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OECD: Wirtschaft trotzt Corona-Schock

16. September 2020

Der coronabedingte Wirtschaftseinbruch fällt nach Einschätzung der Industriestaatenorganisation OECD in Europa und in den USA weniger dramatisch aus als zunächst erwartet. Chinas Volkswirtschaft legt sogar zu.

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China Qingdao | Kräne am Hafen
Bild: picture-alliance/Costfoto/Z. Jingang

Nach dem Einbruch in der Corona-Krise im Frühjahr gibt es erste positive Signale in der Weltwirtschaft: Von einer "schrittweisen Erholung nach einem beispiellosen Schock" spricht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem am Mittwoch in Paris veröffentlichten Zwischenbericht. Auch die Aussichten für Deutschland bewertet die Organisation positiver als noch im Juni.

Die Weltwirtschaft dürfte nach der neuen Prognose in diesem Jahr um 4,5 Prozent schrumpfen. Damit fällt das Minus um 1,5 Prozentpunkte geringer aus als im optimistischsten Szenario der OECD-Frühjahrsprognose. Für das kommende Jahr sagt sie ein Wachstum von fünf Prozent voraus.

Deutsche Unternehmen mit mehr Aufträgen

Für Deutschland geht die Organisation nun von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5,4 Prozent aus, 1,2 Prozentpunkte weniger als zunächst befürchtet. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft um 4,6 Prozent wachsen.

OECD Symbolbild
OECD-Hauptsitz in ParisBild: Getty Images/AFP/E. Piermont

"Der Einbruch im Frühjahr war weniger scharf als zunächst erwartet, die Erholung im Sommer ist recht kräftig", sagte die Leiterin des OECD Berlin Centre, Nicola Brandt, zur Entwicklung in Deutschland. "Die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind überraschend gut, die Auftragseingänge steigen wieder." Hinzu komme, dass die Infektionszahlen niedriger seien als anderswo. Dadurch seien die Maßnahmen zur Eindämmung von Corona nicht so stark gewesen. "Damit ist auch die wirtschaftliche Unsicherheit nicht ganz so hoch wie in vielen anderen Ländern", sagte Brandt. "Hinzu kommt: Deutschland ist weniger vom Tourismus abhängig als etwa Frankreich, Italien und Spanien."

China legt zu

Auch in den europäischen Corona-Krisenländern Italien und Frankreich dürfte der Einbruch mit 10,5 und 9,5 Prozent geringer ausfallen als zunächst prognostiziert. Noch viel deutlicher korrigiert die OECD ihre Einschätzung für die Wirtschaft der USA und Chinas. In den USA wird in diesem Jahr ein Minus von 3,8 Prozent erwartet. China ist mit einem Wachstum von 1,8 Prozent die einzige Volkswirtschaft unter den 20 größten Industrie- und Schwellenländern, deren Wirtschaftsleistung zulegen kann.

Prognose unter Vorbehalt

Dies OECD stellt ihre Prognose allerdings unter Vorbehalt: Die Aussichten seien "sehr ungewiss", denn sie hingen von der Entwicklung der Pandemie ab. Wenn sich das Virus wieder ausbreite oder es neue Ausgangsbeschränkungen gebe, könne das weltweite Wachstum im kommenden Jahr um bis zu drei Prozentpunkte niedriger ausfallen, heißt es. "Wir durchleben eine akute Gesundheitskrise und den dramatischsten Wirtschaftsabschwung seit dem Zweiten Weltkrieg", sagte OECD-Chefökonomin Laurence Boone. "Ein Ende ist noch nicht in Sicht, aber die Politik kann viel tun, um jetzt Vertrauen zu schaffen." Die Regierungen müssten den Fehler vermeiden, die Finanzpolitik zu schnell zu straffen, wie es nach der letzten Finanzkrise geschehen ist. "Ohne fortgesetzte Unterstützung könnten Konkurse und Arbeitslosigkeit schneller als nötig ansteigen und die Lebensgrundlagen der Menschen auf Jahre hinaus belasten", warnte Boone.
 

ul/hb (dpa, rtr, afp)