom bestimmte.

Ricke war am Sonntag zurückgetreten. Ursprünglich wollte der Aufsichtsrat der Telekom am 5. Dezember über eine Verlängerung seines Vorstandsvertrags entscheiden. Für seinen Abgang hatten sich Medienberichten zufolge der Finanzinvestor Blackstone und der Bund stark gemacht. Die Telekom hatte vor allem wegen der Schwäche von T-Com im August ihre Prognose für 2006 und 2007 deutlich gesenkt, was den Aktienkurs einbrechen ließ. "Blackstone hatte dabei viel Geld verloren, und seitdem war das Verhältnis zu Ricke gestört", hieß es im Umfeld des Finanzinvestors, der 4,5 Prozent der Telekom-Aktien hält und einen Posten im Aufsichtsrat besetzt. Der Bund ist mit rund einem Drittel der wichtigste und mit Abstand größte Anteilseigner der Telekom. Bundeskanzlerin Angela Merkel wünschte dem neuen Telekom-Chef "viel Erfolg".

Chefwechsel beflügelt T-Aktie

Der Wechsel an der Konzerspitze wurde auch an der Börse begrüßt. Schon am Montagmorgen kletterte die T-Aktie an der Frankfurter Börse um 3,2 Prozent auf 13,56 Euro und stand damit an der Spitze des Deutschen Aktienindex'. Zudem erhöhten die Analysten von Morgan Stanley das Kursziel für die Telekom-Aktie von 13,10 auf 13,50 Euro. "Wir denken, dass der Management-Wechsel für die Aktie eine gute Nachricht ist", hieß es in einer Kurzstudie. (ana)