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Alexandra Burghardts doppelter Olympia-Traum

Lorenz Schalling
2. Februar 2022

2021 startete Alexandra Burghardt bereits als Sprinterin bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio. Nun tritt sie bei den Winterspielen in Peking an: im Zweierbob mit Olympiasiegerin Mariama Jamanka.

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Bob-Anschieberin Alexandra Burghardt
Leichtathletin Alexandra Burghardt tritt in Peking als Bob-Anschieberin anBild: Axel Kohring/Beautiful Sports/imago images

Alexandra Burghardt kann es selber kaum fassen. Schon wieder packt sie ihre Koffer, um an Olympischen Spielen teilzunehmen. Denn sie wird auch in Peking dabei sein. Eigentlich finden die Spiele nur alle vier Jahre statt. Aber Burghardt war vor einem halben Jahr schon in Tokio mit dabei: als Leichtathletin. Nun wird sie bei den Winterspielen in den Bob steigen und versuchen, eine Medaille zu gewinnen. "Alle kommen zusammen aus allen Erdteilen, und ich verbinde tolle Werte mit Olympia", sagt Alexandra Burghardt. 

Zu verdanken hat sie ihren Olympia-Doppelstart im Grunde der Corona-Pandemie. Die Leichtathletin galt lange als großes Talent im Sprint, wurde unter anderem  U20- und U23-Europameisterin mit der Staffel. Doch die letzten Jahre waren geprägt von Verletzungen und Stagnation. Im Sommer 2020, als Corona alle Wettkämpfe verhinderte, entschied sich Burghardt für einen Neuanfang. Ohne den Druck des nächsten Wettkampfes und der nächsten Qualifikations-Norm legte sie eine mehrmonatige Leichtathletik-Pause ein. Mit Cross-Training baute Burghardt ihren über Jahre von Verletzungen gebeutelten Körper neu auf.

Deutschlands Schnellste im Jahr 2021

Mit Erfolg. 2021 wurde zu ihrem Jahr. Bei den Deutschen Meisterschaften gewann Burghardt ihre ersten Einzeltitel - über 100 und 200 Meter. Bei den olympischen Sommerspielen in Tokio kam sie ins 100-Meter-Halbfinale und wurde mit der 4x100-Meter-Staffel Fünfte. Außerdem lief sie im vergangenen Jahr auf ihren beiden Strecken neue persönliche Bestzeiten: 11,01 Sekunden über die 100 Meter, 23,00 Sekunden über die 200 Meter.

Alexandra Burghardt (2.v.r.) im 100-Meter-Vorlauf bei den Olympischen Spielen in Tokio
Alexandra Burghardt (2.v.r.) im 100-Meter-Vorlauf bei den Olympischen Spielen in TokioBild: Michael Kappeler/dpa/picture allianc

Jetzt war die 27-Jährige bereit für einen Sportart-Wechsel. Anfragen gab es schon früher aus dem Bobsport, der mit Vorliebe antrittsschnelle Leichtathletinnen und Leichtathleten für die Anschieber-Position rekrutiert. Für Burghardt kamen die ersten Avancen jedoch zu früh: "Ich wollte nicht in eine andere Sportart flüchten, bevor ich nicht mal meine eigene auf die Reihe gekriegt habe. 2021 war ich jedoch sehr zufrieden, habe tolle Fortschritte gemacht und hatte eine emotionale Saison."

Fortschritte im Eiltempo

So wagte sie sich nun doch von der Laufbahn in den Eiskanal - als Anschieberin im Zweierbob: Ein erster Test auf Eis im September 2021, die ersten Fahrten im Bob, die Weltcup-Premiere im November. Im Eiltempo fand sie sich im neuen Umfeld zurecht. "Der größte Unterschied ist, dass man nicht frei läuft, sondern seine Kraft auf das Gerät überträgt", schildert Burghardt ihre Erlebnisse, den rund 180 Kilogramm schweren Bob zusammen mit ihrer Pilotin zu beschleunigen: "Das musste ich auch erst einmal lernen, aber inzwischen sieht es ganz gut aus."

Mariama Jamanka und Alexandra Burghardt beim Weltcup in Winterberg Anfang 2022
Mariama Jamanka und Alexandra Burghardt beim Weltcup in Winterberg Anfang 2022Bild: Caroline Seidel/dpa/picture alliance

Wissbegierig wie sie ist, hat sie schnell Fortschritte gemacht und alles Neue aufgesogen. Beim Weltcup in Altenberg begleitete Burghardt ihre Pilotin Mariama Jamanka zur Streckenbegehung, die sonst eigentlich nur die Fahrerinnen absolvieren. "Es ist manchmal ganz witzig, wenn man Dinge erklären soll, über die man selbst gar nicht mehr nachdenkt", sagt Jamanka. Burghardts Neugier hat auch der Olympiasiegerin einen frischen Blick auf ihren Sport verschafft: "Das führt dann auch mal dazu, dass man selbst gewisse Dinge hinterfragt oder rekapitulieren muss."

"Sie war am Anfang natürlich noch mit technischen Mängeln behaftet, hat aber sofort gezeigt, welches Potential sie hat", sagt Bob-Bundestrainer René Spies und fasst damit Burghardts rasanten Weg zu Olympia zusammen: "Sie hat sehr akribisch an der Technik gearbeitet, hat dabei auch ein paar Entwicklungsschritte übersprungen und es dann in der Kürze der Zeit schon sehr, sehr gut gemacht."

Große Ziele auch als "Gast" im Bob

Burghardts Ausflug in den Wintersport ist bis Ende der Olympischen Spiele in Peking befristet. Danach liegt ihr Fokus wieder ganz auf der Leichtathletik. Trotzdem fährt sie ehrgeizig nach China, schließlich gewann Pilotin Jamanka 2018 Gold in Pyeongchang: "Ich habe wieder Ziele und möchte mit Mariama einen guten Wettkampf machen."

Burghardt mit ihrer Pilotin, der Zweierbob-Olympiasiegerin von 2018, Mariama Jamanka (r.)
Burghardt mit ihrer Pilotin, der Zweierbob-Olympiasiegerin von 2018, Mariama Jamanka (r.)Bild: Caroline Seidel/dpa/picture alliance

Am 18. und 19. Februar stehen die vier Läufe im Frauen-Zweierbob auf dem Programm. Alexandra Burghardt will ihre dritten Olympischen Spiele nach Rio 2016 und Tokio 2021 genießen: "Ich habe immer diesen olympischen Geist spüren dürfen. Es waren für mich unglaublich emotionale Erlebnisse. Ich durfte viele tolle Leute kennenlernen. Deswegen ist es jetzt eine riesige Ehre für mich, dass ich das in so kurzer Zeit gleich nochmal erleben darf."