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Papst befördert Hildegard von Bingen

7. Oktober 2012

Heilige ist sie offiziell erst seit dem Frühjahr: die Benediktiner-Nonne Hildegard von Bingen. Jetzt hat Papst Benedikt XVI. sie zum Auftakt der Bischofssynode zur Kirchenlehrerein ernannt.

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Bild der Hildegard von Bingen im Kloster St. Hildegard, Deutschland, Hessen, Rheingau, Rüdesheim
Bild: picture-alliance/united archives

Damit gehört Hildegard von Bingen (um 1098 -1179) zu den wichtigsten und einflussreichsten Theologinnen in der Geschichte der katholischen Kirche. 33 Mitglieder zählt die Runde der Kirchenlehrer bisher, darunter drei Frauen: die italienische Mystikerin Katharina von Siena (1347 – 1380), die spanische Karmeliterin Teresa von Avila (1515 – 1582) und die französische Karmeliterin Thérèse von Lisieux (1873 -1897).

Hildegard von Bingen habe "als bedeutende weibliche Gestalt des 12. Jahrhunderts" einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Kirche ihrer Zeit geleistet, sagte der Papst bei einem feierlichen Gottesdienst auf dem Petersplatz. Hildegard habe sich als eine Frau von "lebhafter Intelligenz, tiefer Sensibilität und anerkannter geistlicher Autorität" erwiesen.

Die Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard oberhalb der Weinberge von Eibingen (Foto: dpa)
Von Hildegard gegründet: Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard am RheinBild: picture-alliance/dpa

Umfangreiche Lebensleistungen

Hildegard von Bingen wurde um das Jahr 1098 im rheinhessischen Bermersheim geboren. Schon in Alter von acht Jahren kam sie in die Obhut geistlicher Erzieherinnen. Später gründete sie  Benediktinerinnenklöster auf dem Rupertsberg bei Bingen und Ebingen, deren Äbtissin sie auch wurde. Sie war Visionärin, Theologin, Naturforscherin, Dichterin, Komponistin.

Hildegard hinterließ drei umfangreiche theologische Werke: "Liber Scivitas" (Wisse die Wege), "Liber vitae meritorum" (Buch der Lebensverdienste) und das "Liber divinorum operum" (Buch der Gotteswerke). Bekannt sind auch mehrere natur- und heilkundliche Schriften, sie komponierte weit mehr als 70 Lieder sowie das Singspiel "Ordo virtutum" (Spiel der Kräfte).

Kein akademischer Titel

Um Kirchenlehrer zu werden, braucht es kein Lehramt, weder an einer Schule noch an einer Universität. Der Papst verleiht den Titel vielmehr für herausragende Leistungen in Theologie und Glaubensweitergabe. Dazu hat Papst Benedikt XIV. im Jahre 1741 vier Bedingungen festgelegt: Rechtgläubigkeit der Lehre, Heiligkeit des Lebens (das heißt, nur Heilige können Kirchenlehrer werden), herausragende Lehre (wobei es neben wissenschaftlichen Meriten auch um mystische und spirituelle Erfahrungen geht) und die offizielle Ernennung oder Anerkennung durch den Papst oder die dafür zuständige Kurienbehörde. Außerdem ist ein offizieller Antrag, etwa von Bistümern, erforderlich. Wer im Fall der Hildegard von Bingen den Antrag gestellt hat, ist bisher nicht bekannt.

Hildegard von Bingen ist vermutlich die einzige Kirchenlehrerein, die in demselben Jahr  zur Heiligen und zur Kirchenlehrerein erklärt wurde. Zwar wurde sie schon über Jahrhunderte als Heilige verehrt, und dies war auch von mehreren Päpsten zumindest regional bestätigt. Als "Heilige der Universalkirche" wurde sie von Benedikt XVI. aber erst im Mai bestätigt.

Auch für die Synode aktuell

Thema der an diesem Sonntag in Rom beginnenden Synode ist die "Neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens".  Die Neuevangelisierung, so der Generalsekretär der Bischofsynode, Nikola Eterovic, richte sich in erster Linie an getaufte Christen, die ihren Glauben nicht praktizieren. Die Kirche müsse sich  zunächst selbst evangelisieren und reinigen, bevor sie ihre Botschaft der ganzen Welt verkünde.

Papst Benedikt XVI. (Foto: Getty Images)
Ein großer Verehrer der Heiligen: Papst Bendedikt XVI.Bild: AFP/Getty Images

Hildegard selbst, so der Papst, habe sich in ihrer Zeit gegen radikale Reformen gewandt, die das Wesen der Kirche verändert hätten. Hildegard sei deshalb noch immer "Prophetin" und von "herausragender Bedeutung und Aktualität".

An der dreiwöchigen Synode nehmen fast 300 Bischöfe und andere Kirchenführer teil. Deutschland wird durch den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, den Kölner Kardinal Joachim Meisner sowie die Bischöfe Franz-Josef Bode und Franz-Peter Tebartz-van Elst vertreten.

gmf/kis (afp, dpa, epd, kna)