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Papst Franziskus: "Korruption stinkt"

21. März 2015

Der Papst in der Hochburg des organisierten Verbrechens: Das birgt Konflikte. Denn auch die Mafia betrachtet sich als Anwalt der Armen - allerdings mit anderen Mitteln. In Neapel schmäht Franziskus die Camorra.

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Papst Franziskus in Scampia (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/F. Monteforte

Er geißelt das Verbrechen - und die Allianz zwischen Kirche und Kriminalität, die da und dort in Italien tief wurzelt: Papst Franziskus stellt sich ebenso wie die Mafia auf die Seite der Armen - doch auf die Seite der Moral.

Deshalb sind die Menschenmassen, die Franziskus bei seinem Besuch im Kernland der Camorra grüßen, nicht einfach das übliche Publikum bei Besuchen des Heiligen Vaters: Zehntausende setzen in Neapel ein Zeichen dafür, dass sein schneidender Einsatz gegen die organisierte Kriminalität großen Rückhalt in der Bevölkerung findet.

"Schwarzarbeit ist Sklaverei"

Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen hat der Papst das als Hochburg der Mafia bekannte Stadtviertel "Scampia" besucht. Dort, wo die Arbeitslosigkeit den Alltag bestimmt, brandmarkt der Papst nicht nur unterbezahlte Beschäftigung und Schwarzarbeit als Ausbeutung und "Sklaverei".

Er prangert auch die Methoden derjenigen an, die zwielichtige Auswege aus dem Elend anbieten: "Eine korrupte Gesellschaft stinkt", betonte Franziskus abweichend von seinem Manuskript, "und ein Christ, der die Korruption bei sich zulässt, ist kein Christ, er stinkt."

"Gesellschaft von der Mafia reinigen"

Wer freiwillig den Weg des Bösen gehe, "raubt ein Stück Hoffnung". Seine Rede beendete er mit dem Appell, die eigene Seele, die Stadt und die Gesellschaft von diesem Übel zu reinigen. Doch der Papst, der Mafiosi exkommuniziert hat, geht auch zu den Gescheiterten: Im drastisch überbelegten Gefängnis Poggioreale stand ein Mittagessen mit Häftlingen auf dem Programm.

Franziskus fuhr im offenen Papamobil. Allerdings arbeiteten die Sicherheitsleute im Hintergrund auf Hochtouren: Etwa 3000 Polizisten und Scharfschützen sollen im Einsatz sein. Die Drohungen der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" gegen den Papst haben durch den jüngsten Terroranschlag von Tunis neue Brisanz bekommen.

jj/SC (dpa, afp, epd, kna)