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Pekings globale Träume

Wan Fang26. März 2015

China will sich verstärkt in die globale Entwicklungsfinanzierung einbringen, zum Missvergnügen der Amerikaner. Pekings Vision einer neuen "Seidenstraße" gibt zu Spekulationen Anlass.

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Gründung der AIIB in der Großen Halle des Volkes (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/Takaki Yajima/Pool

China will stärkeren Einfluss auf die internationale Finanzierung von Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern nehmen. Die Gründung von zwei entsprechenden Bankinstituten in diesem und im vergangenen Jahr geht auf Initiative Chinas zurück: Die Entwicklungsbank der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) mit Sitz in Shanghai und die Asiatische Infrastrukturbank (AIIB) mit Sitz in Peking. An der Bank werden sich gegen die Empfehlung der USA unter anderem auch Großbritannien und Deutschland beteiligen.

Hinzu kommt ein sogenannter "Seidenstraßenfonds", über den Näheres auf der Wirtschaftskonferenz "Boao Forum for Asia" bekannt gegeben werden soll, die derzeit auf der südchinesischen Insel Hainan stattfindet. Hierbei geht es langfristig um die Schaffung neuer Wirtschaftskorridore oder "Seidenstraßen", einmal auf dem Landweg von Westchina über Zentralasien nach Europa und zum anderen auf dem Seeweg über Südostasien bis in den Mittleren Osten und nach Afrika.

Eindrucksvolle Zahlen, die etwa das chinesische Staatsfernsehen meldet, sollen das gewaltige Potenzial der Initiative unterstreichen. 4,4 Milliarden Menschen könnten Nutznießer der beiden "Gürtel" beziehungsweise "Straßen" sein, zu den geplanten Infrastrukturprojekten sollen Eisenbahnverbindungen, Straßen, Industrieparks, aber auch der Ausbau der Informationstechnologie gehören. Nach chinesischen Angaben haben über 50 Länder bereits ihr Interesse an der Initiative bekundet, Tendenz steigend.

Ankunft in Madrid: Güterzug aus Yiwu (Foto: AFP/Getty Images)
Eisenbahnverbindungen zwischen China und Europa bestehen schon.Bild: Pierre-Philippe Marcou/AFP/Getty Images

"Ganze Welt im Blick"

Peking wird bei seinen Wirtschaftsaktivitäten im Ausland häufig für sein unfaires Vorgehen kritisiert: Die Rohstoffe des "Partnerlands" werden unter Einsatz chinesischer Fach- und Arbeitskräfte ausgebeutet, dafür wird sein Markt mit chinesischen Waren überschwemmt. Bei der Seidenstraße soll es anders laufen: "Es ist kein Solo Chinas, sondern eine Symphonie aller beteiligten Länder", sagte Außenminister Wang Yi bei der jüngsten Tagung des Nationalen Volkskongresses im März in Peking. Die Rede ist von zunächst etwa 40 Milliarden US-Dollar, mit denen der Fonds ausgestattet werden soll. In China und in manchen westlichen Medien wird der Vergleich zum Marshall-Plan gezogen, mit dem die USA nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Westdeutschland wirtschaftlich auf die Beine halfen und damit langfristig in das westliche Bündnissystem der NATO integierten.

Will auch China mit Wirtschaftshilfe und "Softpower" dem von Xi Jinping lancierten "chinesischen Traum" - analog zum "American Dream" - zum globalen Durchbruch verhelfen? Chen Dingding von der Universität Macao hält genau das für möglich: "Chinas Initiative hat die ganze Welt im Blick. China träumt viele Träume: den chinesischen, den asiatisch-pazifischen (APEC) und letztlich einen weltumspannenden", schreibt er in einem Aufsatz für das Online-Magazin "The Diplomat."

Die USA haben gegen die neue asiatische Infrastrukturbank Sorgen wegen möglicher mangelnder Transparenz und Bonität vorgebracht. Im Hintergrund steht aber dabei die Abwehr gegen eine gesteigerte globale Rolle Chinas, glauben Experten.

Chinesisches Infrastrukturprojekt Hafen Hambantota in Sri Lanka (Foto: AP)
Chinesisches Infrastrukturprojekt Hafen Hambantota in Sri Lanka ist infrage gestelltBild: AP

Positive Effekte und regionale Probleme

Chefökonom Pan Xiandong vom chinesischen Finanzdienstleister Galaxy Securities betont gegenüber der Deutschen Welle den kooperativen Ansatz, den China verfolge. Die geplanten Infrastrukturmaßnahmen würden sich positiv auf die jeweilige lokale Wirtschaft auswirken. Bei dem Seidenstraßenprojekt gehe es um "multilaterale Zusammenarbeit und gegenseitigen Nutzen." China sei beim Thema Seidenstraße eher in der Rolle des Gebers als des Nehmers, ist in chinesischen Fachkreisen öfters zu hören, anderen Ländern werde dadurch sogar ein "Freifahrschein" für eine Teilstrecke ihrer Wirtschaftsentwicklung gewährt.

Die Vorbehalte der USA gegenüber der AIIB sind laut Zheng Yongniang von der Nationaluniversität Singapur Ausdruck einer einseitigen Sichtweise: "Die Regierung Obama konzentriert sich zu stark auf die Rolle der chinesischen Regierung und vernachlässigt dabei die Rolle des Kapitals", so Zheng gegenüber FT Chinese. Für China werde es nach dem Export seines Kapitals vor allem darum gehen, wie es seine ausländischen Interessen schützen kann.

Auch Pan Xiangdong sieht China mit realen Problemen konfrontiert, die der Verwirklichung des Seidenstraßenprojekts im Wege stehen. Er führt als Beispiele das Abrücken der neuen Regierung Sri Lankas von einem mit China geplanten Hafenprojekt und die instabile Lage in Myanmar an und fasst zusammen: "Vor der Umsetzung des Projektes 'neue Seidenstraße' stehen noch viele regionale Faktoren und Unwägbarkeiten."