Patrick Lange ist der Ironman-König
15. Oktober 2017Mit Tränen in den Augen nahm Patrick Lange im Ziel die Glückwünsche entgegen. "Ich kann es nicht glauben", sagte der frisch gebackene Ironman-Weltmeister, "seit ich ein kleiner Junge bin träume ich davon." Lange sicherte sich die Krone im Langdistanz-Triathlon auf Hawaii in einer neuen Rekordzeit von 8:01:39 Stunden. Zwischenzeitlich, so gestand er, habe er aufgeben wollen, weil er sich beim Radfahren nicht wohl fühlte. "Was danach passiert ist, ist unfassbar", beschrieb er seine dramatische Aufholjagd beim Laufen, "die Höhen und Tiefen sind Wahnsinn. Man kämpft die ganze Zeit. Es ist eine Willensleistung." Zweiter nach 3,86 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen, wurde der Kanadier Lionel Sanders vor dem Briten David McNamee. Als Vierter kam Sebastian Kienle, der Sieger von 2014, ins Ziel.
Lange fliegt über die Laufstrecke, Frodeno leidet
Der Vorjahresdritte Lange spielte wieder seine überragende Laufleistung aus. Nacheinander sammelte er die Konkurrenz auf dem langen Queen K Highway ein. Erst rund 6 Kilometer vor dem Ziel passierte er den bis dahin Führenden Lionel Sanders, der der Leichtigkeit und dem Tempo von Lange nichts entgegensetzen konnte. Am Ende schrammte der 31-jährige nur knapp an der magischen Acht-Stunden Marke vorbei.
Titelverteidiger Jan Frodeno, lag bis zur zweiten Wechselzone in aussichtsreicher Position, kämpfte dann aber offenbar mit Rückenproblemen und fiel weit zurück. Nach Dehnübungen und langen Gehpausen setze er jedoch das Rennen fort, ohne Aussicht auf sportliche Meriten, eher aus Respekt für das Rennen und die anderen Athleten. Für diese Geste wurde er entlang der Strecke gefeiert.
Wechsel an der Spitze
Vom Start weg hatte sich ein hochinteressantes Rennen entwickelt. Frodeno drückte beim Schwimmen aufs Tempo, um die Konkurrenz wie Kienle oder Sanders früh zu distanzieren. Das gelang, beide verloren über fünf Minuten auf die Spitze. Nach dem Wechsel jedoch starteten die beiden gemeinsam mit Ex-Radprofi Cameron Wurf eine aggressive Aufholjagd. Noch vor dem Wendepunkt in Hawi hatten sie zur Spitze aufgeschlossen und konnten auf dem Rückweg einen Vorsprung herausfahren. Wurf stellte sein Rad als erster in der zweiten Wechselzone ab und unterbot nebenbei noch den Radrekord von Normann Stadler aus dem Jahr 2006 um über fünf Minuten. Die Bestmarke steht nun bei 4:12:54 Stunden, das entspricht einem Schnitt von 42,85 km/h.
Kienle setzt Sanders unter Druck
Auf der ersten Hälfte des abschließenden Marathons sah alles nach einem Zweikampf zwischen dem Führenden Sanders und Kienle aus. Der Rückstand des Deutschen mäanderte um die zwei Minuten. Von hinten pflügte wie schon im vergangenen Jahr Lange durchs Feld. Erst nach dem berüchtigten Energy Lab, wo die Athleten in enormer Hitze ganz auf sich allein gestellt sind, verließen die beiden Führenden langsam die Kräfte, vermutlich war es die Auswirkung des aggresiven Radsplits.
Sechs Kilometer vor dem Ziel übernahm Lange dann die Führung und lief souverän bis ins Ziel. Kienles Schritte wurden indes immer kürzer und der Mitfavorit wurde schließlich noch vom Briten McNamee überholt. Lange ist nach Frodeno (2015 , 2016), Kienle (2014), Normann Stadler (2004, 2006), seinem Trainer Faris Al-Sultan (2005) und Thomas Hellriegel (1997) der sechste deutsche Ironman-Sieger auf Hawaii.
Ryf gewinnt unangefochten
Bei den Frauen war Daniela Ryf erneut nicht zu schlagen. Die Schweizerin sicherte sich in Kona den dritten Titel in Folge. Dabei zeigte Ryf eine taktische Meisterleistung: Bis kurz vor Ende der Radstrecke hielt sie sich zurück, hatte konstant fünf Minuten Rückstand auf die Führende Lucy Charles. Dann aber drehte sie auf, wechselte als Erste auf die Laufstrecke und lief dann ungefährdet dem Ziel entgegen. Die Britin Charles erkämpfte sich den zweiten Rang, vor der Australierin Sarah Crowley.