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Papst wettert gegen römische Kurie

22. Dezember 2014

Kurz vor Weihnachten ist Papst Franziskus mit der Kirchen-Verwaltung hart ins Gericht gegangen. Bei einer Rede vor Kardinälen, Bischöfen und Priestern warf er der Bürokratie vor, an zahlreichen "Krankheiten" zu leiden.

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Papst empfängt zu Weihnachten Mitarbeiter des Vatikan (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/Osservatore Romano

Papst Franziskus hat der Kurie, dem höchstem Verwaltungsorgan der katholischen Kirche, eine Mischung aus Gier, Machtstreben und Reform-Unfähigkeit vorgeworfen. Einige in der Kurie benähmen sich als ob sie "unsterblich, unantastbar und unverzichtbar" seien, kritisierte der 78-jährige. Intrigen und Karrierestreben hätten die Kurie mit "geistlichem Alzheimer" infiziert. Dies müsse sich ändern: "Eine Kurie, die sich nicht selbst hinterfragt, die sich nicht modernisiert, die sich nicht bessert, ist krank", betonte Franziskus.

Verlust von Empathie

Das Kirchenoberhaupt diagnostizierte in der Vatikan-Verwaltung zudem die "Krankheit einer mentalen und spirituellen Erstarrung", die dazu führe, die notwendige menschliche Empathie zu verlieren. Unter der "Krankheit der Rivalität und Eitelkeit" litten diejenigen, die Titel und Auszeichnung suchten und nur an sich selbst glaubten.

Auch die "Schizophrenie" derjenigen, die ein Doppelleben führten, prangerte Franziskus an. Genauso schlimm sei die Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen. Auch die "Krankheit des Geschwätzes, des Gemunkels und des Tratsches" verurteilte der Papst.

Papst will Reformen

Bereits kurz nach seinem Amtsantritt hatte Franziskus als erster nicht-europäischer Papst seit mehr als 1000 Jahren die Reform der Kurie angestoßen. Er will die Kirchenführung wieder näher an die rund 1,2 Milliarden katholischen Gläubigen weltweit heranführen. Die Kurie ist traditionell von italienischen Geistlichen dominiert. Ihr wird vorgeworfen, selbst gegen Päpste wie Franziskus' Vorgänger Benedikt gearbeitet und dafür Medien wiederholt mit Interna aus dem Vatikan gefüttert zu haben.

Nach dem traditionellen Weihnachtsempfang für die Leiter der Vatikanbehörden traf der Papst erstmals auch mit den einfachen Beamten, Angestellten und Arbeitern der römischen Kirchenzentrale zusammen (Artikelbild). Er wolle sein zweites Weihnachtsfest in Rom nicht ohne ein Treffen mit den "unbekannten und unsichtbaren" Mitarbeitern der Kurie und des Vatikan verstreichen lassen, so Franziskus: mit den Gärtnern und Reinigungskräften, den Pförtnern, Büroleitern, Aufzugführern und Sachbearbeitern.

wl/nem (afp,rtr,dpa, kna, epd)