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Hilfsorganisationen: Opfer von Mossack Fonseca

10. April 2016

Rotes Kreuz oder WWF - diese Namen stehen für eine weiße Weste und tadellosen Ruf. Diesen hat die Kanzlei Mossack Fonseca offenbar systematisch missbraucht, um Geldgeschäfte ihrer Kunden voranzutreiben.

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Eine Fahne mit einem roten Kreuz weht zwischen Palmenwedeln.(Foto: picture-alliance/picturedesk/H. Ringhofer)
Bild: picture-alliance/picturedesk/H. Ringhofer

Die Kanzlei Mossack Fonseca soll den guten Ruf von Hilfsorganisationen missbraucht haben, um die wahren Besitzer von Briefkastenfirmen zu verschleiern. Nach Informationen von ARD und der Schweizer "Sonntagszeitung" gründete die Kanzlei mindestens zwei eigene Stiftungen, die zum Schein das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) unterstützen - ohne dass die Hilfsorganisation darüber informiert war. Das geht aus den Enthüllungen der Panama Papers hervor.

Panamas Gesetzeslücke

Den Berichten zufolge fungierten die Stiftungen "Faith Foundation" und "Brotherhood Foundation" als Schein-Besitzer hunderter Briefkastenfirmen. Über die Stiftungen wiederum verfügten in Wirklichkeit Kunden von Mossak Fonseca. Als Begünstigte der Stiftungen setzte die Kanzlei das Internationale Komitee vom Roten Kreuz ein.

"Heutzutage müssen Banken und Handelsgesellschaften Informationen einholen über den letztlich Begünstigten", schreibt eine Mitarbeiterin in einer internen E-Mail von 2009 - und spielt damit auf verschärfte Gesetze an. "Aus diesem Grund haben wir die Struktur erfunden, das heißt, das Internationale Rote Kreuz einzusetzen. So ist es nicht so kompliziert." Um der Bank vorzugaukeln, dass die Hilfsorganisation am Ende der Inhaberkette für Briefkastenfirmen steht, bereiteten die Anwälte laut den vorliegenden E-Mails sogar ein eigenes Dokument vor, das "in solchen Fällen normalerweise verwendet" wird. Diese Konstruktion ist möglich, weil Mossack Fonseca dabei ein Schlupfloch im Gesellschaftsrecht Panamas nutzt, wonach Begünstigte von Stiftungen ohne deren Wissen eingesetzt werden dürfen.

Nach Auffassung der Kanzlei ist das IKRK somit nicht Besitzer der Stiftungen und könnte im Streitfall auch keine Ansprüche geltend machen. Bei Nachfragen der Banken zu den Besitzverhältnissen der Stiftungen reicht es aber laut der Kanzlei aus, das IKRK als Begünstigten anzugeben. Der tatsächliche Besitzer der Firma, für den ein Bankkonto eröffnet wird, bleibt auf diese Weise im Dunkeln.

Ahnungslose Hilfsorganisationen

In den "Panama Papers" finden sich laut den Recherchen Hinweise auf weitere Hilfsorganisationen, deren guter Ruf auf ähnliche Weise missbraucht worden sein könnte. So tauchen in den Dokumenten auch die Naturschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF) sowie in einem Fall das UN-Kinderhilfswerk UNICEF auf.

Zu den Profiteuren des Konstrukts zählt demnach unter anderem ein argentinischer Geschäftsmann, der im Verdacht steht, den ehemaligen Präsidenten Nestor Kirchner und Cristina Fernandez Kirchner bei der Veruntreuung von Staatsgeld geholfen zu haben - beide Seiten weisen die Vorwürfe zurück. Spenden an das IKRK seien dagegen keine geflossen, berichtete der NDR.

Für IKRK-Präsident Peter Maurer sind die Vorgänge unhaltbar. "Unser Name braucht ganz besonderen Schutz. Wenn die Reputation des IKRK leidet, gefährdet das Menschenleben", sagte Maurer. Er kündigte an, alles "in unserer Macht Stehende" zu unternehmen, "um solchen Missbrauch zu stoppen".

Laut Medienberichten antwortete Mossack Fonseca auf keine konkrete Fragen zu diesen Fällen. Die Kanzlei wies lediglich in allgemeiner Form Beschuldigungen zurück, sie biete Strukturen mit dem Ziel an, die Identität von tatsächlichen Besitzern von Firmen zu verschleiern.

pab/fab (AFP, NDR)