Ostsee-Pipeline vermutlich durch Schiffsanker beschädigt
25. Oktober 2023Nach den jüngsten Schäden an der Erdgas-Pipeline zwischen Finnland und Estland in der Ostsee kommen die Ermittler bei der Suche nach der Ursache voran. Die finnischen Behörden gehen davon aus, dass die Schäden durch einen großen Anker eines chinesischen Containerschiffs verursacht worden sind. Am Meeresboden sei eine eineinhalb bis vier Meter breite Schleppspur zu sehen, die zur Schadensstelle an der Gasleitung führe, sagte Risto Lohi von der ermittelnden finnischen Kriminalpolizei in einer Pressekonferenz. Einige Meter davon entfernt habe man einen Anker gefunden, der die Spur und die Schäden vermutlich verursacht habe.
Es werde angenommen, dass das unter der Flagge Hongkongs fahrende Schiff "Newnew Polar Bear" die Schäden angerichtet habe. Der Anker wurde am Dienstagmorgen geborgen. Er weist demnach Spuren auf, die darauf hindeuten, dass er Kontakt mit der Pipeline hatte.
Keine Antwort vom Schiffskapitän
Die finnische Polizei konnte den Frachter bislang nicht untersuchen, weil er sich inzwischen in russischen Gewässern befindet. Die Polizei versuchte nach eigenen Angaben, mit dem Kapitän des Schiffs in Kontakt zu treten, bekam aber keine Antwort. Es gebe aber Berichte über Beobachtungen, denen zufolge der Anker am linken Bug der "Newnew Polar Bear" zu fehlen scheine. Ein Polizeivertreter wollte nicht darüber spekulieren, ob es sich um einen Unfall oder um Sabotage handelt.
Die Gas-Pipeline Balticconnector verläuft zwischen Inkoo in Finnland und Paldiski in Estland durch den Finnischen Meerbusen im östlichen Teil der Ostsee. Sie war am 8. Oktober wegen eines Druckabfalls geschlossen worden. Die Reparatur an der Pipeline wird nach Angaben des Betreibers mindestens fünf Monate dauern. Die Pipeline war 2019 in Betrieb genommen worden und seit dem Stopp der Erdgas-Importe aus Russland im Mai 2022 infolge des Ukraine-Krieges die einzige Leitung, über die Finnland Gas importieren konnte.
Der Schaden an der Pipeline weckt Erinnerungen an die Beschädigung der Erdgas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 bei einer Reihe von Unterwasserexplosionen im September 2022. In Deutschland, Schweden und Dänemark wurden in dem Fall Ermittlungen aufgenommen, die allesamt noch nicht abgeschlossen sind.
cwo/se (dpa, afp, rtr)