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Phil Collins wird 65

Jürgen Brendel30. Januar 2016

Irgendwie kann er doch nicht aufhören: Phil Collins hatte schon seine Karriere bei Genesis und Solo beendet. Dann stand er wieder auf der Bühne und jetzt kommt eine Retrospektive und eine Tour zu seinem 65. Geburtstag.

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Bildergalerie Phil Collins
Bild: picture alliance/Jazzarchiv/H. Schiffler

Es gab auch ein Leben vor Genesis für Phil Collins. Schon sehr früh agierte er als Kinderdarsteller und sogar als Model für Strickmoden. Musikalisch war er auch bereits aktiv, in einer wenig bekannten Formation namens "Flaming Youth". Er besuchte eine Schauspielschule und hatte eine Komparsenrolle in dem Beatles-Film "A Hard Day's Night". Der entscheidende Startschuss für eine beispiellose Karriere kam allerdings 1970 mit einer Annonce im Melody Maker. Die Progressive Rockband Genesis suchte einen Schlagzeuger.

Der Start mit Genesis

Philip David Charles Collins, geboren am 30. Januar 1951, fand sich also bei der Band ein und wurde prompt engagiert. Der für den US-Markt etwas sperrige Progrock Anfang der 1970er Jahre machte es der Band schwer, aber mit Collins kraftvollem Schlagzeugstil und strafferen Kompositionen machte sich Genesis nach und nach einen Namen auch in Amerika.

Die Spannungen in der Band bei der Produktion zum Album "The Lamb Lies Down on Broadway" führten dazu, dass Sänger Peter Gabriel nach der dazugehörigen Tour 1975 bei Genesis ausstieg. 400 Kandidaten sollen dann in der Folge vorgesungen haben, aber letztlich entschied man sich dazu, Phil Collins als Sänger zum Frontmann zu küren. Kritiker sahen bereits das Ende der Band gekommen, aber das Gegenteil trat ein. Das erste Album mit Phil Collins als Sänger, "A Trick oft the Tail", wurde in den USA zum Top-40-Erfolg. Live holte sich das geschrumpfte Band-Trio den amerikanischen Schlagzeuger Chester Thompson an die Drums, und es entwickelten sich spannende Trommelduette zwischen ihm und Collins, der immer wieder auch den Part eines zweiten Drummers übernahm.

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Genesis auf der BühneBild: picture alliance/Jazzarchiv/H. Schiffler

Nicht zuletzt unter dem Einfluss von Phil Collins veränderte sich der Musikstil von Genesis in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre. Die Songs wurden kürzer, die Struktur transparenter und insgesamt kommerzieller, jedoch ohne gleichzeitig flach zu wirken.

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Bild: picture alliance/Jazzarchiv/H. Schiffler

Die Solo-Karriere

Als ob man mit dem Erfolg zusammen mit Genesis nicht schon beschäftigt genug gewesen sein konnte, betrieb Collins nebenher auch noch eine Jazz-Fusion-Formation mit dem Namen "Brand X". 1981 folgte dann das erste Solo-Album von Phil Collins, "Face Value". Seinen ersten großen Hit konnte er mit "In The Air Tonight" aus seinem zweiten Solo-Album "Hello, I Must Be Going" landen. Der Titel kletterte 1982 bis an die Spitze der deutschen Charts. Seinen ersten Grammy als Solo-Künstler erhielt er für die beste männliche Gesangsdarbietung in "Against All Odds (Take a Look at Me Now)", den zweiten direkt ein Jahr später für das Album des Jahres "No Jacket Required".

Die 1980er Jahre waren Phil-Collins-Jahre. Alles schien zu gelingen und der Erfolg setzte sich auch in den 1990ern weiter fort. Kritiker waren ganz offen müde, seinem Stil zu folgen – ganz im Gegensatz zu seinen Fans. Auch die Trennung von Genesis 1996 brachte ihn nicht ab vom Erfolgskurs, der 1999 mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame belohnt wurde. Er fand auch wieder zurück zur Schauspielerei, übernahm eine kleine Rolle in Miami Vice, spielte in den Kino-Filmen "Buster" und "Hook". Ihn als Workaholic zu bezeichnen, war für diese Jahre sicher keine Übertreibung.

Seine große Stunde schlug in Hollywood mit der Verleihung des Oscars für den besten Song "You'll Be in My Heart" aus dem Disney-Film "Tarzan" im Jahr 2000. Für den Soundtrack dazu gab es noch einmal einen Grammy obendrauf. Vielleicht war er seines eigenen Erfolgs überdrüssig, vielleicht spielten gesundheitliche Probleme - wie Gerüchte wissen wollten - eine Rolle: Drei Jahre später kündigte er seine letzte Live-Tour an. Phil Collins wäre aber nicht Phil Collins gewesen, wenn da nicht auch ein Augenzwinkern mit dabei gewesen wäre. Ironischerweise betitelte er die Tournee "First Final Farewell Tour" mit Seitenhieb auf Kolleginnen und Kollegen, die immer aufs Neue letzte Tourneen starten.

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Ein Rastloser: Phil CollinsBild: picture alliance/dpa/A. Gindl

Künstlerischer Abschied in Etappen

Kaum hatten die Fans verstanden, dass es Genesis in gewohnter Weise nicht mehr geben würde, da ließ Collins durchblicken, dass er einer Reunion nicht abgeneigt war. Im Jahr 2007 war es dann soweit: Mit der Reunion-Welttour feierten die verbliebenen drei Mitglieder der Band Michael Rutherford, Tony Banks und Phil Collins 40 Jahre Genesis. Auch die Ankündigung des Endes seiner künstlerischen Karriere 2011 weicht immer weiter auf. Vor drei Jahren gab er bekannt, wieder an neuem Material zu arbeiten, zum 65. Geburtstag gibt es nun eine CD-Retrospektive - und die Spekulationen um eine geplante Tour im Verlauf des Jahres schlagen hohe Wellen: Wer nichts verpassen will, kann sich jetzt schon mal Tickets im Netz sichern.