Papst Benedikt tritt zurück
11. Februar 2013Seine Entscheidung verkündete Benedikt persönlich bei einer Vollversammlung der Kardinäle in einer auf lateinisch gehaltenen Rede. Er will sein Pontifikat am 28. Februar um 20.00 Uhr abgeben. Die Kardinäle waren eigentlich zusammengekommen, um über mehrere Heiligsprechungen abzustimmen.
Zu seinem Rücktritt erklärte Benedikt laut Radio Vatikan: "Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben."
"Kraft hat abgenommen"
#video#Um "das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden", sei sowohl die "Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig". Diese Kraft habe in den vergangenen Monaten "in mir derart abgenommen, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen", heißt es in der Erklärung weiter.
Benedikt erklärte: "Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten."
Konklave wohl noch vor Ostern
Der 85-Jährige hatte bereits vor einiger Zeit deutlich gemacht, dass er sich vorstellen könne, etwa aus Gesundheitsgründen seinen Posten zu räumen. In einem 2010 veröffentlichten Interviewbuch hatte er geäußert, es sei für einen Papst "eine Pflicht" zurückzutreten, wenn er seine Ämter nicht mehr bewältigen könne.
Ein Nachfolger soll noch vor Ostern bestimmt werden. "Wir sollten Ostern einen neuen Papst haben", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Das Konklave zur Wahl des neuen Kirchenoberhauptes könne 15 bis 20 Tage nach dem Rücktritt beginnen.
Erster freiwilliger Papst-Rücktritt in der Neuzeit
Der Pontifex wird eigentlich auf Lebenszeit gewählt, doch ist nach dem Kirchenrecht ein Rücktritt möglich. Hierfür muss das Kirchenoberhaupt keine Gründe nennen. Der Rückzug muss jedoch freiwillig erfolgen. Allerdings ist Benedikts Rücktritt der erste solche Schritt in der Neuzeit.
#video#In 2000 Jahren Kirchengeschichte war zuvor nur ein einziger Rücktritt bekannt geworden, der aus rein freiwilligen Stücken erfolgte: Im Jahr 1294 gab Papst Coelestin V. nach nur fünf Monaten freiwillig sein Amt auf, weil er sich diesem nicht gewachsen fühlte. Kirchenhistoriker sprechen von einem überforderten Sonderling, der kaum Latein konnte. Die Kardinäle hätten ihn nur zum Papst gewählt, weil sie sich in fast zweijährigem Ringen nicht auf einen anderen Kandidaten einigen konnten. Coelestin zog sich nach seinem Rücktritt in ein Kloster zurück. Andere Historiker behaupten, sein Nachfolger Bonifaz VIII. habe Coelestin zum Abdanken gedrängt und in "Klosterhaft" geschickt.
Mehrere Amtsverzichte von Päpsten und Gegenpäpsten gab es dann während des langen Schismas - der Spaltung der Kirche mit mehreren konkurrierenden Gegenpäpsten, das Anfang des 15. Jahrhunderts begann.
#video#Unter Kirchenexperten herrscht Einigkeit, dass sich der Papst im Fall eines Rücktritts sofort und vollständig aus allen Ämtern und aus dem öffentlichen Leben der Kirche zurückziehen müsste. Nur so könne gewährleistet werden, dass der Zurückgetretene nicht die Wahl seines Nachfolgers beeinflusst. Wie es hieß, will sich Benedikt in ein ehemaliges Klausurkloster im Vatikan zurückziehen. Bis dieses umgebaut sei, werde er in der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo bei Rom wohnen.
Papst Johannes Paul II. hatte einmal gesagt, er könne sich einen "emeritierten Papst" nicht vorstellen. Generell gilt als Voraussetzung für einen katholischen Priester, dass er körperlich in der Lage sein muss, die Messe zu feiern.
gri/rb/kis (dpa, epd, afp, rtr, kna)