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Pakistan greift Islamisten an

16. Juni 2014

Pakistans Premier Sharif war vor einem Jahr mit dem Ziel angetreten, den Konflikt mit den militanten Islamisten in Verhandlungen zu lösen. Jetzt hat er eine Militäroffensive gegen ihre Rückzugsgebiete angeordnet.

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Pakistanische Infanterie-Soldaten (Archivbild: AP)
Bild: picture-alliance/AP

Ein Militärsprecher erklärte: "Unsere heldenhaften Streitkräfte sind damit beauftragt worden, diese Terroristen ohne Ansehen ihrer Art gemeinsam mit ihren Zufluchtsorten zu eliminieren." Der Einsatz sei auf Anordnung der Regierung von Premierminister Nawaz Sharif begonnen worden. Noch bis vor kurzem war Sharif dafür eingetreten, mit den Taliban Friedensgespräche aufzunehmen.

Tausende Soldaten mobilisiert

Ein Vertreter des Militärs teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, an der Offensive seien Luftwaffe, Artillerie, Panzer und Infanterie beteiligt. Insgesamt würden 25.000 bis 30.000 Soldaten an der "Operation Zarb-e-Azb" teilnehmen. Der Offensive vorangegangen waren nächtliche Luftangriffe auf Stellungen der Islamisten in der Region Nord-Waziristan, bei denen mindestens 80 Aufständische getötet wurden, unter ihnen nach Angaben der Armee auch Verantwortliche des Angriffs auf den Flughafen der Millionenmetropole Karachi.

Bei diesem Anschlag waren am 9. Juni mindesten 38 Menschen getötet worden. Es hatte Stunden gedauert, bis die Sicherheitskräfte den Flughafen wieder unter ihre Kontrolle bringen konnten. Am Tag danach war es zu einem weiteren Angriff auf den Airport gekommen. Zu den Terroaktionen bekannten sich die pakistanischen Taliban und usbekische Extremisten.

In die halbautonomen Stammesgebiete im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanisran waren in den vergangenen Jahren zahlreiche Islamisten aus Tschetschenien, Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan eingesickert, um von dort aus Angriffe gegen westliche Truppen im benachbarten Afghanistan zu führen.

Fragwürdige Unterscheidung

Den pakistanischen Sicherheitskräften wird seit Jahren vorgeworfen, zwischen angeblichen "guten Taliban", die von Pakistan aus Ziele in Afghanistan angreifen, und "schlechten Taliban", die in Pakistan Anschläge verüben, zu unterscheiden. Gegen die "guten Taliban" in Nord-Waziristan ging die Armee bislang nicht vor. Dazu zählt das sogenannte Hakkani-Netzwerk, das die USA für die gefährlichste Taliban-Gruppe in Afghanistan halten.

Sie operiert von Nord-Waziristan aus, verübt aber keine Anschläge in Pakistan. Washington verlangt seit Jahren von Islamabad, gegen das Hakkani-Netzwerk vorzugehen. Die Formulierung in der Erklärung der Armee, "Terroristen ohne Ansehen ihrer Art" würden bekämpft, könnte darauf hindeuten, dass die Streitkräfte diesmal alle Extremistengruppen angreifen wollen.

wl/det (dpa, afp, rtr)