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Der weite Weg zu einer deutschen Olympiabewerbung

12. Juli 2023

Olympische Spiele in Deutschland? Mögliche Bewerbungen dafür scheiterten zuletzt an dem Veto der Bürger. Nun will der DOSB die Bevölkerung mit einer Kampagne für eine deutsche Olympia-Bewerbung begeistern.

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Olympische Ringe vor dem Olympiapark München
Bekommt Deutschland noch einmal Olympische Spiele? Der DOSB will die Deutschen dafür begeisternBild: Frank May/picture alliance

Der Deutsche Olympische Sportbund startet nach mehreren vergeblichen Anläufen den nächsten Versuch, sich für die Ausrichtung von Olympischen Spielen in Deutschland zu bewerben. Dieses Mal sollen die Bundesbürger frühzeitig mit eingebunden und dafür begeistert werden. Das sieht eine neue DOSB-Kampagne vor. Die Bundesregierung unterstützt den neuen Olympia-Anlauf. Wir klären die wichtigsten Fragen und geben Antworten.

Welche Olympischen Spiele kommen überhaupt für Deutschland infrage?

Der DOSB strebt eine Doppelbewerbung für die Sommerspiele 2036/2040 oder die Winterspiele 2038/2042 an. Die Sommerspiele 2036 fänden genau 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin und den Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen statt.

Die drei Sommerspiele bis 2036 sind bereits vergeben: 2024 finden die Sommerspiele in Paris statt, 2028 in Los Angeles, 2032 in Brisbane. Für die Winterspiele stehen bisher nur die Gastgeber für 2026 fest: Mailand und Cortina d'Ampezzo. Für 2030 und 2034 gibt es allerdings mit Stockholm und Salt Lake City sehr große Konkurrenz. Der DOSB konzentriert sich daher auf eine spätere Kandidatur.

In welchen Städten könnten die Spiele stattfinden?

Der DOSB hat Berlin, Hamburg, Leipzig, München und Nordrhein-Westfalen aktiv in den Bewerbungsprozess eingebunden. Bei einer Sommerbewerbung gilt Berlin aufgrund seiner Metropolenstellung als gesetzte Option. Die Kombination mit München, wo bereits im August 2022 die European Championships als eine Art Mini-Olympia gefeiert wurden, erweist sich als besonders attraktiv.

Luftaufnahme des Olympiastadions in Berlin
Das Olympiastadion in Berlin könnte das Herz der deutschen Olympiabewerbung werdenBild: Paul Zinken/dpa/picture alliance

Alternativ wäre auch die kürzere Entfernung zwischen Berlin und Hamburg von Vorteil, um die Spiele kompakter auszurichten. Die Initiative Rhein-Ruhr hegt ebenfalls die Hoffnung, die Olympischen Sommerspiele 2032 ins Land zu holen. Interessanterweise ermöglichen die Statuten des IOC sogar die Möglichkeit, mit vier Städten oder Clustern anzutreten.

Wie viele Bewerbungsversuche für Olympische Spiele in Deutschland sind bisher gescheitert und warum? 

Nach 1972 hat es keine weiteren Spiele in Deutschland mehr gegeben. Seit 1986 gab es insgesamt sieben gescheiterte Bewerbungsversuche. Die Initiative Rhein-Ruhr für 2032 scheiterte mit ihrem Versuch einer Kandidatur in der Vorauswahl des IOC. Brisbane erhielt letztendlich den Zuschlag.

Den Bewerbungen um die Winterspiele 2022 in München und die Sommerspiele 2024 in Hamburg machte der Widerstand der deutschen Bevölkerung einen Strich durch die Rechnung: Immer mehr Menschen sehen derart gigantische Sportereignisse zunehmend kritisch - unter anderem wegen der Skandale in den Spitzenverbänden rund um den IOC, wegen der immensen Kosten, die auf die Ausrichterstädte zukommen und wegen ökologischer Bedenken. 

Was will der DOSB mit seiner Initiative erreichen?

Der Deutsche Olympische Sportbund will Vorbehalte bei den Deutschen abbauen und gemeinsam mit der Bevölkerung ein mehrheitsfähiges Bewerbungskonzept entwerfen. Dazu soll es verschiedene Möglichkeiten geben, sich beteiligen zu können: Per Livestream werden ab August 2023 zehn Fachgespräche mit Experten aus dem Sport, der Wirtschaft oder für Nachhaltigkeit gezeigt und in möglichen Bewerberstädten öffentliche Dialogforen veranstaltet.

Zudem wurde die Webseite "deine-spiele.de"mit Erklärvideos, Umfragen und Informationen rund um den Bewerbungsprozess gestartet. 

Welche ökologischen Bedenken gibt es bei den Deutschen bezüglich der Ausrichtung der Olympischen Spiele?

Die gibt es vor allem für die Winterspiele. "Ich halte Deutschland für komplett ungeeignet für Olympische Winterspiele" sagt etwa Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. Die klimatischen Voraussetzungen seien in Deutschland überhaupt nicht gegeben. "Ohne Kunstschnee und ohne das gemeinsam mit Österreich zu machen, wird man das in Bayern, Baden-Württemberg oder Thüringen gar nicht umsetzen können." Aus Klimaperspektive wären Olympische Winterspiele in Deutschland "eine einzige Katastrophe. Da gibt es andere Orte auf der Welt, die deutlich geeigneter sind." 

 Eine nur mit wenig Schnee bedeckte Skipiste am Fichtelberg.
Umweltschützer halten Deutschland für die Austragung von Winterspielen wegen des vermutlich nötigen großen Einsatzes von Kunstschnee für ungeeignetBild: Sebastian Willnow/dpa/picture alliance

Bei Sommerspielen sieht das allerdings anders aus: "Ich glaube, dass wir Sommerspiele gut hinbekommen könnten, auch umweltfreundlicher als in vielen anderen Ländern der Welt", schätzt Fischer gegenüber der Deutschen Welle ein. Denn die Infrastruktur in den Städten ist bereits weitgehend vorhanden. Es sollen ausschließlich bereits existierende Sportstätten genutzt werden. Hier könnte sich bei der Bevölkerung jedoch vor allem die Frage nach der Finanzierung stellen. 

Wie ist der Zeitplan bis zu einem möglichen Olympiazuschlag für Deutschland?

Der DOSB fasst im Dezember 2023 die Ergebnisse der öffentlichen Debatte zusammen und hofft auf eine politische "Willenserklärung" zur Bewerbung. Die Mitglieder des DOSB entscheiden über das weitere Vorgehen. Das Konzept der deutschen Olympia-Bewerbung wird im Mai 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt, inklusive Informationen zum Zeitpunkt (2036/2040 oder 2038/2042) und den Austragungsorten (mindestens zwei und maximal vier Orte).

Die Bürgerinnen und Bürger entscheiden im Herbst 2024 in Referenden über eine mögliche Bewerbung. Wenn sich eine Region gegen Olympia ausspricht, ist das Projekt für ganz Deutschland gescheitert. Bei einem positiven Votum stimmt die Mitgliederversammlung des DOSB im Dezember 2024 über die offizielle Bewerbung beim IOC ab.

Die Entscheidung über die Vergabe der Olympischen Spiele 2036 wird auf der IOC-Session während der Winterspiele in Mailand und Cortina d'Ampezzo im Februar 2026 erwartet.