Papst: Keine Gewalt im Namen der Religion
8. September 2019Bei einem Freiluftgottesdienst in Madagaskars Hauptstadt Antananarivo beklagte Papst Franziskus, Glaubensüberzeugungen würden mitunter instrumentalisiert. So würden Terrorismus, Mord, Vertreibung und Ausgrenzung gerechtfertigt. Auf der zweiten Etappe seiner Afrikareise warb das Oberhaupt der katholischen Kirche stattdessen für eine Kultur des Miteinanders.
Es sei ein Irrtum zu glauben, "dass sich der Zugang zum Himmelreich auf die Bande des Blutes beschränken ließe, die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, einen Clan oder eine besondere Kultur". Auf Interessen und Privilegien einzelner ausgerichtete Gesellschaftssysteme führten zu Günstlingswirtschaft, Klientelismus und Korruption, fügte das Kirchenoberhaupt hinzu.
Nach Vatikan-Angaben waren trotz windig-kühlen Wetters seit dem Vorabend rund eine Million Menschen - und damit mehr als ursprünglich erwartet - zum Freigelände geströmt. Singend, tanzend und zum Teil in bunte Gewänder gekleidet, feierten sie mit Vatikan-Fähnchen in der Hand die Sonntagsmesse mit dem Papst.
Ausharren in der Kälte
Am Abend zuvor hatte der Papst auf dem in einer Höhe von rund 1.300 Meter gelegenen Gelände nahe dem Stadtzentrum mit rund 100.000 Menschen eine Gebetsfeier für Jugendliche gehalten. Die meisten von ihnen hatten die Nacht bei nur zwölf Grad Celsius und windigem Wetter im Freien verbracht, viele von ihnen ohne Schlafsack oder Decken.
Am Nachmittag will der Papst ein kirchliches Sozialprojekt nahe einer Müllhalde besuchen. Die von einem argentinischen Ordensmann gegründete Einrichtung "Akamasoa" gibt rund 25.000 Menschen Möglichkeiten für ein eigenes kleines Einkommen. Anschließend ist ein Treffen mit Priestern und Ordensleuten vorgesehen.
Franziskus war am Freitag aus Mosambik kommend auf Madagaskar eingetroffen. Er besucht erstmals während seines Pontifikats Mosambik, Madagaskar und Mauritius. Zentrale Themen sind die Armut, Zerstörung der Umwelt, Konflikte und Korruption. Für Montag stand mit Mauritius die dritte und letzte Etappe seiner Ostafrikareise auf dem Programm.
sth/se (epd, kna, dpa)