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Paris St. Germain: Zwischen Traum und Realität

Sarah Wiertz
5. März 2019

Das jährliche Scheitern in der Champions League gehört fast schon zur Tradition bei Paris St. Germain. Um das zu verhindern, gibt der Klub weiterhin viel Geld aus. Wird diese Saison alles anders?

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Neymar Brasilien Karneval
Bild: Getty Images/M. Pimentel

Es gibt wohl nur wenige Momente, in denen er der Verletzung etwas Positives abgewinnen kann. Derzeit scheint jedoch so ein Moment zu sein. Denn wenn Neymar schon nicht kicken kann, dann kann er wenigstens das tun, was er als Zweitliebstes macht: Feiern. Schließlich ist Karneval und der teuerste Spieler der Welt darf mit Erlaubnis seines Klubs Paris St. Germain für einen gewissen Zeitraum seine medizinische Rehabilitation in seiner Heimat, in Brasilien, fortsetzen. Sein rechter Fuß scheint auf dem Weg der Besserung zu sein - immerhin tanzte Neymar am Montagabend - so berichtet es ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP - auf der Tribüne im Sambodrom.

Dessen ebenfalls verletzter Sturmpartner Edinson Cavani ist in Uruguay - immerhin wird dort mit sechs Wochen traditionell am längsten Karenval gefeiert - noch nicht gesichtet worden. Die beiden, Cavani und Neymar, können bekanntlich ja nicht so gut miteinander. Eines haben sie zumindest gemein, beide haben bereits im Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel bei Manchester United gefehlt - und voraussichtlich werden beide auch im Rückspiel am Mittwochabend (21 Uhr MESZ) in Paris nicht mit dabei sein können. Der Uruguayer laboriert weiterhin an einer Hüftverletzung und fehlte beim mühsamen Sieg von PSG gegen SM Caen am vergangenem Wochenende in der französischen Liga. Beim äußerst knappen 2:1-Erfolg erzielte Kylian Mbappé in letzter Sekunde das entscheidende Tor, nachdem er zuvor bereits schon einmal getroffen hatte.

Investitionen sollen sich endlich auszahlen

Vom offensiven Traum-Trio ist derzeit nur noch der 20-jährige Weltmeister übrig. Und das zu einem so wichtigen Zeitpunkt der Saison, der K.o-Phase der Königsklasse. Dass PSG in Ligue 1 mit 17 Punkten und einem Spiel weniger vor Lille führt, geschenkt. Was wirklich wichtig ist, ist der Henkelpott. Den wollen die Klubbesitzer um Präsident Nasser Ghanim Al-Khelaifi, seit 2011 im Amt, unbedingt erstmals in der Vereinshistorie gewinnen. Dafür haben sie über die Jahre unglaublich viel Geld in den Luxus-Kader (Wert 913 Millionen Euro) gesteckt. Das soll sich endlich auszahlen.

Fußball Paris Saint-Germain Trainer Thomas Tuchel und Edinson Cavani
PSG-Trainer Thomas Tuchel mit seinem Stürmer Edinson CavaniBild: picture-alliance/dpa/C. Ena

In den vergangenen drei Jahren war jeweils im Achtelfinale Schluss. In den entscheidenden Spielen, ob gegen Manchester City, den FC Barcelona oder zuletzt gegen Real Madrid, ging PSG als Verlierer vom Platz. Noch nie hat der Klub das Halbfinale der Königsklasse erreicht. Die Klubführung erwartet das Erreichen der nächsten Runde, vor allem nach dem 2:0-Auswärtserfolg in Manchester vor drei Wochen.

Aber: Wer erinnert sich nicht an diese besondere Partie vor zwei Jahren, als PSG sein Weiterkommen nach einem 4:0-Erfolg gegen Barca noch durch ein 1:6 im Rückspiel verspielte? Und: Besonders umfängliche Champions League-Erfahrung hat Tuchel bisher noch nicht vorzuweisen. Geschweige denn hat er in diesem Wettbewerb gute Erfahrungen gemacht: Mit Borussia Dortmund erreichte er 2017 das Viertelfinale gegen den AS Monaco. Beiden Spiele wurden jedoch durch das Attentat auf den BVB-Bus überschattet.

Tuchel weiß zu überraschen

"Er hat Ruhe und Gelassenheit in den Alltag bei PSG gebracht", berichtet Didier Deschamps, französischer Weltmeister und Spieler, über Tuchel gegenüber dem Fußballmagazin kicker. Er traut dem Deutschen in der Königsklasse viel zu. Aus zwei Gründen: Weil er es schaffe, aus den nicht immer einfachen Charakteren eine geschlossene Mannschaft zu formen. Und weil er taktisch flexibel sei. "Dank seiner ausgezeichneten Beziehung zu seinen Spielern, die sich in einer positiven Atmosphäre weiterentwickeln, ist es ihm gelungen, den Zusammenhalt zu stärken", so Deschamps. "Tuchel weiß sowohl zu überraschen als auch sich anzupassen. Taktisch verfügt er über Fähigkeiten, sein System oder seine Strategie mehrmals im Spiel zu ändern."

Genau das muss Tuchel zusammen mit seinem Starensemble in den nächsten Wochen beweisen: In den wichtigen Spielen da zu sein und zugleich bereit zu sein, zusammen für das große Ziel alles zu geben. Vor allem, wenn Neymar und Cavani sich bald wieder fit melden sollten, ist der Triumph in der Champions League durchaus realistisch. Und dann tritt vielleicht auch das derzeit Unvollstellbare ein: Neymar und Cavani Arm in Arm gemeinsam tanzen zu sehen.

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online