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Politik

Anne Hidalgo will Präsidentin werden

15. Oktober 2021

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo soll für die Sozialisten in den Élysée-Palast einziehen. Sie wäre die erste Frau im Präsidentenamt - und würde auch in einer weiteren Hinsicht Geschichte schreiben.

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Anne Hidalgo
Sozialisten-Chef Olivier Fauvre (r.) kürt die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo zur Siegerin im MitgliederentscheidBild: Raphael Lafargue/ABACA/picture alliance

Zwar heißt das jüngste Buch von Anne Hidalgo "Eine französische Frau", aber der Titel beschreibt nur die halbe Wahrheit. Denn in Wirklichkeit ist die Bürgermeisterin von Paris nicht nur Französin, sondern auch Spanierin.

Als Tochter spanischer Einwanderer kam sie im Alter von zwei Jahren mit ihrer Familie nach Lyon und wuchs dort in bescheidenen Verhältnissen auf. Ihre Eltern wollten dem Spanien des Diktators Francisco Franco den Rücken kehren. Sollte die heute 62-Jährige tatsächlich in den Élysée-Palast einziehen, wäre sie auch die erste Präsidentin der Grande Nation mit doppelter Staatsbürgerschaft.

Sozialistische Kandidatin ohne Rückhalt?

Seit 2014 ist Hidalgo Bürgermeisterin von Paris. Nun soll sie bei der Präsidentschaftswahl im Frühjahr 2022 für die Sozialisten als Kandidatin antreten, obwohl sie sich inhaltlich von ihrer Partei recht weit entfernt hat. Bei einem Mitgliederentscheid kam sie nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen in der internen Vorwahl auf mehr als 72 Prozent und wurde damit die offizielle Kandidatin der sozialistischen Partei (PS), wie Parteichef Olivier Faure am späten Abend in Paris bekannt gab. Einziger Gegenkandidat war der Bürgermeister von Le Mans und ehemalige Landwirtschaftsminister Stéphane Foll.

Anne Hidalgo
Anne Hidalgo gibt sich trotz schlechter Umfragewerte zuversichtlich im Hinblick auf die PräsidentschaftswahlBild: Raphael Lafargue/ABACA/picture alliance

Hidalgo betonte in einer kurzen Rede, ihr gehe es um die Idee des Fortschritts, der sozialen Gerechtigkeit und des Rechtsstaats sowie um das Versprechen der Gleichheit. Sie wolle als Frau die Stimme aller französischen Frauen transportieren. Als einen weiteren wichtigen Punkt nannte sie den Umweltschutz und den Kampf gegen den Klimawandel, zwei Anliegen, denen sie sich bereits als Pariser Bürgermeisterin verschrieben hat.

Blick über den Tellerrand

Allerdings sieht es derzeit nicht danach aus, als habe Hidalgo eine Chance. In Umfragen kommt sie nur auf einstellige Zustimmungswerte. Aber sie verweist gelassen darauf, dass die Umfragen sie bei der Kommunalwahl im März ja auch vorab zur Verliererin erklärt hatten. Im Wahlkampf um das Pariser Rathaus hatte Hidalgo auf das Logo ihrer Partei verzichtet. Als Bürgermeisterin der Hauptstadt machte sie von Beginn an tiefgrüne Politik.

In den vergangenen Monaten war Hidalgo viel im Land unterwegs, um Vorwürfe auszuräumen, sie schaue nicht über den Pariser Tellerrand hinaus. Das Pariser Rathaus hatte bereits einem ihrer Vorgänger als Sprungbrett in den Elysée-Palast gedient, dem Konservativen Jacques Chirac, der es 1995 im dritten Anlauf schaffte. Allerdings war Chirac auf dem Land, im Département Corrèze, gut verwurzelt.

Als aussichtsreiche Kandidaten im Rennen um die Präsidentschaft gelten derzeit Präsident Emmanuel Macron sowie die Rechtspopulistin Marine Le Pen. In einigen Umfragen liegt der extreme Rechte Éric Zemmour inzwischen sogar vor Le Pen, er hat sich aber noch nicht offiziell zu einer Kandidatur erklärt.

Frankreich | Emmanuel Macron Benefiz Fussballspiel
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beim TorschussBild: Ludovic Marin/AFP/Getty Images

Präsident als Benefiz-Kicker

Macron bemüht sich derzeit ebenfalls verstärkt darum, Bürgernähe zu demonstrieren, auch wenn er sich ebenfalls noch nicht offiziell zu seiner Kandidatur geäußert hat. In einem Benefiz-Fußballspiel im Pariser Vorort Poissy spielte der 43-jährige Staatschef gemeinsam mit Fußballgrößen wie Trainer Arsène Wenger und Ex-Nationalspieler Marcel Desailly für den guten Zweck, in diesem Fall eine Krankenhausstiftung, die von seiner Frau Brigitte verwaltet wird. Anlass war der 50. Geburtstag des Vereins Variétés Club de France, in dem sich ehemalige Profispieler und andere zu Freundschafts- und Wohltätigkeitsspielen zusammengetan haben.

Macron spielte eine Halbzeit und verwandelte sogar einen Elfmeter zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Am Ende gewann sein Team mit 6:1. Die Verteidigung des Präsidententitels dürfte weniger leicht gelingen, auch wenn Macron durch den Amtsinhaberbonus und das Abflauen der Corona-Pandemie als klarer Favorit gilt. Er muss nur noch ins Rennen einsteigen.

mak/cw (afp, dpa)