Patriotische Schulden
2. März 2009Ein Offenbarungseid ist normalerweise nichts, was man in der Öffentlichkeit stolz vorträgt. Cai Mingchao aber benannte seine Schulden erhobenen Hauptes auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz, denn es sind patriotische Schulden. Und Herrn Cai ist sein Vaterland besonders lieb und teuer: 31 Millionen Euro Schulden hat er für China gemacht. So viel hat der Mann für zwei bronzene Tierköpfe geboten. Ratte und Hase aus dem chinesischen Tierkreis stammen aus der Sammlung von Yves Saint Laurent, die in der vergangenen Woche versteigert wurde. Bezahlen kann er sie nicht, wie er nun freimütig bekannte.
"Jeder Chinese hätte sich erhoben"
"Ich glaube, jeder Chinese hätte sich in dieser Situation erhoben", erklärte er. China bezeichnet die Bronzefiguren als Beutekunst. Sie seien während des zweiten Opiumkriegs aus dem zerstörten Sommerpalast geraubt worden, erklärte die Regierung in Peking und versuchte, die Auktion juristisch zu verhindern, was ihr aber nicht gelang. 1860 hatten britische und französische Truppen die Sommerresidenz des Kaisers verwüstet – als Strafe, denn China hatte es gewagt, ein britisches Opiumschiff zu durchsuchen. Für die Chinesen stehen die Ruinen des Palastes noch heute als Mahnmal gegen den westlichen Imperialismus.
Cai Mingchao ist selbst Leiter eines Auktionshauses in der südchinesischen Stadt Xiamen und arbeitet als Berater für den Fonds für Nationalschätze in Peking. Die Stiftung soll die Rückführung von Beutekunst nach China organisieren. So spektakulär wie dieses Mal ist er allerdings noch nicht in Erscheinung getreten. “Das war eine eine außergewöhnliche Maßnahme, die in einer außergewöhnlichen Situation ergriffen wurde und erfolgreich die Auktion verhindert hat“, rühmte Niu Xianfeng, der Vizedirektor des Fonds die Aktion.
Gemeinsam eine Lösung finden
Was mit Herrn Cais patriotischen Schulden passieren soll, ist noch unklar. In solchen Fällen versuche Christie's mit Käufer und Verkäufer gemeinsam eine Löung zu finden, erklärte eine Sprecherin des Auktionshauses. Dass Cai Mingchao tatsächlich der Käufer ist, wollte sie aber noch nicht bestätigen.
Hoffnung könnte für den Bieter aber auch auf Hilfe von anderer Seite machen. "Wir wollen die Käufer finden und versuchen, mit ihnen zu verhandeln,“ hatte der Pekinger Anwalt Li Xingfeng noch in der vergangenen Woche gesagt. Er war einer der Anwälte, die bis zuletzt vor französischen Gerichten versucht hatten, die Versteigerung noch zu verhindern. Wer weiß, vielleicht zeigt das teure Vaterland ja ein wenig Anerkennung und nimmt Cai seine Schulden ab.