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Ohne Deutsch keine Integration?

Alexandra Scherle12. Januar 2013

Sie leben und arbeiten gerne in Deutschland: die Dozentin Diana Guncheva aus Bulgarien und DHL-Mitarbeiter Adrian Mitroescu aus Rumänien. Die Sprache hat für sie im Alltag aber eine ganz unterschiedliche Bedeutung.

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Symbolbild zum Deutschunterricht © HandmadePictures
Bild: Fotolia/HandmadePictures

"Am Anfang habe ich Deutsch nicht als schöne Sprache empfunden", erinnert sich die Dozentin Diana Guncheva. Bei ihrer ersten Begegnung mit der deutschen Sprache in ihrer bulgarischen Heimatstadt Varna war sie gerade einmal 14 Jahre alt. "Erst als wir am Gymnasium später angefangen haben, Werke von Bertolt Brecht und Johann Wolfgang von Goethe im Original zu lesen, habe ich die Schönheit dieser Sprache entdeckt. Man kann einen Gedanken auf Deutsch viel genauer ausdrücken als in anderen Sprachen."

"Die Sprache ist der Schlüssel zu einem Land"

Inzwischen spricht die heute 31-Jährige so gut Deutsch, dass sie nach ihrem Studium in Bonn direkt ein Jobangebot an einer Sprachschule in der ehemaligen Bundeshauptstadt bekommen hat. Neben den Fächern Slawistik und Osteuropäische Geschichte besitzt Guncheva auch eine Zusatzqualifikation als Dozentin für Deutsch als Fremdsprache (DAF). "Die Sprache ist der Schlüssel zu einem Land - man kann sich in einem Land nicht wohl fühlen, ohne die Landessprache zu beherrschen.“

In Integrationskursen bringt die junge Dozentin Migranten die deutsche Sprache bei, gibt ihnen aber auch Ratschläge für den Alltag: "Als Migrantin kann ich ihre Probleme nachempfinden - und auch nachvollziehen, welche Aspekte des Deutschen für Nicht-Muttersprachler besonders schwierig sind." Manche Sprachschüler seien auch besonders motiviert durch eine Dozentin, die selbst aus dem Ausland stammt: "Wenn sie hören, dass auch ich Deutsch als Fremdsprache gelernt habe, denken sie: Das kann ich auch schaffen!"

Eine besondere Herausforderung: Diana Guncheva leitet auch Alphabetisierungskurse für Migranten, die nicht lesen und schreiben können. "Es sind oft Menschen aus ländlichen Gegenden, die sich am Anfang sehr für ihren Analphabetismus schämen - doch es hilft, wenn sie sehen, dass sie mit ihrem Problem nicht allein sind." Ihre ersten Wörter schreiben sie dann auf Deutsch, nicht in der Muttersprache.

Die Landessprache zu beherrschen, sei für Migranten ein zentraler Aspekt -  aber nicht der einzig entscheidende, meint Integrationsforscher Haci Halil Uslucan von der Universität Duisburg-Essen: "Sehr wichtig ist vor allem die Einbindung in den Arbeits- und Bildungsmarkt."

Arbeitsalltag auch ohne Deutsch

Und diese Einbindung kann in einigen Bereichen auch ohne Deutschkenntnisse funktionieren: Es gibt Universitäten, die englischsprachige Studiengänge anbieten, und Jobs, in denen ausschließlich auf Englisch kommuniziert wird – zum Beispiel in der IT-Branche, in der Forschung oder bei Logistikunternehmen. Der Rumäne Adrian Mitroescu arbeitet seit mehr als zwei Jahren in Bonn für das internationale Logistikunternehmen DHL im Bereich Verkauf. "Mein gesamter Arbeitsalltag spielt sich auf Englisch ab, die Kunden kommen aus mehr als 220 Ländern", sagt der 28-Jährige, der in seiner Heimatstadt Bukarest Internationale Beziehungen und Marketing studiert hat. "Das liegt daran, dass ich für den internationalen Bereich zuständig bin - in einer anderen Filiale von DHL müsste ich in deutscher Sprache arbeiten."

Besonders wichtig sind Deutschkenntnisse bei Medizinern. Unlängst hat sich der Bund der Klinikärzte öffentlich darüber beklagt, dass es in der Zusammenarbeit mit ausländischen Ärzten häufig zu Verständnisproblemen komme.

Jede Sprache – eine Bereicherung

Von Adrian Mitroescu verlangt niemand, dass er Deutsch lernt - er tut es freiwillig. "Ich fände es dumm, jahrelang in einem Land zu leben, ohne die Sprache zu lernen", sagt der junge Rumäne. Abends besucht er mindestens einmal pro Woche einen Deutschkurs: "Es fällt mir oft schwer, mich nach einem langen Arbeitstag noch so intensiv mit einer Fremdsprache zu beschäftigen. Aber es ist mir sehr wichtig, die deutsche Sprache so gut wie möglich zu beherrschen - egal, ob ich langfristig in Deutschland bleibe, in ein anderes Land ziehe oder irgendwann nach Rumänien zurückkehre."

Zum Üben kommt er selten - denn die Freunde und Kollegen aus Deutschland sprechen ihn immer direkt auf Englisch an. "Aber ich habe eine Zeit lang in einer lokalen Mannschaft Fußball gespielt, und da konnten ausnahmsweise nicht alle Englisch: eine gute Gelegenheit für mich, um außerhalb der Kurse Deutsch zu üben!"

Porträt von Adrian Mitroescu, rumänischer DHL-Mitarbeiter (Foto: Scherle)
Obwohl Adrian es für seinen Beruf nicht braucht, lernt er gerne DeutschBild: DW
Porträt von Diana Guncheva, Dozentin für Deutsch als Fremdsprache in Bonn. (Foto: Scherle)
Diana hat die Schönheit der deutschen Sprache spät entdecktBild: DW