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PolitikPakistan

Pakistan sperrt Wikipedia wegen "Blasphemie"

4. Februar 2023

Nun hat es auch die Online-Enzyklopädie erwischt: Wikipedia soll in Pakistan erst wieder erreichbar sein, wenn "blasphemische Inhalte" verschwunden sind. Konkrete Beweise bleibt die zuständige Behörde schuldig.

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Auch sie sind von der Wikipedia-Sperrung betroffen: Studentinnen in der Universität von Islamabad
Auch sie sind von der Wikipedia-Sperrung betroffen: Studentinnen in der Universität von IslamabadBild: AAMIR QURESHI/AFP/Getty Images

Pakistan hat seine Drohung wahrgemacht und Wikipedia wegen angeblicher "blasphemischer Inhalte" gesperrt. Die Online-Enzyklopädie sei am Freitag landesweit gesperrt worden, "nachdem sie auf unsere wiederholte Korrespondenz zur Entfernung der blasphemischen Inhalte nicht reagiert und die Frist nicht eingehalten hat", teilte ein Sprecher der pakistanischen Telekommunikationsbehörde PTA mit.

Die Behörde hatte Wikipedia zuvor ein Ultimatum bis Freitagabend gestellt und den Zugang zu der Webseite bis zu dessen Ablauf für 48 Stunden eingeschränkt. Bis dahin habe die Plattform Zeit, entsprechende Inhalte zu entfernen, hieß es. Um welche Inhalte es konkret ging, sagte die Behörde nicht. Wikipedia habe zwar "einen Teil des Materials entfernt, aber nicht alles", sagte der PTA-Sprecher nun weiter. Die Webseite werde "so lange gesperrt bleiben, bis alles beanstandete Material entfernt" sei. Reporter in Pakistan bestätigten, dass sie bislang nicht von einem Mobiltelefon aus auf die Seite zugreifen könnten.

Wikipedia Mobile Screenshot / Pakistan Zensur
Bild: Jakub Porzycki/NurPhoto/IMAGO

"Unverhältnismäßig, verfassungswidrig und ziemlich lächerlich"

Zahlreiche Menschen verurteilten in sozialen Medien die Maßnahme. "Das Wikipedia-Verbot ist unverhältnismäßig, verfassungswidrig und ziemlich lächerlich", sagte der Aktivist für digitale Rechte Usama Khilji. Die Aktion der PTA werde sich auf Studenten, Akademiker, den Gesundheitssektor und Forscher auswirken und das Vertrauen der Investoren in Pakistan aufgrund der Unsicherheit und Willkür der Zensur schwächen. Wikipedia sei eine Crowd-Sourced-Plattform, auf der jeder, der ein Konto habe, Artikel mit Zitaten bearbeiten könne. Dies könne auch die pakistanische Behörde tun, wenn sie etwas für verwerflich halte, so Khilji weiter.

Die Wikimedia Foundation - die gemeinnützige Stiftung, die Wikipedia verwaltet - reagierte mit den Worten, die Sperrung verwehre "dem fünftbevölkerungsreichsten Land der Welt den Zugang zum größten freien Wissensspeicher". "Wenn dies so weitergeht, wird auch der Zugang zum Wissen, zur Geschichte und zur Kultur Pakistans für alle verwehrt", hieß es in einer Erklärung. Die Wissensplattform war bereits früher mit Einschränkungen für einige ihrer Seiten konfrontiert gewesen.

Ein pakistanischer Student, der an einem Bildungsprojekt zur Weltraumforschung teilnimmt
Ein pakistanischer Student, der an einem Bildungsprojekt zur Weltraumforschung teilnimmt Bild: Rehmoza Salahuddin

Youtube, TikTok, Tinder, Bigo...

Die pakistanischen Behörden haben in den vergangenen Jahren Onlinemedien immer wieder mit Sperren belegt - darunter die Videoplattform Youtube wegen eines als Islam-feindlich empfundenen Films über den Propheten Mohammed. Dieser hatte in mehreren Ländern Proteste ausgelöst. Auch die Plattform TikTok wurde in der Vergangenheit mehrfach aus dem Verkehr gezogen, weil sie es angeblich versäumt hatte, Inhalte zu moderieren. Beliebte Dating-Apps wie Tinder wurden wegen als unmoralisch und unanständig angesehener Inhalte gesperrt. Ebenso verfuhr die PTA auch bei der Streaming-App Bigo.

sti/qu (afp, dpa)