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PolitikEuropa

Dänemark: "Spitzenreiter" bei Corona

28. Dezember 2021

Die Corona-Infektionszahlen in der EU steigen schnell an. Mit einer Inzidenz von 1621, berechnet auf sieben Tage, nimmt Dänemark derzeit den Spitzenplatz in der Welt ein. Andere Länder werden folgen.

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Dänemark Kopenhagen | Neue Maskenregeln
Maskenpflicht in Dänemark: Omikron-Welle soll verzögert werdenBild: Francis Joseph Dean/Dean Pictures/imago images

Die Omikron-Variante des Corona-Virus dominiert in Dänemark schon seit mehr als zwei Wochen das Infektionsgeschehen. Da ist es keine große Überraschung, dass die Fallzahlen nach Angaben der dänischen Seuchenkontrollbehörde stark ansteigen. Nach der jüngsten Übersicht der Europäischen Seuchenbehörde (ECDC) für die Zeit zwischen dem 7. und 21. Dezember lag die dänische Infektionsrate bei 2100 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner. Das ist der Spitzenwert in Europa. Die ECDC errechnet diese Inzidenz europaweit für einen Zeitraum von 14 Tagen. Die dänische Seuchenbehörde Statens Serum Institut berechnet daneben eine Sieben-Tage-Inzidenz, die die Infektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen auswirft. Der Wert liegt nach Angaben des Serum-Institut in Kopenhagen bei 1621. Das ist der höchste Wert in der Welt. Auch in Deutschland wird üblicherweise mit einer Sieben-Tage-Inzidenz gearbeitet, was die Vergleichbarkeit der Daten europaweit erschwert.

Dänemark | Kampf gegen Covid-19
Viele Tests, viele entdeckte Infektionen: Dänemark verzeichntet RekordeBild: Francis Joseph Dean/Dean Pictures /imago images

Auch in anderen Ländern schießen die Raten nach Angaben des europäischen ECDC in die Höhe. Die Slowakei und Tschechien liegen jeweils über 1500 Infektionen pro 100.000 Einwohner in 14 Tagen, gefolgt von Irland (1400) und den Niederlanden (1300). Auch in Frankreich, Belgien, Kroatien, Zypern (jeweils um die 1000) sorgt die Omikron-Variante für explodierende Ansteckungszahlen. Zum Vergleich: Für Deutschland meldet die EU-Seuchenbehörde ECDC für die 14 Tage vor Weihnachten einen Wert von 790. In den Prognosen der EU-Behörde heißt es, dass sich die Infektionsraten in Europa in den nächsten Tagen und Wochen Land um Land stark erhöhen werden. Die Omikron-Welle könne nicht aufgehalten werden, sondern höchstens verlangsamt werden, heißt es in der letzten Lageeinschätzung vom 15. Dezember.

Mehr Infektionen, weniger Schwerkranke

Schaut man sich den derzeitigen "Spitzenreiter" Dänemark an, dann wird deutlich dass das Infektionsgeschehen wesentlich stärker ist als vor einem Jahr, als die Ansteckungszahlen nur ein Viertel der heutigen Zahlen erreichten. Allerdings war die Zahl der Menschen, die wegen Corona im Krankenhaus behandelt werden mussten, wesentlich höher als heute. Am Montag wurden in Dänemark etwa 70 an COVID-19 Erkrankte auf Intensivstationen versorgt. Nach Angaben der Seuchenbehörde in Kopenhagen ist diese Zahl halb so hoch wie bei der letzten großen Welle im Januar 2021.

Dänemark | Aufhebung der Corona-Maßnahmen
"Freiheitstag" im September: Dänemark konnte alle Einschränkungen aufheben, die jetzt wieder geltenBild: Francis Joseph Dean/Dean Pictures/imago images

Die Impfquote liegt in Dänemark bei 77 Prozent. 42 Prozent der geimpften Menschen haben bereits eine Auffrischung erhalten. Dänemark, so heißt es in einer Analyse des Serum-Institutes, habe seine Vorsorge wesentlich verstärkt. "Die Zahl der Krankenhauseinweisungen ist zu handhaben und das ist das Wichtigste", sagte der Anästhesist und Vorsitzende der Patientenorganisation "Lunge Foreningen", Torben Mogensen. "Ich bin deshalb nicht besorgt, dass unser Gesundheitssystem kollabieren könnte", so Mogensen gegenüber der Nachrichtenagentur "Ritzau".

Viele Tests, viele nachgewiesene Infektionen - und umgekehrt

Dänische Medien weisen darauf hin, dass die gemeldeten Infektionszahlen und die Statistiken, die für diesen Montag 16.000 Neuinfektionen bei 130.000 Corona-Tests ausweisen, durch die Weihnachtstage und die damit einhergehende geringere Meldeaktivität verzerrt sein könnten. Die Vergleiche der Infektionszahlen sind ohnehin schwierig, da in Dänemark, verglichen mit anderen europäischen Staaten, viel mehr Tests durchgeführt werden - und also auch mehr Infektionen aufgespürt werden.

Für Deutschland weist das Robert-Koch-Institut eine "Untererfassung" mit dem Faktor vier bis sechs aus. Das heißt für jede durch Tests nachgewiesene Corona-Infektion müsse man von vier bis sechs nicht erfassten Infektionen ausgehen, hatte der Chef des RKI, Lothar Wieler, kurz vor Weihnachten gesagt. Wie hoch diese "Untererfassung" in anderen EU-Staaten liegt, ist schwer zu ermitteln. Auch die Seuchenbehörde der EU, ECDC, weist bei ihrer Statistik darauf hin, dass sie von den "Test-Regimen" in den Mitgliedsstaaten und den Anteilen von positiven Tests abhingen. Unmittelbar zu vergleichen sind die Zahlen also nicht.

Infografik Impfrate versus Sterberate in EU DE

Einschränkungen ja, aber nicht für den Grenzverkehr

Dänemark hat eine Reihe von Einschränkungen verfügt, um das Infektionsgeschehen zu strecken. Theater, Kinos und Museen sind geschlossen, Bars müssen um 23 Uhr schließen. In der Gastronomie gilt die Regel, dass nur Geimpfte, Genesene oder Getestete bedient werden. Alkohol darf nur noch zu bestimmten Zeiten verkauft werden. Kapazitäten von Geschäften wurden begrenzt, Maskenpflichten ausgeweitet. Private Kontaktbeschränkungen gibt es aber nicht.

Für die Einreise nach Dänemark ist seit Montag ein negativer Corona-Test zusätzlich zur Impfung notwendig. Deutschland verlangt von Dänen, die einreisen wollen, einen Impfnachweis. Ungeimpfte müssen in Quarantäne. In der deutsch-dänischen Grenzregion gibt es aber Ausnahmen für Berufspendler und den kleinen Grenzverkehr. Bewohner der Grenzregion dürfen ohne Kontrollen einreisen. Das führt dazu, dass viele Deutsche über die Grenzen kommen, um in Dänemark Feuerwerk für Silvester einzukaufen. Das ist in Deutschland verboten, aber in Dänemark erlaubt. "Etwa 80 Prozent unserer Kunden kommen zurzeit aus Deutschland", sagte ein Verkäufer in der dänischen Gemeinde Krusau dem Nachrichtenportal "Nordschleswiger.dk".

Porträt eines Mannes mit blauem Sakko und roter Krawatte
Bernd Riegert Korrespondent in Brüssel mit Blick auf Menschen, Geschichten und Politik in der Europäischen Union