Parade in Peking, Proteste in Hongkong
Mit der größten Waffenschau seiner Geschichte hat die Volksrepublik China ihren 70. Gründungstag begangen. Den Menschen in Hongkong ist dagegen nicht zum Feiern zumute. Hier kam es zu teils gewaltsamen Ausschreitungen.
Gigantische Ausmaße
15.000 Soldaten marschierten anlässlich des 70. Jahrestags der Gründung der Volksrepublik China auf dem geschichtsträchtigen Tiananmen-Platz in Peking auf. Laut Staatsmedien war es die größte Militärparade in der Geschichte Chinas. Begonnen hatten die Feierlichkeiten am Morgen mit 70 Salutschüssen. Mit dabei war auch Hongkongs bei der Protestbewegung verhasste Regierungschefin Carrie Lam.
"Nichts kann China aufhalten"
"Es gibt keine Macht, die die Grundlagen dieser großen Nation erschüttern kann", sagte Staats- und Parteichef Xi Jinping in einer Rede. In einen schiefergrauen Mao-Anzug gekleidet, versprach er dem bevölkerungsreichsten Land der Erde "noch mehr Wohlstand". Xi ist nach einer Verfassungsänderung Präsident auf Lebenszeit. Ähnlich wie um Mao wird ein regelrechter Personenkult um ihn zelebriert.
Machtdemonstration mit modernsten Waffen
Bei der Militärschau wurden auch mehr als 160 Flugzeuge, 580 Panzer, andere Waffensysteme und nuklear bestückbare Interkontinentalraketen auf der Straße des Ewigen Friedens aufgefahren. Damit will die kommunistische Führung nach Einschätzung von Experten militärische Stärke, ihren absoluten Machtanspruch und internationalen Gestaltungswillen demonstrieren.
Hinter der Absperrung
Pekinger zücken ihre Smartphones, um einen vorbeifahrenden Festwagen mit der Aufschrift "Lang lebe das Mutterland" zu filmen. Dabei müssen sie einen gewaltigen Sicherheitsabstand halten. Zur Parade wurden nur geladene Gäste nach strengen Sicherheitskontrollen zugelassen. In Chinas Hauptstadt herrschte wegen der Feierlichkeiten schon seit Wochen der Ausnahmezustand.
Verordneter Frohsinn
Die sorgfältig ausgewählten Zuschauer der Parade singen und schwenken kleine Nationalflaggen. Viele Chinesen stehen hinter der Regierung, obwohl Repressalien auch unter dem seit 2012 amtierenden Xi an der Tagesordnung sind. Amnesty International kritisierte im Vorfeld der Festivitäten, Meinungs- und Pressefreiheit existierten in China weder im analogen noch im digitalen Raum.
Erinnerung an Nationalheld
Am 1. Oktober 1949 rief der Revolutionär Mao Tse-tung auf dem Tiananmen-Platz die Volksrepublik China aus. Von seiner immer noch herrschenden Kommunistischen Partei und großen Teilen der Bevölkerung wird er bis heute als Befreier vom japanischen und europäischen Kolonialismus verehrt - da durfte bei der Feier zum 70. Gründungstag ein riesiges Porträt Mao Tse-tungs natürlich nicht fehlen.
Mit Füßen getreten
Während Staatschef Xi Jinping sich in Peking feiern ließ, wurde er in der Sonderverwaltungszone Hongkong im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten. Die Anhänger der Demokratiebewegung nutzten den Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China, um ihrem Anliegen auf der Straße Nachdruck zu verleihen: der wachsenden Einflussnahme Pekings Einhalt zu gebieten.
"Tag der Trauer"
Trotz eines Demonstrationsverbots protestierten zehntausende Hongkonger gegen den 70. Jahrestag der kommunistischen Herrschaft in China. In mehreren Stadtteilen zogen schwarz gekleidete Demokratie-Aktivisten durch die Straßen. Die Protestbewegung hatte einen "Tag der Trauer" ausgerufen.
Verletzte nach Ausschreitungen
Bei den Protesten in Hongkong kam es auch wieder zu Zusammenstößen mit der Polizei. Aktivisten blockierten Straßen, warfen Pflastersteine, legten Feuer und warfen Brandsätze. Die Beamten reagierten mit Tränengas, Schlagstöcken und Wasserwerfern. Ein Demonstrant soll von einem Polizisten angeschossen worden sein. Laut Polizeiangaben wurde er in ein Krankenhaus gebracht.