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Politik

Orthodoxe Rabbiner ins Amt eingeführt

9. Oktober 2018

Erstmals seit dem Holocaust sind in Berlin drei orthodoxe Rabbiner ordiniert worden. Außenminister Heiko Maas sprach von einem unverdienten Geschenk an Deutschland.

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Feierliche Ordination von Rabbinern und Kantoren
Die neuen Rabbiner mit ihren Urkunden: Alexander Kahanovsky (M), Shlomo Sajatz (2.v.r) und Shraga Yaakov Ponomarov (r)Bild: picture alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Die Absolventen des Berliner Rabbinerseminars wurden in der Beth Zion Synagoge im Stadtteil Prenzlauer Berg ordiniert. Bislang fanden die Ordinationsfeiern des einzigen orthodoxen Rabbinerseminars in Deutschland in anderen Städten statt.

"Dass in Berlin, dem Ort, an dem Deportationen und Vernichtung geplant und beschlossen wurden, heute wieder die größte jüdische Gemeinde Deutschlands lebt, ist ein Geschenk für uns - ein unverdientes Geschenk", sagte Außenminister Heiko Maas in seiner Festrede.

Deutschland Ordination von Rabbinern und Kantoren in Berlin | Maas & Lauder
Zivilcourage gegen Antisemitismus: Außenminister Heiko Maas (l.) im Gespräch mit dem Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder Bild: picture-alliance/dpa/B.v. Jutrczenka

Den neuen Rabbinern, die sich als Religionslehrer auch um den Zusammenhalt der jüdischen Gemeinschaft kümmern, wünschte er Glück: "Sie werden in ihren Gemeinden mit dazu beitragen, dass Deutschland nach wie vor ein lebenswerter Ort für Jüdinnen und Juden ist."

Auch drei Kantoren ordiniert

Die drei Absolventen des 2009 wiedergegründeten orthodoxen Seminars in Berlin sind in jüdischen Gemeinden in Berlin, Basel und Magdeburg tätig. Mit ihnen wurden drei Kantoren ordiniert, die als Vorbeter in ihren Gemeinden fungieren. Sie wurden am Leipziger Institut für Traditionelle Jüdische Liturgie ausgebildet.

An dem Festakt in der Beth Zion Synagoge in Berlin-Mitte nahmen auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster teil.

Beängstigender Antisemitismus

Schuster beklagte, dass es im zurückliegenden Jahr in Deutschland nicht einfacher geworden sei, Jüdischsein selbstbewusst zu leben und dass sich der Antisemitismus wieder in "beängstigender Geschwindigkeit" im Land verbreite. Antisemitismus müsse aktiv entgegengetreten werden. Freiheit bedeute, Kippa und Davidstern offen tragen zu können, ohne angepöbelt oder geschlagen zu werden.

Im August war es nach der Tötung eines Deutschen in Chemnitz zu Aufmärschen rechter Gruppen und zu rassistisch motivierten Ausschreitungen in der Stadt gekommen. Dabei war auch der verbotene Hitlergruß gezeigt worden. Als mutmaßliche Täter des Tötungsdelikts waren zunächst zwei Asylbewerber in Untersuchungshaft genommen worden.

uh/rb (dpa, rtr, epd)