"Parkomanie": Die Gartenkunst des Fürst Pückler
Im 19. Jahrhundert schuf Fürst Pückler in Bad Muskau den größten englischen Landschaftsgarten Europas. Die Ausstellung „Parkomanie“ in der Bonner Bundeskunsthalle zeigt die schönsten Parkanlagen des Gartenkünstlers.
Natur als Kunstwerk
Im Jahr 1815 entstand in der Oberlausitz ein Wunderwerk der Natur: eine einmalige Gartenlandschaft. Wie ein begehbares Bild legte Fürst Pückler die Gartenlandschaft in Bad Muskau an. Ganz im Osten Deutschlands und im Westen Polens schuf er eine 820 Hektar Gartenlandschaft. Das einzige zweistaatliche Weltkulturerbe, das seit dem Mauerfall von Deutschland und Polen gemeinsam gepflegt wird.
Lebemann mit vielen Gesichtern
Pückler war Dandy, Intellektueller und Filou. Morgens lag er im Schloss lange im Bett und traf sich mit Damen der Gesellschaft. Fürst Pückler ließ es sich hier gut gehen. Aber er reiste auch viel herum in Europa, Afrika und bis in den Orient. Liebschaften hatte er überall auf der Welt. Er veröffentlicht Reiseberichte und Briefe. Unterwegs entdeckte er dann seine Leidenschaft zur Natur.
Luftschloss von Schinkel
Pücklers Idee war es, mit Materialien der Natur dreidimensionale Bilder zu malen. Sein Park in Bad Muskau war eine Art Muster seiner Theorien. Der berühmteste Baumeister Preußens, Karl Friedrich Schinkel, sollte das Schloss dafür schaffen. Leider war nicht genug Geld vorhanden. Prinz Friedrich der Niederlande, der Nachbesitzer von Muskau, baute dann doch noch ein Schloss.
Wohnzimmer unter freiem Himmel
In seiner Abhandlung "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei", das noch heute ein Standardwerk für Gärtner ist, erklärt er die Bedeutung des von ihm erfundenen Pleasuregrounds: "Wenn der Park eine zusammengezogene idealisierte Natur ist, so ist der Garten eine ausgedehntere Wohnung [...] man setze auf diese Art [...] die Reihe der Gemächer, in vergrößertem Maßstab unter freiem Himmel fort."
Gärten als Prestigeobjekte
Zu Pücklers wichtigsten Gestaltungselement zählte die Sichtachse. Auch in seinem zweiten Parkprojekt an seinem Alterssitz Branitz legte er viel Wert auf schöne Perspektiven. Auch pflanzte er Bäume aus der Umgebung um - oder züchtete sie in sogenannten "Baumuniversitäten". Besonders am Herzen lag ihm die Rotbuche.
Kunst der Verpflanzung
Ein Geniestreich à la Pückler: Für seine Baumuniversitäten entwickelte der Fürst ganz spezielle Verpflanzungsmaschinen (s. Bild). So konnte er sie leicht in seinen Parks von der Baumuniversität an andere Orte bringen. Manche Exemplare waren 21 Meter hoch.
Königlicher Auftrag
Im Park von Schloss Babelsberg vollbrachte Fürst Pückler im Auftrag des Kaisers Wilhelm I. einen Kraftakt. Der sandige Boden verwandelte sich unter seinen Händen in eine blühende Landschaft. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem mit langen Rohrleitungen bewässerte das trockene Gelände. Er legte künstliche Gewässer und Hügel an, ohne dass der Besucher von dieser angelegten Landschaft etwas merkt.
Paradiesische Landschaft
Fürst Pückler entwickelte sich zum Gartenfetischisten. Unermüdlich schrieb er Abhandlungen darüber, wie die Landschaft auszusehen habe. Sie sollte natürlich aussehen, inszenierte Wildheit schwebte ihm vor. Dazu gehörten buchtenreiche Gewässer, mäandernde Wege und üppige Vegetation. Knapp ein Drittel von Bad Muskau gehört zu Deutschland, der Rest zu Polen. Die Neiße fließt mitten durch den Park.