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Photovoltaik boomt weltweit: Was bringt das für's Klima?

26. September 2024

Im globalen Strommix liegt die Photovoltaik inzwischen bei sechs Prozent, der Ausbau schreitet weiter voran. Welche Staaten preschen vor und was bringt das für's Klima?

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Luftbild von langen Reihen Solarmodule im Photovoltaik-Kraftwerk Shichengzi, die im goldenen Licht der Abendsonne leuchten. Die Region hat die längste Sonnescheindauer in China.
China setzt auf Solarkraft: Zehn Prozent des riesigen Strombedarfs wird inzwischen mit Solarmodulen erzeugt Bild: Hu Huhu/Xinhua/dpa/picture alliance

Der globale Energiebedarf wächst und Solarenergie deckt einen immer höheren Anteil davon. Zwar haben weltweit noch immer Kohle (35 Prozent) und Gas (22 Prozent) den größten Anteil an der Stromerzeugung, doch der Mix verändert sich. Hatte 2015 die Solarkraft weltweit nur ein Prozent Anteil im Strommix, sind es inzwischen schon sechs Prozent. Tendenz: stark steigend. Wie schnell geht der Ausbau voran und wer sind die Spitzenreiter?

Wie viele Solarkraftwerke werden weltweit gebaut?

2023 wurden weltweit neue Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von insgesamt 447 Gigawatt (GW) gebaut. Das erhöhte laut dem europäischen Dachverband der Solarindustrie SolarPower Europe die globale Solarstromerzeugung in nur einem Jahr um 38 Prozent auf 1624 Gigawatt (GW).

Deutlich kleiner war im selben Zeitraum der Ausbau von Windkraft (+117 GW) und Kohlekraftwerken (+70 GW), die vor allem in China und Indien ans Netz gingen. Bei Wasserkraft (+7 GW), Erdgas (+6 GW) und Biomasse (+4 GW) gab es nur wenig Zubau. Und die weltweite Kapazität für Atomenergie sank 2023 um zwei GW, weil mehr Altanlagen stillgelegt wurden.

Laut allen Prognosen wird in den nächsten Jahren der Ausbau von Solarkraft weltweit weiter kräftig zulegen. In den nächsten fünf Jahren könnten jährlich 20 Prozent mehr Anlagen gebaut werden. Das prognostiziert SolarPower Europe in seinem mittleren Szenario vom Global Market Outlook For Solar Power. Im Jahr 2028 läge demnach die weltweit installierte Solarleistung bei 5117 GW und wäre damit größer als die derzeit installierte Leistung von allen Kohle-, Gas-, Öl- und Atomkraftwerken zusammen mit rund 4930 GW.

Sinkende Kosten beschleunigen den Solarausbau

Vor allem die Massenproduktion in chinesischen Fabriken hat die Modulpreise drastisch gesenkt. Damit sanken auch die Kosten für die Solarstromerzeugung in den letzten 15 Jahren weltweit um über 80 Prozent. In den meisten Regionen ist Solarstrom inzwischen die günstigste Energie.

In einer sonnenreichen Region kann Solarstrom in einem Solarpark für 3,5 bis 5,4 Eurocent pro kWh erzeugt werden. Das zeigt eine aktuelle Studie von Fraunhofer ISE. In sonnenarmen Ländern wie Deutschland kostet die Stromerzeugung im Solarpark etwa 4,1 bis 6,9 Cent pro kWh – das ist deutlich weniger als die Hälfte im Vergleich zu Strom aus neuen Gas-, Kohle- oder Atomkraftwerken.

Wie schnell geht der Solarausbau in verschiedenen Ländern?

Der Solarausbau boomt vor allem in Asien und ganz besonders in China. Dort wurden 2023 Solaranlagen mit einer Leistung von 253 GW neu ans Stromnetz angeschlossen, was die nationale Kapazität auf 656 GW erhöht.

Solaranlagen decken laut IEA inzwischen rund zehn Prozent des chinesischen Strombedarfs. In diesem Jahr soll eine weitere Kapazität von 299 GW dazukommen.

Bisher bezieht China 61 Prozent Energie aus Kohle und gehört zu den größten CO2-Emittenten. Die britische Denkfabrik EMBER geht davon aus, dass die Kohleverstromung in China deshalb sinken wird und damit auch der Ausstoß von CO2.

Auch in anderen Ländern wurde die Photovoltaik weiter ausgebaut. Australien hat bis Ende 2023 eine Solarkapazität von 36 GW aufgebaut, damit werden 15 Prozent des Stroms erzeugt. In Japan mit einer Solarkapazität von 90 GW sind es rund zwölf Prozent und in Indien (90 GW) rund elf Prozent des nationalen Bedarfs.

Mit einer installierten Leistung von neun GW Photovoltaik deckt Chile rund 20 Prozent seines Strombedarfs, Brasilien (39 GW) elf Prozent, und die USA (173 GW) und Mexiko (11 GW) jeweils sechs Prozent.

Die EU insgesamt hat bis Ende 2023 eine Solarkapazität von 269 GW. Der Anteil von Solarstrom im EU-Strommix liegt inzwischen bei rund zehn Prozent. Jeweils 21 Prozent im Strommix macht Solarstrom in Spanien (36 GW), den Niederlanden (33 GW) und Griechenland (7 GW). In Deutschland (92 GW) werden rund 14 Prozent des Stroms damit erzeugt, in Polen (17 GW) zwölf Prozent und Bulgarien (4 GW) etwa elf Prozent. 

In sonnenreichen Regionen wie Afrika und dem Nahen Osten ist das Solarpotential besonders groß, jedoch wird es dort bisher noch relativ wenig genutzt. Doch das wird sich laut Prognosen von Solarpower Europe schnell ändern. Bis 2028 soll dort die Kapazität von derzeit 48 GW auf 222 GW vervierfacht werden.

Die Türkei (11 GW), Südafrika (6 GW) und die Vereinigten Arabischen Emirate (5 GW) decken mit Solarenergie jeweils rund sieben Prozent ihres Strombedarfs. Israel hat eine Solarleistung von 4 GW, das reicht für 15 Prozent des Strombedarfs und im Ölstaat Saudi Arabien (3 GW) sind es nur rund zwei Prozent.

Reicht Solarboom für die 1,5-Grad-Grenze?

Forscher haben ausgerechnet, wie die Erde komplett mit erneuerbaren Energien günstig versorgt werden könnte. Dabei spielt vor allem Solarkraft eine Schlüsselrolle.

Laut einer im Wissenschaftsmagazin ScienceDirect veröffentlichten Studie wären dafür Solarmodule mit einer installierten Leistung von 104.000 Gigawatt weltweit nötig, 50-mal mehr als derzeit installiert. Solarexperten halten diesen Umbau bis 2050 für machbar, sogar deutlich früher wenn der Solarausbau schneller vorangetrieben wird.

Doch zusätzlich muss gleichzeitig CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden, so ein UN Report. Denn sonst kann das Ziel des Pariser Klimaabkommens nicht mehr gehalten werden, die Erderwärmung bei 1,5-Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. 

Redaktion: Anke Rasper

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Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion