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Verlässt Ryanair den Flughafen Hahn?

Brigitte Scholtes
23. Oktober 2018

Der Flughafen Frankfurt Hahn hängt am seidenen Faden - genauer: am irischen Billigflieger Ryanair. Der sorgt für 90 Prozent des Passagieraufkommens. Von Gerüchten über einen Rückzug will man in Hahn daher nichts wissen.

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Ryanair in der Kritik
Bild: AFP/Getty Images

Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair stellt offenbar ihre Basis Hahn im Hunsrück infrage. Der "Wiesbadener Kurier" berichtet unter Berufung auf "höchste Managementkreise" in Dublin, dem Sitz des Billigfliegers, Ryanair plane sich zum Sommerflugplan 2019 vollständig vom Flughafen Hahn zurückzuziehen.

Von Ryanair selbst kommt dazu nur eine dürre Stellungnahme: "Wir kommentieren keine Gerüchte oder Spekulationen. Die noch ausstehenden Sommerflugpläne 2019 finalisieren wir derzeit." Ein Dementi aber klingt anders. "Nach meinen Kenntnissen ist das völliger Unsinn", sagte jedoch Christoph Goetzmann, Mitglied der Hahn-Geschäftsführung, der Deutschen Presseagentur dpa. Man stehe im engen Kontakt mit Ryanair und habe keine Hinweise, die auf einen Rückzug hindeuteten.

Flugzeuge des irischen Billigfliegers Ryanair am Flughafen Frankfurt Hahn
Ryanair sorgt für den Großteil des Passagieraufkommens am Flughafen Frankfurt HahnBild: picture-alliance/dpa/T. Frey

Flughafen Hahn ist stark von Ryanair abhängig

Im September waren nur noch knapp 188.000 Passagiere von Hahn geflogen oder gelandet - über 17 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das zeigt die jüngste Statistik des Flughafenverbands ADV. Der Winterflugplan ist gegenüber dem Sommer noch weiter ausgedünnt, ein Fünftel weniger Flüge starten vom Hahn.

Vier Flugzeuge sind noch im Hunsrück stationiert, eines war im April an den Flughafen Frankfurt/Main verlegt worden. Der Flughafen aber ist im Passagierverkehr stark abhängig von Ryanair. Deren Anteil liegt bei mehr als 89 Prozent, der Rest entfällt auf die ungarische Fluglinie Wizz Air.

Für Rückzug würde es Gründe geben

Es könnte zwei Gründe für den allmählichen Rückzug der Iren vom Flughafen Hahn geben. So hatte Ryanair im Zuge der Tarifauseinandersetzungen mit den deutschen Crews angedroht, Standorte in Deutschland zu schließen. Geschehen soll das zum November in Bremen. Dort zieht sich Ryanair zurück. Am Flughafen Weeze in Nordrhein-Westfalen werden zwei der fünf Flugzeuge abgezogen.

Der zweite Grund aber dürfte mehr Gewicht haben: Für Ryanair ist der Flughafen Frankfurt am Main interessanter. Trotz der Subventionen, die die Fluggesellschaft in Hahn erhält, sind die Wettbewerbsvorteile in Frankfurt größer. Denn der Flughafen im Hunsrück liegt 125 Kilometer von der Mainmetropole entfernt. Die Region um den Flughafen Hahn selbst aber ist zu dünn besiedelt, sie kann das nötige Passagieraufkommen nicht generieren. 

Ryanair Chef Michael O'Leary
Hat der Chef der Fluglinie Ryanair neue Flughäfen im Visier?Bild: picture-alliance/dpa/T. Frey

Frankfurt/Main aber baut inzwischen aus und will auch vermehrt Billigflieger anlocken. Deshalb hatte die Flughafenbetreiberin Fraport den Iren gute Einstiegsbedingungen geboten. Ryanair will seine Präsenz hier allmählich vergrößern.

Gleichzeitig stehen die Iren unter Druck, weil zum ersten Mal in fünf Jahren der Gewinn zurückgeht. Am Montag hatte das Unternehmen als Gründe dafür die Streiks, die hohen Kerosinpreise, die geringeren Ticketpreise und Zahlungen wegen Verspätungen und Flugausfällen wegen der EU-Fluggastrechteverordnung genannt. 

Pläne des chinesischen Großaktionärs von Hahn unklar 

Gegen einen vollständigen Rückzug der Iren vom Hunsrücker Flughafen spricht jedoch, dass Ryanair dort einen Wartungshangar betreibt. 

Der Flughafen selbst ist auch wegen der Nähe zum Flughafen in Luxemburg unter Druck. Erschwert wird seine Lage noch durch die Besitzverhältnisse: Das Land Hessen hält nur noch einen Anteil von 17,5 Prozent, das Land Rheinland-Pfalz, in dem der Flughafen angesiedelt ist, hatte seinen Anteil im vergangenen Jahr an die chinesische Gruppe HNA verkauft, die auch Aktionär der Deutschen Bank ist.

Der Großaktionär ist selbst in Schwierigkeiten, hatte jedoch zunächst ehrgeizige Pläne für das Frachtgeschäft in Hahn. Wie weit diese Pläne realistisch sind, ist schwer abzuschätzen, weil die Chinesen sehr verschwiegen agieren. Das Frachtaufkommen ist zwar nach der Statistik des Flughafenverbands ADV im September um drei Prozent gesunken, doch in den neun Monaten seit Jahresbeginn ist dieser Bereich zumindest gewachsen. "Frankfurt-Hahn" war einst als Entlastung für die Frachtflüge in Frankfurt/Main ausgebaut worden. Erst mit Ryanair, das hier seine erste Basis in Deutschland gründete, begann dann auch das Passagiergeschäft.