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Olympia: Isabell Werth mit Gold-Rekord für Deutschland

4. August 2024

Kurz nach einem persönlichen Schicksalsschlag gewinnt Isabell Werth in Paris ihr achtes Olympia-Gold und ist nun Deutschlands erfolgreichste Olympionikin. Gleichzeitig kämpft die Dressur mit Vorfällen von Tierquälerei.

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Dressurreiterin Isabell Werth auf Stute Wendy mit ihrer Goldmedaille
Dressurreiterin Isabell Werth freut sich auf Stute Wendy über ihren achten OlympiasiegBild: Straubmeier/nordphoto GmbH/picture alliance

"Das war Wahnsinn. Ich dachte schon, es reicht nicht. Es ist super, wunderbar", freute sich Isabell Werth, nachdem ihre Teamkollegin Jessica von Bredow-Werndl auf Dalera den Olympiasieg im Mannschaftswettbewerb des Dressurreitens unter Dach und Fach gebracht hatte.

Am Ende gaben 0,121 Prozentpunkte den Ausschlag zugunsten der deutschen Equipe vor Dänemark. "Ich glaube, es hat noch nie eine knappere Entscheidung gegeben", sagte Werth. "Es ist mega, super."

Erfolgreichste deutsche Olympionikin

"Mega" und "super" ist auch Werths olympische Bilanz. Der Erfolg im Schlossgarten von Versailles war bereits der achte Olympiasieg der Ausnahmereiterin. Einen Tag später stand sie erneut auf dem Podium. Einen Hauch schlechter in der Bewertung als von Bredow-Werndl sicherte sie sich in der Einzel-Konkurrenz die Silbermedaille. "Hier mit Gold und Silber nach Hause zu fahren, sprengt meine Erwartungen", sagte sie. "Und dann diese Atmosphäre, es ist unglaublich und fanatisch."

Sieben ihrer acht Goldmedaillen gewann Werth mit der Mannschaft. 1996 in Atlanta holte sie auf Gigolo auch im Einzel Gold.

Da Werth zudem sechsmal olympisches Silber im Einzel gewinnen konnte (1992, 2000, 2008, 2016, 2021 und 2024) ist sie nun die erfolgreichste deutsche Olympionikin.

Dressurreiterin Isabell Werth präsentiert bei den Olympischen Spielen 1996 ihre beiden Goldmedaillen
In Atlanta siegte Isabell Werth 1996 mit dem Team und holte ihr bislang einziges Einzel-GoldBild: Oliver Hardt/dpa/picture-alliance

Zuvor hatte Kanutin Birgit Fischer mit acht Gold- und vier Silbermedaillen diesen inoffiziellen Titel inne. Werth quittierte die neue Bestmarke zwar mit Stolz, dachte aber auch ihre Vorgängerin.

"Es ist super. Ich werde mit Birgit bald einen trinken gehen. Wir haben beide echt etwas hingekriegt", sagte sie.

Isabell Werth und Wendy: "Es hat klick gemacht"

Großes Lob gab es auch von Teamkollegin von Bredow-Werndl. "Sie ist eine Person, zu der man aufschauen kann, weil sie es immer wieder mit den unterschiedlichsten Pferden bis auf das höchste Niveau schafft", sagte die Doppel-Olympiasiegerin von Tokio im Interview mit dem deutschen Fernsehen neben der von diesen Worten gerührten Werth. "Ich bin dankbar von und mit ihr lernen zu dürfen."

Ihr besonderes Gespür für Pferde musste Werth auch vor ihrer siebten Olympia-Teilnahme in Paris unter Beweis stellen. Wendy, die Stute, auf der Werth in Paris zu Team-Gold ritt, ist erst seit wenigen Monaten unter ihrem Sattel. 

2021 in Tokio war Werth noch auf ihrem "Herzenspferd" Bella Rose geritten, das aber danach aus dem Sport verabschiedet wurde. Auch ihr zweites Top-Pferd Weihegold stand für Paris nicht mehr zur Verfügung, da der Vertrag mit der Besitzerin Weihegolds geendet war.

Dressurreiterin Isabell Werth auf Stute Wendy beim Wettbewerb vor dem Schloss von Versailles
Isabell Werth und Wendy zeigen im Dressurviereck von Versailles eine gute LeistungBild: Straubmeier/nordphoto/picture alliance

Doch mit Wendy passte es von Anfang an. Sie sei "ein Traum", sagte Werth über ihr neues Pferd. "Es hat sofort klick gemacht."

Einen ersten herausragenden Erfolg feierte das Paar vor den Olympischen Spielen beim CHIO in Aachen, wo sie den Großen Preis gewannen. Das Turnier war gleichzeitig auch der entscheidende Ausscheidungswettbewerb, um sich für Olympia zu qualifizieren. Werth und Wendy nahmen diese Hürde mit Bravour.

Schatten der Tierquälerei

Die zehnjährige Stute war bis Januar 2024 von Andreas Helgstrand geritten worden. Der Däne wurde aus der dänischen Nationalmannschaft ausgeschlossen und bis 2025 gesperrt, nachdem im November 2023 Vorfälle von Misshandlung von Pferden in seinem Stall aufgedeckt worden waren.

Und der Schatten der Tierquälerei, wegen der die Dressur durchaus um ihre olympische Zukunft fürchtet, wurde auch vor Paris noch einmal besonders dunkel: Charlotte Dujardin, eine der Gold-Favoritinnen aus Großbritannien, wurde kurz vor dem Wettbewerb suspendiert, weil ein älteres Video aufgetaucht war, in dem sie beim Training ein Pferd minutenlang mit der Peitsche traktiert.

Angesprochen auf das Peitschen-Video wurde Werth in Versailles vor ihrem Olympia-Auftritt emotional: "Ich kann nicht nachvollziehen, was da passiert ist. Wir sind alle fassungslos", sagte sie.

Olympischer Erfolg kurz nach dem Tod des Vaters

Im Dressurviereck von Versailles konnte Werth die negativen Einflüsse und Gedanken dann abschütteln. Auf Wendy legte sie den Grundstein für den deutschen Sieg, der schließlich nach einigem Zittern feststand. Die Belohnung für ihr Pferd stand auch schnell fest: "Bananen und Möhren", sagte Werth.

Werth hatte einmal mehr im Dienste der deutschen Mannschaft auf den Punkt ihre Leistung abgeliefert. Dabei musste sie kurz vor den Olympischen Spielen einen schweren persönlichen Schicksalsschlag hinnehmen: Ihr Vater starb am 17. Juli und erlebte den achten Olympiasieg seiner Tochter nicht mehr mit. "Er war so stolz, aber das war er immer, im Sieg und in der Niederlage", sagte Werth.

Für die 55-Jährige sind die Olympischen Spiele indes noch nicht vorbei. Nach dem Sieg mit der Mannschaft, geht es am Sonntag auch im Einzel um Medaillen - und auch hier haben Werth und Wendy gute Chancen, erneut auf dem Siegerpodest zu landen. Die olympische Reise der Isabell Werth, sie geht also weiter.

Der Artikel wurden nach dem Einzel-Wettbewerb am 4. August aktualisiert.