Papst warnt vor Fake News
24. Januar 2018Papst Franziskus warnt Journalisten weltweit vor der Verbreitung von Fake News und mahnt sie in einem offiziellen Schreiben an ihre "Verantwortung beim Informieren". Falschnachrichten seien eine "gefährliche Verführung". "Fake News verbreiten sich oft rasend schnell, wie ein Virus, der nur schwer eingedämmt werden kann", mahnte das Kirchenoberhaupt.
Zugleich betont der Papst, dass es ihm mit diesen Mahnungen nicht um "Schönfärberei" in einem Journalismus gehe, der das Vorhandensein schwerwiegender Probleme leugne "und einen süßlichen Tonfall annimmt". Nein, er werbe für einen Journalismus, "der der Unwahrheit, der Effekthascherei und dem prahlerischen Reden den Kampf ansagt", "der "von Menschen und für Menschen" gemacht sei und vor allem jenen zugutekomme, "die keine Stimme haben".
Kein Trump, aber Dostojewski
Dem Papst geht es um journalistische Berichterstattung. Journalisten sind die mehrfach angesprochenen Adressaten des gut vierseitigen Schreibens. Die Politik oder auch einzelne Akteure wie US-Präsident Donald Trump werden nicht namentlich genannt oder angedeutet. Aber der Bezug drängt sich mehr als auf, wenn Franziskus ein längeres Dostojewski-Zitat anführt:
"Durch die ständige Verunreinigung mit einer irreführenden Sprache wird die Innerlichkeit des Menschen letztendlich verdunkelt. Dostojewski hat hierzu etwas Bemerkenswertes geschrieben: 'Wer sich selbst belügt und an seine eigene Lüge glaubt, der kann zuletzt keine Wahrheit mehr unterscheiden, weder in sich noch um sich herum; er achtet schließlich weder sich selbst noch andere. … Er sinkt unweigerlich auf die Stufe des Viehs hinab, und all das, weil er sich und die Menschen unaufhörlich belogen hat'".
Zeilen aus dem Spätwerk "Die Brüder Karamasow" des großen russischen Autors Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881) - wie gemacht für 2018.
Franziskus charakterisiert das Wesen von "Fake News", sogenannten "Falschmeldungen". Ihre Wirksamkeit liege "in ihre Fähigkeit der Nachahmung", um dadurch glaubhaft zu erscheinen. Und sie seien verfänglich, weil sie sich "Stereotype und Vorurteile zunutze machen, die in einem bestimmten sozialen Gefüge vorherrschen".
"Verachtung und Wut"
Damit gelinge es ihnen leicht, die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen auf sich zu lenken und Gefühle anzusprechen: "Angst, Verachtung, Wut und Frustration". Die Verbreitung der Fake News erfolge "durch manipulative Nutzung der sozialen Netzwerke und dank deren spezifischer Funktionsweise". So bekämen auch Inhalte, die eigentlich jeder Grundlage entbehrten, "eine so große Sichtbarkeit, dass der Schaden selbst dann nur schwer eingedämmt werden kann, wenn von maßgeblicher Seite eine Richtigstellung erfolgt". Und Nutzer würden "zum unfreiwilligen Verbreiter parteiischer Meinungen, die jeder Grundlage entbehren".
Damit äußert sich Franziskus in Zeiten von Trump und Co. in einer hochaktuellen Debatte. Eigentlich ticken vatikanische Dokumente in einem eigenen kirchlichen Kalender. Dieser 24. Januar, der Tag der Veröffentlichung des Dokuments, ist der Namenstag des Franz von Sales (1567-1622), Ordensgründer und Kirchenlehrer, der - zu seinen Zeiten unerhört - das Flugblatt zur Verbreitung von Predigten nutzte. Und es wird kirchlich am 13. Mai verlesen, am "Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel". Früher wirkten solche Botschaften manchmal staubig und uninteressant. So aktuell wie 2018 gelingen sie selten.