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PEN-Zentrum ehrt Bürgerrechtler Liu

12. November 2010

Der chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo ist mit dem Hermann-Kesten-Preis des deutschen PEN-Zentrums ausgezeichnet worden. Doch der Dissident konnte den Preis nicht entgegennehmen - er sitzt in Haft.

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PEN-Schriftzug (Foto: AP)
Bild: AP

Die Umstände der Feier des PEN-Zentrums waren in der Geschichte des Hermann-Kesten-Preises ein einmaliger Vorgang: Weder der 54-jährige Liu Xiaobo noch seine Ehefrau Liu Xia konnten zur Verleihung kommen. Liu Xiaobo ist zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Liu Xia wurde von der kommunistischen Führung unter Hausarrest gestellt.

Liu Xiaobo (Archivfoto: dpa)
Auch den Friedensnobelpreis wird Liu Xiaobo nicht persönlich entgegennehmen könnenBild: picture alliance/dpa

Der Generalsekretär der Schriftstellervereinigung, Herbert Wiesner, würdigte bei der Preisverleihung am Donnerstagabend (11.11.2010) in Darmstadt die Verdienste des Bürgerrechtlers um die Freiheit der Kunst und um die Menschenrechte. Liu sei zu Unrecht und gegen alle politische Vernunft wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Die Preisverleihung solle dagegen ein Zeichen setzen. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert, die zunächst auf ein Sperrkonto eingezahlt werden. Der Preis erinnert an den 1996 verstorbenen ehemaligen PEN-Präsidenten Hermann Kesten.

Einfallsreich und gewaltlos

Tilman Spengler (Foto: DW)
Tilman SpenglerBild: DW

"Liu Xiaobo steht für eine Form des zivilen Engagements, das sich durch seinen dezidiert gewaltlosen Charakter auszeichnet", betonte Laudator Tilman Spengler. Er sprach - hinter sich ein großes Foto des lächelnden Ehepaares - als ob beide im Saal anwesend wären. Der Historiker und China-Kenner zog eine Parallele zur friedlichen Revolution 1989 in Deutschland. "Die Geschichte hat uns gelehrt, dass eine repressive Staatsmacht immer dann besonders dumm dasteht, wenn sie es mit Einfallsreichtum, mit Kunst und mit Gewaltlosigkeit zu tun hat."

Statt Liu Xiaobo nahm die Präsidentin des in Taiwan ansässigen Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrums, Tienchi Martin-Liao, die Urkunde entgegen. "Als gute Freundin und Kollegin von Liu Xiaobo seit einigen Jahrzehnten weiß ich, dass er außerordentlich glücklich und stolz ist, dass er so eine hohe Auszeichnung aus Deutschland bekommt", sagte Tienchi Martin-Liao. Und sie erinnerte daran: Hermann Kesten sei ein Schriftsteller gewesen, der zahlreiche Kollegen vor der Verfolgung durch das Nazi-Regime gerettet und sich für Recht und Freiheit eingesetzt habe.

Rabiate Repressalien

Tienchi Martin-Liao und Johano Strasser (Foto: DW)
PEN-Präsident Johano Strasser überreichte die Urkunde an seine chinesische Kollegin Tienchi Martin-Liao (l.)Bild: DW

Seit der Zuerkennung des Nobelpreises an Liu im Oktober hätten die Repressalien der chinesischen Regierung gegen Andersdenkende noch rabiatere Formen angenommen, berichtete Tienchi Martin-Liao. Mitglieder des Unabhängigen PEN-Zentrums und andere Intellektuelle würden zu Verhören geladen, manche unter Hausarrest gestellt, in ihre Heimatprovinzen verschickt oder eingesperrt.

Liu Xiaobo war Mitbegründer und früherer Präsident des Unabhängigen Chinesischen PEN. Er gilt als einflussreichster Dissident Chinas und sitzt bereits seit Anfang Dezember 2008 in Haft. Zuvor war der frühere Universitätsdozent unter anderem wegen seiner Beteiligung an der Demokratiebewegung auf dem Tiananmen-Platz 1989 rund 18 Monate inhaftiert.

Autor: Christian Walz (dpa, epd)
Redaktion: Gerhard M Friese