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PolitikSudan

Pariser Sudan-Konferenz: ein Fünkchen Hoffnung?

Lisa Louis
16. April 2024

Bei einer Sudan-Konferenz in Paris haben Regierungen mehr humanitäre Hilfe für das Land versprochen - und zum Frieden aufgerufen. Experten hoffen, dass der Konflikt nun mehr Aufmerksamkeit bekommt.

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Eine Klinik im Tschad behandelt unterernährte Kinder aus dem Sudan
Eine Klinik im Tschad behandelt unterernährte Kinder aus dem SudanBild: Patricia Simon/AP Photo/picture alliance

Die mit Goldverzierungen dekorierte Decke und die eleganten Kronleuchter des Raums, in dem an diesem Montagmorgen die Auftaktpressekonferenz stattfand, standen in starkem Kontrast zu deren Anlass: der Bürgerkrieg im Sudan. "Wir bringen Regierungen, internationale und regionale Organisationen zusammen, um sie zu unterstützen", sagte Stéphane Séjourné, der Außenminister Frankreichs. Das Land richtete die Konferenz gemeinsam mit Deutschland und der Europäischen Union aus. "Wir wollen, dass humanitäre Hilfe in alle Teile des Sudans gebracht werden kann, und wir wollen auf eine Waffenruhe und einen demokratischen Übergang zu einer zivilen Regierung hinarbeiten."

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock fügte hinzu, dass man dem Sudan dringend mehr Beachtung schenken müsse. "Nichtsdestotrotz schwingt am heutigen Tag auch die angespannte Lage im Nahen Osten mit – wir sehen in der Welt, dass wir so viele Konflikte haben, die aus den Schlagzeilen geraten", sagte sie. Experten begrüßten die Initiative, auch wenn nicht alle glauben, dass sie einen entscheidenden Friedensanstoß geben könne.

Frankreich I Internationale humanitäre Konferenz für Sudan und Nachbarländer
Der für Krisenhilfe zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic, Deutschlands Außenministerin Annelena Baerbock, Frankreichs Außenministerin Stéphane Séjourné und der EU-Außenbeauftragte Josep Borell (v. r.) bei der Konferenz in ParisBild: Thomas Koehler/IMAGO

Dabei drängt die Zeit. Seit einem Jahr herrscht im Sudan zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den sogenannten schnellen Eingreiftruppen (RSF) sowie verbündeten Milizen Krieg. Der  hatte sich entzündet, als sich der Kommandeur der RSF, Mohammed Hamdan Dagalo alias Hemedti, geweigert hatte, seine Truppen der Befehlsgewalt der SAF – unter der Führung von Abdel Fattah al-Burhan – zu unterstellen. Al-Burhan war Teil einer Übergangsregierung, nachdem der Diktator Omar al-Bashir nach 30 Jahren autoritärer Herrschaft im April 2019 gestürzt worden war. Eigentlich sollten auf diese Übergangsregierung 2022 demokratische Wahlen folgen, doch Al-Burhan blieb durch einen Putsch an der Macht, zunächst mit Hemedtis Unterstützung – bis die beiden sich überwarfen. Laut Vereinten Nationen (UN) könnte es dort bald zur größten Hungerkatastrophe der Welt kommen – mit etwa 18 Millionen Menschen, etwa der Hälfte der sudanesischen Bevölkerung kurz vor der Hungersnot. Experten sprechen von der größten Vertreibungskrise der Welt – mehr als acht Millionen Menschen sind auf der Flucht.

Die Hälfte der laut UN benötigten Gelder sind zusammengekommen

In Paris fand nun die zweite humanitäre Konferenz seit Beginn des Krieges statt. Im Juni 2023 hatten in Genf europäische Länder, die USA und arabische Staaten 1,4 Milliarden Euro Hilfszahlungen versprochen. Für dieses Jahr sprechen die UN von einem Bedarf an humanitärer Hilfe in Höhe von rund vier Milliarden Euro für den Sudan und die Nachbarländer, in die Hunderttausende Flüchtlinge geflohen sind. In Paris versprachen jetzt mehr als 50 Staaten und die EU mehr als zwei Milliarden Euro.

Der sudanesische Machthaber Abdel Fattah al-Burhan (l.)
Der sudanesische Machthaber Abdel Fattah al-Burhan (r.)Bild: Mahmoud Hjaj/AA/picture alliance

Doch laut Ibrahim Modi, Gründer der sudanesischen Hilfsgruppe Vereinigte Friedensorganisation (UPO) und ehemaliger Vorsitzender des Forums der Sudanesischem Nichtregierungsorganisationen, zu dem 700 lokale Organisationen gehören, wären eigentlich Hilfsgelder in Höhe von acht Milliarden Euro nötig. "Zudem ist in der Vergangenheit immer nur ein Bruchteil des versprochenen Geldes vor Ort angekommen – auch deswegen, weil wir uns auf ein altes System verlassen", sagt er zu DW.

"Anstatt hauptsächlich Hilfskonvois zu nutzen, sollte man lokale NGOs stärker mit einbeziehen – die kommen vor Ort zurecht und haben die nötigen Verbindungen." Damit spielt Modi darauf an, dass Al-Burhan im Februar ankündigte, die Grenzen zum Tschad zu schließen. Von dort soll Hemedti, dessen Basis im westlichen Darfur liegt, mutmaßlich Waffen erhalten haben. Internationale Hilfsorganisationen berichten seitdem von Schwierigkeiten, an Visa und andere Genehmigungen zu kommen. Cindy McCain, geschäftsführende Direktorin des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen, pflichtet Modi bei. "Wir brauchen die Hilfe lokaler NGOs. Sie arbeiten in Teilen des Landes, zu denen wir keinen Zugang haben", sagte sie in  Paris gegenüber der Presse.

Bürokratische Hürden, um mit lokalen NGOs zusammenzuarbeiten

Aus französischen Diplomatenkreisen hieß es zwar, man unterstütze auch lokale NGOs, aber Gerrit Kurtz, Wissenschaftler in der Forschungsgruppe Afrika und Mittlerer Osten der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, bestätigt, dass nur ein kleiner Teil der Gelder bei lokalen Organisationen ankomme. "Internationale Geldgeber tun sich sehr schwer, mit denen zusammen zu arbeiten, weil das keine registrierten Organisationen mit einem langen Track-Record sind. Sie haben Schwierigkeiten, in ihren bürokratischen Prozessen mit so etwas umzugehen. Das muss besser werden – obwohl man natürlich auch weiterhin die UN braucht", erklärt er gegenüber DW.

Teilnehmer der Konferenz am Verhandlungstisch
Teilnehmer der Konferenz am VerhandlungstischBild: Sarah Meyssonnier/REUTERS

Vertreter von rund 15 Regierungen – aus Europa, Nachbarländern und den USA – verhandelten zudem in Paris über bestehende Friedensinitiativen. Das begrüßte der Außenminister des Tschads: "Wir müssen Druck aufbauen, um eine unmittelbare Waffenruhe zu ermöglichen. Der Sudan ist kurz davor, auseinanderzufallen", sagte Mahamat Saleh Annadif vor Ort.

Doch Thierry Vircoulon, Koordinator der Beobachtungsstelle für Zentral- und das südliche Afrika der Pariser Denkschmiede Ifri, bezweifelt, dass diese Konferenz unter europäischer Ägide viel zu einer friedlichen Lösung des Konfliktes beitragen wird. "Bisher haben sich beide Seiten nicht auf Friedensverhandlungen eingelassen", sagt er gegenüber DW. "Und europäische Staaten haben in dieser Region wenig Einfluss – man wird sie wohl kaum als Vermittler akzeptieren."

Experte Kurtz glaubt, eine Konferenz in Paris könne durchaus die internationale Aufmerksamkeit auf den Sudan-Konflikt lenken. Auf positiven Elan hofft auch Ehsan Babiker von der sudanesischen NGO Nida, die an der Konferenz teilnahm – selbst wenn sie sich mehr als zwei Milliarden Euro Zusagen erhofft hätte. "Der Sudan braucht massive Unterstützung – ich hoffe, diese Konferenz ist nur ein erster Schritt", sagte sie zu DW.