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Omikron (nicht) schlimmer als Delta?

8. Dezember 2021

Rund um die neue Variante des Coronavirus herrscht noch viel Ungewissheit. Doch vorhandene Impfstoffe sollten wohl besser zügig an Omikron angepasst werden, wie jüngste Erkenntnisse zeigen.

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Symbolbild - neue COVID-19-Variante
Bild: Pavlo Gonchar/Zumapress/picture alliance

Geht die Corona-Pandemie 2022 dem Ende entgegen? Deutschlands vielzitierter Virologe und Regierungsberater Christian Drosten zeigt sich jedenfalls skeptisch: "Ich denke, ab Januar werden wir mit Omikron in Deutschland ein Problem haben", sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité dem Norddeutschen Rundfunk. Die neue Virusvariante scheine "extrem verbreitungsfähig" zu sein und werde wahrscheinlich eine Anpassung der Impfstoffe nötig machen. Diese könnten womöglich ab dem zweiten Quartal kommenden Jahres zum Einsatz kommen.

Aktuell sei es aber sicher noch "gut", die vorhandenen Impfstoffe einzusetzen und auch die Booster-Impfung "unbedingt voranzutreiben", betonte Drosten. Geimpfte müssten kein völliges Verschwinden ihres Immunschutzes fürchten. Er glaube nicht, dass Menschen, die bereits eine Auffrischungsimpfung hatten, wieder so dastünden wie am Anfang der Pandemie. Ein Boostern der Bevölkerung zum Winter hin in den nächsten Jahren schloss Drosten nicht aus. Er widersprach jedoch Darstellungen, wonach die Menschen ein "lebenslanges Impf-Abo" vor sich haben könnten.

Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin
Will wegen Omikron "nicht den Teufel an die Wand malen", hält aber "Vorsicht für geboten": Christian DrostenBild: Fabrizio Bensch/Reuters Pool/dpa/picture alliance

WHO-Notfalldirektor Michael Ryan sagte, er halte es für "höchst unwahrscheinlich", dass Omikron den Schutz von Impfstoffen komplett aushebeln könnte. "Wir haben hochwirksame Impfstoffe, die sich bisher gegen alle Varianten als wirksam erwiesen haben, was schwere Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte angeht", so Ryan. "Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass dies bei Omikron nicht der Fall sein könnte", sagte der Experte der Weltgesundheitsorganisation.

"Sehr stark abgenommen"

Laut einer neuen Studie aus Südafrika, wo Omikron erstmals nachgewiesen wurde, bietet das auf dem Markt befindliche Vakzin von BioNTech/Pfizer allerdings wohl lediglich einen eingeschränkten Schutz gegen die Variante mit der ursprünglichen Bezeichnung B.1.1.529.

Die Neutralisierung von Omikron habe im Vergleich zu einem früheren COVID-Stamm "sehr stark abgenommen", so die Erkenntnis von Alex Sigal, Professor am Africa Health Research Institute auf Basis vorläufiger Ergebnisse. Bei der Untersuchung des Blutes von zwölf mit dem BioNTech-Präparat geimpften Personen sei ein 41-facher Rückgang der neutralisierenden Antikörper beobachtet worden, berichtete Sigal. Wie sich die Impfstoffe von Moderna, Johnson & Johnson und anderen Herstellern gegen die neue Variante verhalten, ist noch vollkommen unklar.

Infografik Karte Omikron Verbreitung DE

Der führende US-Immunologe Anthony Fauci bekräftigte derweil seine Einschätzung, dass Omikron zwar hochansteckend sei, aber weniger schwere Krankheitsverläufe hervorrufen könnte. "Es ist nahezu sicher, dass es nicht schlimmer ist als Delta", sagte der oberste medizinische Berater des amerikanischen Präsidenten Joe Biden. Es gebe einige Hinweise darauf, dass Omikron sogar weniger schwerwiegend sein könnte.

In Südafrika sei beobachtet worden, dass "das Verhältnis zwischen der Zahl der Infektionen und der Zahl der Krankenhausaufenthalte wohl geringer ist als bei Delta", sagte Fauci. Vollständig gesicherte Erkenntnisse hierzu seien aber erst in einigen Wochen zu erwarten. "Ich würde also sagen, dass wir keine endgültigen Schlussfolgerungen ziehen sollten."

wa/AR (dpa, rtr, afp)