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Gesellschaft

Papst Franziskus entschuldigt sich

11. April 2018

Die Papstreise im Januar nach Chile wurde von Aussagen des Pontifex zu einem Missbrauchsskandal überschattet. Nachdem ein Gesandter wochenlang in der Sache ermittelt hat, bat Franziskus jetzt in der Sache um Verzeihung.

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Vatikan Papst Franziskus
Papst Franziskus bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz am MittwochBild: picture-alliance/AP Photo/A. Medichini

"Ich räume ein, dass ich bei der Bewertung und Wahrnehmung der Situation schwere Irrtümer begangen habe, vor allem aus Mangel an wahren und ausgewogenen Informationen", schrieb das Oberhaupt der Katholischen Kirche in einem an diesem Mittwoch veröffentlichten Brief an die chilenischen Bischöfe. "Jene, die ich verletzt habe, bitte ich um Verzeihung." Bei seiner Chile-Reise im Januar hatte Franziskus einen Eklat ausgelöst, als er Bischof Juan Barros in Schutz nahm, der Sexualdelikte des früheren Pfarrers und Priesterausbilders Fernando Karadima gedeckt haben soll. "Es ist alles Verleumdung", sagte der Papst damals. Ihm lägen keine Beweise dafür vor, dass dieser vom Missbrauch durch Karadima gewusst habe.

Entschuldigung für die Wortwahl schon auf dem Rückflug

Auf dem Rückflug nach Rom bat der Papst anschließend um Entschuldigung, allerdings zunächst nur für seine Wortwahl: Viele Missbrauchsopfer könnten keine Beweise für das Erlittene beibringen oder schämten sich, diese offenzulegen. Statt von "Beweisen" müsse man richtiger von sicheren Indizien sprechen. Das Wort "Beweis" habe die Opfer verletzt."

Entschuldigung in der Sache erst nach Ermittlungsbericht

Darüber hinaus setzte er den maltesischen Erzbischof Charles Scicluna als Ermittler ein, um Opfer sexuellen Missbrauchs und Zeugen zu dem Fall anzuhören und Vertuschungsvorwürfe aufzuklären. Die jüngste Reaktion des Papstes auf die Missbrauchsfälle im chilenischen Klerus basiert auf der Ermittlungsarbeit von Bischof Scicluna.

Die Protokolle des Teams von Sonderermittlern hätten in ihm "Schmerz und Scham" ausgelöst, erklärte das Kirchenoberhaupt in dem in Rom und in Chile zeitgleich veröffentlichten Schreiben an die Chilenische Bischofskonferenz. "Nach der Lektüre der Akten kann ich versichern, dass die gesammelten Zeugnisse auf rohe und ungeschönte Weise von gepeinigten Leben erzählen."

Ausdrücklich dankte der Papst Bischof Scicluna und dem spanischen Priester Jordi Bertomeu Farnos, einem Rechtsexperten der Glaubenskongregation, für ihre "immense Arbeit". Beide hätten 64 Zeugen gehört und die Ergebnisse in einem 2300 Seiten umfassenden Bericht festgehalten. Die beiden Ermittler seien erschüttert gewesen angesichts von so viel Schmerz. Besonders schockierend seien die Berichte über den Missbrauch Minderjähriger "durch mehrere Geistliche Eures Landes", so der Papst in dem Schreiben an die Bischöfe Chiles. Er halte die Zeugenaussagen für glaubwürdig, so Franziskus.

Chiles Bischöfe zur Aufarbeitung nach Rom beordert

In dem Schreiben lud Papst Franziskus die chilenischen Bischöfe nach Rom, um mit ihnen über die Konsequenzen für die katholische Kirche aus der Missbrauchskrise in dem südamerikanischen Land zu beraten. Er sei überzeugt, dass die gegenwärtigen Probleme auch eine Chance seien, "das Vertrauen in die Kirche wiederherzustellen".

Papst Franziskus hat in der Vergangenheit Missbrauch stets als Sünde und Teufelswerk verurteilt. Seinen Kritikern fehlen bislang jedoch konkrete Schritte, mit denen er gegen verdächtige Kirchenmänner vorgeht.

qu/fab (dpa, afpe, rtre, APE, kna)