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Olympia-Enttäuschung in Leipzig

Bernd Gräßler, zzt. Leipzig19. Mai 2004

Es war ein trauriger Tag für Leipzig: Das Internationale Olympische Komitee gab am Dienstag (18.5.) bekannt, dass die ostdeutsche Stadt nicht den Kandidaten-Status für die Austragung der Olympischen Spiele 2012 erhält.

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Bleibt nur ein Modell:<br> Olympiapark LeipzigBild: AP/Leipzig, Freistaat Sachsen und Partnerstädte GmbH, Kulka

Rund 10.000 Menschen hatten sich im Zentrum Leipzigs versammelt, um die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees aus Lausanne auf einem großen Bildschirm mitzuverfolgen. Würde ihre Stadt zu den offiziellen Kandidaten für die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2012 zählen? Fünf Namen nannte der IOC-Präsident Jacques Rogge: Paris, New York, Moskau, London und Madrid - Leipzig wurde nicht erwähnt, ebenso wenig wie Havanna, Rio de Janeiro und Istanbul.

Infrastruktur ungenügend

Lähmendes Entsetzen unter den Leipzigern, von denen laut Umfragen 90 Prozent fest an ein Weiterkommen in die nächste Runde geglaubt hatten, vereinzelt auch Pfiffe. Die Leipziger zeigten sich aber als faire Verlierer und gratulierten der siegreichen Konkurrenz. Enttäuscht waren sie darüber, dass bei der Kandidatur nun doch, wie befürchtet, nur die ganz großen Städte in die Auswahl kommen. Leipzig war mit einem alternativen Konzept zum zunehmenden Gigantismus der Olympischen Spiele angetreten und hatte damit den nationalen Wettbewerb gegen Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main und Stuttgart gewonnen.

Im IOC war man jedoch der Meinung, die Stadt sei zurzeit nicht in der Lage, die Austragung der Olympischen Spiele zu bewältigen. Die ostdeutsche Halbmillionenstadt erhielt bei Infrastruktur und dem Beherbergungskonzept zu wenig Punkte. Da halfen auch Spitzen-Noten in den Punkten Finanzierung, politische Unterstützung, Sicherheit und Umwelt nicht. Leipzig gelangte knapp hinter Moskau auf den sechsten Platz der Bewerberstädte. Das IOC wird auf seiner Vollversammlung im Juli 2005 in Singapur die endgültige Entscheidung über die Vergabe der Spiele fällen.

Falsche Kandidaten-Stadt?

Mit Leipzig musste auch die Hafenstadt Rostock an der Ostsee ihre olympischen Träume begraben. Dort sollten eigentlich die Segelwettbewerbe stattfinden. Der für Sport zuständige Bundesinnenminister Otto Schily, der extra nach Lausanne gereist war, versuchte der gescheiterten Bewerbung etwas Gutes abzugewinnen: Leipzig habe sich immerhin international ins Gespräch gebracht für künftige Sportveranstaltungen.

Das Nationale Olympische Komitee (NOK) Deutschlands wird frühestens im November 2005 entscheiden, ob sich Deutschland um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2016 bewerben wird. Am Mittwoch (19.5.) wird das Komitee zunächst die Ursachen des Scheiterns für 2012 diskutieren. Dabei wird sicher auch die Frage gestellt, ob man sich national für die falsche Kandidaten-Stadt entschieden hat.